Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
langen
Sturz auf dem Kopf landet.«
Der nachsichtige Fesz erwiderte das böse Lächeln des
Kenders.
Die Arena ihrerseits war architektonisch phantastisch,
auch wenn die Spiele für Tolpans Geschmack als Unterhaltung ein wenig langweilig waren. Tausende von Sklaven
hatten unter der Peitsche geschuftet, um das riesige, steinerne Gebäude mit den hohen Mauern, den eindrucksvollen Eingängen und den bequemen Zuschauerreihen zu errichten. Viele tausend weitere waren bei den barbarischen
Wettkämpfen auf der gestampften Erde der Arena umgekommen, die alle zwei Monate stattfanden und alle Einwohner der Stadt anzogen. Die Minotauren waren ganz
versessen auf ihren Nationalsport: zuzusehen, wie zwei
Gladiatoren zum Kampf auf Leben und Tod gegeneinander
antraten.
Tolpan und Fesz verbrachten einen sonnigen Nachmittag
in einer Privatloge, die für den König und seine Gäste reserviert war. Die Loge lag direkt gegenüber der Eingangsrampe, die von den Katakomben heraufführte, welche als
Warteraum für die Gladiatoren dienten.
Menschenpack kämpfte gegen Menschenpack. Beide
Kämpfer trugen enge Kleider und grausame Waffen. Beide
waren schnell und stark.
Tolpan konnte sie partout nicht auseinanderhalten. Er
konnte kaum seine müden Augen offenhalten, als ihr unbarmherziger Zweikampf scheinbar stundenlang andauerte.
Jubelnde, kreischende, höhnische Minotauren und Menschenpiraten füllten das Kolosseum bis zum letzten Platz.
Es war eine festliche Atmosphäre. Manche der Stiermenschen wurden von Frauen und Kindern begleitet. Jeder jubelte dem zu, auf den er gewettet hatte.
Einer der Gladiatoren war dem Angriff des anderen ausgewichen, schlug ihm seinen Schild ins Gesicht und stieß
sein Langschwert durch seinen Hals. Das Publikum grölte
und verlangte, daß der Verlierer geköpft werden sollte. Der
siegreiche Mensch gehorchte. Dann stolzierte er in der Arena herum und unterhielt die Menge, indem er den bluttriefenden Kopf nach oben hielt.
»Überhaupt«, gähnte Tolpan, »da fällt mir etwas ein. Ich
hätte wirklich gern meinen Hupak wieder. Das ist meine
einzige richtige Waffe, und außerdem ist er für mich von
persönlichem Wert.«
»Wo ist denn dein Hupak?« knurrte Fesz fürsorglich.
»Er war an meinem Rucksack«, erklärte Tolpan, »bis alles, was ich hatte, beschlagnahmt wurde. Ich hätte ihn
wirklich gern zurück.«
»Hättest du nicht auch gern den ganzen Rucksack zu
rück?« fragte Fesz.
»Na klar.«
Den ganzen nächsten Tag verbrachten sie in der Werft.
Tolpan fand das sehr interessant. Er konnte deutlich erkennen, daß sich die Minotauren eifrig auf einen großen Krieg
oder so etwas vorbereiteten. Überall lag stapelweise Bauholz. Hunderte von Menschensklaven, die von grimmigen,
waffenstarrenden Minotauren beaufsichtigt wurden, rannten eifrig wie Ameisen durch die Gegend. Sie arbeiteten mit
Werkzeugen wie Breitbeil, Säge und Bohrer.
»Bei Nacht geht die Arbeit weiter«, erklärte Fesz. »Die
Werft wird dann von Fackeln erhellt. Wir müssen für Sargonnas bereitstehen, wenn er Einlaß in diese Welt erhält.«
Tolpan nickte. Er wußte bereits alles, was Fesz und der
Nachtmeister und das minotaurische Königreich im Sinn
hatten. Fesz hatte es ihm Stück für Stück erzählt, während
Tolpan Fesz von Raistlin Majere erzählt hatte.
Die Jalopwurz war Teil eines geheimnisvollen Zauberrituals, den der führende Schamane der Minotauren sprechen wollte, um ein Portal zu öffnen und den bösen Gott in
die Welt der Materie einzulassen. Sargonnas würde das
minotaurische Königreich bei seinem erklärten Ziel führen,
die minderwertigen Rassen Ansalons – also alle, die keine
Minotauren waren – zu unterwerfen.
So wie Fesz es Tolpan erzählt hatte, mußte der Spruch an
einem ganz bestimmten Tag gesagt werden, wenn Sonne,
Monde und Sterne in ganz bestimmten Winkeln am Himmel standen.
»Sehr bald«, hatte Fesz gezischt. »Sehr, sehr bald.«
Da Tolpan selbst böse war, war er natürlich äußerst aufgeregt, daß ein böser Gott kommen würde. Er hoffte, er
könnte Sargonnas kennenlernen. Das war einer der Gründe, warum sich der Kender so sehr um die Freundschaft
mit Fesz bemühte.
»Bist du sicher, daß die Minotauren ohne Unterstützung
die ganze Welt erobern können?« fragte Tolpan unschuldig, während ein besorgter, nachdenklicher Ausdruck über
sein Gesicht glitt. Er sah sich auf der Werft um, wo zahlreiche Kriegsschiffe der Fertigstellung entgegensahen. Sie waren ziemlich eindrucksvoll, aber es gab so viele Menschen
und
Weitere Kostenlose Bücher