Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
Zwerge und Elfen und Kender und Gnome und andere Rassen da drüben auf dem Festland. Vielleicht saßen die
Minotauren schon so lange auf ihren abgelegenen Inseln
fest, daß sie gar keine Ahnung hatten, welche enorme Gegnerschaft sich ihnen entgegenstellen würde.
»Sehr klug von dir, Tolpan«, sagte Fesz, der seine Stimme
zu einem leisen Grollen senkte und vorsichtshalber einen
Blick über die Schulter warf. »Nein. Obwohl wir eine mächtige Rasse sind, brauchen und suchen wir Verbündete. Wir
haben vorsichtige Abkommen mit den Ogern und ihren
Meeresvettern, den Orughi, getroffen. Wir haben diplomatischen Kontakt mit den Trollen aufgenommen, obwohl das
eine so chaotische Rasse ist. Auch zu bestimmten Barbarenstämmen. Es gibt auch bestimmte andere, ähm, Elemente,
die du nicht kennen dürftest – ich darf nicht über sie sprechen, aber sie werden sehr wichtig für unsere vereinten
Truppen sein, wenn der Eroberungsplan gutgeht.«
»Was ist mit den Kendern?« fragte Tolpan ein klein wenig verstimmt. »Meinst du nicht, die Kender könnten auch
etwas beisteuern?«
»Ja, natürlich«, sagte Fesz etwas aus dem Konzept gebracht. »Ich weiß nicht, warum ich die Kender ausgelassen
habe. Kender könnten sehr hilfreich sein, wenn sie alle ungefähr so sind wie du. Wir wissen allerdings sehr wenig
über Kender und hatten sie bisher in unsere Überlegungen
nicht einbezogen.«
Tolpan plusterte sich auf. »Ich könnte vielleicht mit der
Rasse der Kender verhandeln«, sagte er. »Schließlich bin
ich in Kenderheim nicht ganz unbekannt. Jedenfalls war ich
das, als ich das letzte Mal dort war, und das war, hm, vor
zehn oder zwanzig oder dreißig Jahren – vor meiner Zeit
der Wanderlust. Mein Onkel Fallenspringer ist selbstverständlich eine viel, viel bekanntere Person.« Tolpan runzelte die Stirn, als ihm etwas einfiel. »Obwohl ich nicht sicher
bin, daß Onkel Fallenspringer mitmacht, denn der ist ziemlich brummig seinen Freunden gegenüber. Mit seinen
Feinden geht er allerdings auch nicht gerade freundlich
um.« Der Kender dachte einen Augenblick nach. Dann hellte sich seine Miene auf. »Aber da ich schon eine ganze Weile nicht mehr dort war, ist es ziemlich wahrscheinlich, daß
Onkel Fallenspringer nicht mehr in Kenderheim wohnt
und somit keinerlei Problem mehr darstellt!«
»Gut«, knurrte Fesz wohlüberlegt. »Ich werde darauf
achten, dem Nachtmeister alles über die Kender und ihre,
ähm, Einsatzmöglichkeiten mitzuteilen.«
»Sag ihm, daß es meine Idee war«, strahlte Tolpan.
Fesz nickte und schrieb das auf.
Als sie von der Werft zurückkamen, wartete Dogz mit
einer Botschaft des Königs. Dogz gab Fesz die Nachricht.
Tolpan jedoch sah er nicht einmal an. Der Minotaurus
schlug die Augen nieder, als würde er sich für seinen Kenderfreund schämen.
Tolpan reckte den Hals, um mitzulesen: Zwei Menschen bei
Atossa gefangen. Einer von ihnen auf unerklärliche, vielleicht
magische Weise entkommen. Vielleicht ist er der Raistlin, den ihr
sucht? Sofort dem Obersten Kreis mitteilen.
Der KönigFesz sah Tolpan fragend an.
»Hm«, sagte der Kender. »Ich weiß nicht. Ich glaube
nicht, daß es Raistlin ist. Da steht, es sind zwei Menschen.
Raistlin ist nur einer. Abgesehen davon ist Flint ein Zwerg
und Tanis ein Elf – nun ja, ein Halbelf, aber er wird nicht so
gern an sein menschliches Erbe erinnert. Darum glaube ich
nicht, daß es Raistlin ist.«
Fesz legte seine bullige Stirn in Falten.
»He, warte mal!« fügte Tolpan aufgeregt hinzu. »Vielleicht sind es Sturm und Caramon. Das sind zwei Menschen. Sie müßten tot sein, und ich glaube nicht, daß sie
zaubern können, aber vielleicht hat Raistlin Caramon ein
paar Tricks beigebracht, als sie klein waren, oder so. Ich
wette, sie sind es. Oh, Mann! Sturm und Caramon sind am
Leben. Ich frage mich, wer von ihnen geflohen ist.«
»Sturm und Caramon«, knurrte Fesz. »Das sind die zwei
Männer, die ins Blutmeer geworfen wurden.«
»Stimmt.«
»Mal angenommen, sie leben noch«, überlegte der Minotaurenschamane. »Warum hätte Raistlin Caramon das
Zaubern beibringen sollen, als sie noch Kinder waren?«
»Ich weiß nicht«, antwortete der Kender. »Außer vielleicht, weil sie Zwillingsbrüder sind.«
»Sie sind Brüder?« Fesz brüllte regelrecht. Selbst Dogz
zuckte zusammen. Fesz mußte seine Stimme senken und
bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. »Du hast mir nie
erzählt, daß Raistlin einen Bruder hat!«
Der Kender zuckte mit den Achseln. »Du hast mich nie
gefragt. Außerdem
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