Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Jager der Wuste
Vom Netzwerk:
dachte ich doch, Caramon sei tot, du
nicht? Macht es etwas aus, ob Raistlin einen Bruder hat? Ich
habe dir schließlich gesagt, daß er eine Schwester hat. Na
ja, eigentlich eine Halbschwester, wenn man es genau – «
»Warte!« Fesz hielt eine Hand hoch. Dann nahm er mit
einem tiefen, müden Seufzer seine Schreibfeder heraus und
begann, etwas auf ein Stück Pergament zu kritzeln. Er hielt
inne, dachte nach und sah auf Tolpan herunter. »Bevor wir
weitermachen«, sagte er mit außerordentlichem Bemühen
um Geduld, »hat Raistlin noch weitere Schwestern oder
Brüder, von denen du bisher noch nichts gesagt hast?«
»Nein«, sagte Tolpan gereizt. Er wußte nicht recht, warum Fesz so aufgebracht war. »Jedenfalls nicht, daß ich
wüßte.«
»Nur Kitiara und Caramon.«
»Mhmm.«
Fesz schrieb etwas auf und steckte den Zettel in die Tasche.
»Ich frage mich, welcher geflohen ist, Sturm oder Caramon…« murmelte Tolpan.
»Wir müssen nach Atossa und es herausfinden«, erklärte
Fesz.
Tolpan grinste glücklich über das ganze Gesicht.
»Nachdem ich vor dem Obersten Kreis gesprochen habe«, fügte der Minotaurenschamane hastig hinzu.
»Der Oberste Kreis… hui!« rief Tolpan aus. »Ich habe
noch nie einen ganzen Kreis von Obersten Sonstwers kennengelernt. Ich kann es kaum erwarten!«
Von hinten legte Dogz dem Kender seine schwere Pranke
auf die Schulter.
»Es tut mir wirklich leid, Tolpan, mein Freund«, sagte
Fesz mit großem Ernst, »aber ich muß allein gehen. Der
Oberste Kreis wäre nicht glücklich darüber, wenn ich einen
Kender mitbrächte.«Um einen großen, runden Eichentisch
im größten Saal des Palastes saßen acht grimmige, gehörnte
Minotauren – neun, wenn man den König mitzählte, der zu
dieser dringlichen Versammlung aus seiner Hauptresidenz
in der südlich gelegenen Stadt Nethosak angereist war.
Während die anderen nur verstimmt aussahen, sprühte der
wilde König vor mörderischer Wut, die er kaum in Schach
halten konnte. Der König hatte andere wichtige Dinge vorgehabt und schätzte es gar nicht, seine Pläne ändern zu
müssen.
Im Uhrzeigersinn links vom König ging die Reihe der
acht Mitglieder des Obersten Kreises mit Inultus los, der
die Miliz und die Polizei der Minotauren befehligte. Er war
mit Emblemen und Abzeichen, die seinen Rang verrieten,
nur so gepflastert. Neben ihm saß Akz. Sein Spitzname war
Attacca, doch niemand wagte es, ihm diesen ins Gesicht zu
sagen. Er war der Befehlshaber über die minotaurische Marine. Akz haßte Inultus und umgekehrt. Ihre Feindschaft
war bekannt, doch sie waren gezwungen, zum Besten des
Königreichs politisch zusammenzuarbeiten. Akz trug
nichts auf seiner breiten, muskulösen Brust. Seine Kleidung
bestand einzig aus einem juwelenbesetzten Lederstreifen,
der seine kräftigen Lenden umgürtete.
Neben Akz saß der Älteste unter ihnen, ein runzliger Minotaurus mit grauweißen Haarbüscheln namens Victri. Er
war der Vertreter der ländlichen Minotauren, die das Land
bestellten und in den wenigen fruchtbaren Gegenden der
Inseln einsame Staatshöfe verwalteten. Obwohl die meisten
Krieger, die etwas auf sich hielten, die Bauernminotauren
verachteten, waren diese für die Wirtschaft und Stabilität
der Inseln lebenswichtig. Außerdem hatte Victri am längsten im Obersten Kreis gedient. Jeder kannte seinen Ruf als
ehrenhafter, weiser Mann. Abgesehen davon war Victri ein
kühner Krieger, der sich in der Schlacht hervorgetan hatte.
Da er wie ein Landmann gekleidet war, trug Victri mehr
Kleider als jedes andere Mitglied des Obersten Kreises, einschließlich eines schweren Schals über seinen breiten Schul
tern.
Neben Victri saß Juvabit, ein Historiker und Gelehrter in
einer Gesellschaft, die Gelehrsamkeit nicht besonders wertschätzte. Obwohl er nach minotaurischen Maßstäben ein
gebildeter Mann war, konnte man Juvabit mit seiner häßlichen Schnauze, den gekrümmten Hörnern und den gespaltenen Hufen äußerlich nicht von den anderen unterscheiden. Das einzige, was auf seine Stellung hinwies, war eine
Quaste aus dünnen Goldfäden, die ihm über eine Schulter
baumelte. Sie symbolisierte den Orden des Königs, die
höchste Auszeichnung des Staates, und Juvabit war der
einzige Anwesende, der sich diese verdient hatte. Das
machte Juvabit allerdings höchstens noch überheblicher als
die übrigen, denn er war davon überzeugt, daß die anderen
Mitglieder des Obersten Kreises Schafsköpfe waren. Er
hielt sich nicht nur für klüger als jeden anderen,

Weitere Kostenlose Bücher