Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
Dreizack in einem weiten Kreis in der Hoffnung, einen der verhaßten Vogelmenschen zu treffen.
Zwei Dornenkeulen trafen ihn gleichzeitig. Der Minotaurus stürzte und sank mit einem entsetzlichen Schrei in die
Lavagrube, während die Vogelmenschen aus der Arena
brausten und zum Himmel aufstiegen.
Blut strömte aus den Wunden, die für immer Narben auf
Tossaks Gesicht hinterlassen würden. Der Minotaurus
stand auf der Brücke und schüttelte die Faust mit dem
Handschuh gegen den Himmel.Der Nachtmeister auf Karthay machte sich wegen der wachsenden Anzahl unheilverkündender Vorzeichen allmählich Gedanken.
Er hatte bereits entschieden, daß es Zeitverschwendung
wäre, die Menschenfrau zu foltern. Außerdem lag ihm gar
nicht so viel daran, sie zu quälen.
Er hatte viel wichtigere Pläne mit ihr. Sie würde als Köder
für die anderen Menschen dienen, die in der Gegend gesichtet worden waren. Wenn das nicht klappte, würde sie bei
dem Spruch für Sargonnas von Nutzen sein – als Blutopfer.
Die junge Frau hatte ihnen wirklich zu schaffen gemacht,
seit beobachtet worden war, wie sie um das Lager des
Nachtmeisters in den vulkanischen Ruinen der einst berühmten Stadt Karthay herumschlich.
Obwohl sie höchstens halb so groß war wie ein durchschnittlicher Minotaurus, hatte sich die Menschenfrau nicht
schlecht geschlagen. Einem Minotaurus hatte sie mit dem
Schwert den Hals durchbohrt, und einem anderen hatte sie
die Hand abgeschlagen, bevor sie gefaßt worden war.
Nachdem die schlanke, dunkelhaarige, laut fluchende Frau
ins Lager geschleppt worden war, hatte sie sich geweigert,
dem Nachtmeister auch nur das Geringste über sich oder
ihr Vorhaben zu verraten.
Erst durch sein ausgezeichnetes Spionagenetz fand der
Nachtmeister heraus, daß sie die Halbschwester des jungen
Magiers Raistlin aus Solace war – Kitiara Uth Matar. Und
wenn Kitiara auf Karthay war, würde Raistlin Majere auch
bald kommen.
Kitiara wurde in Sichtweite des Lagers in einer Art Zelle
festgehalten, einem großen Käfig aus Holzlatten, den die
Minotauren aus Lacynos für Tiere hergebracht hatten. Zunächst war sie unendlich lästig gewesen, denn sie fauchte
und spuckte dauernd die Minotauren an, die bei ihr Wache
hielten. Jetzt hatte der Nachtmeister Kitiara mehrere Tage
hungern lassen, worauf sie sich allmählich etwas beruhigte.
Es war nicht Kitiara Uth Matar, die dem Nachtmeister
Sorgen machte.
Es war das Gefühl – wie ein Stein in seinem Herzen –,
daß etwas gewaltig schieflief. Zuerst waren da der Kender
und seine beiden menschlichen Begleiter, die das Jalopwurzpulver von dem Verräter Argotz gekauft hatten. Mit
Argotz hatte er abgerechnet, und der Kender war gefangengenommen und in einen Verbündeten verwandelt worden. Fesz verbürgte sich für die Ergebenheit von Tolpan
Barfuß und war mit ihm auf dem Weg nach Karthay.
Die beiden Menschen hätten im Blutmeer ertrinken müssen, hatten jedoch irgendwie überlebt und waren im Gefängnis von Atossa aufgetaucht. Unglücklicherweise hatte
der Nachtmeister davon zu spät erfahren. Auf irgendeine
geheimnisvolle Weise, die die Gefängnisbeamten noch immer nicht durchschauten, war einem der Menschen die
Flucht geglückt. Das war Raistlins Zwillingsbruder, Caramon. Das allein war schlimm genug.
Jetzt kam die Nachricht, daß auch der andere Mensch
entkommen war – auf erstaunliche Art. Nachdem der
Möchte-Gern-Ritter von Solamnia zum Tod in der Grube
des Untergangs verurteilt worden war, hatten die Kyrie
diesen Sturm Feuerklinge im letzten Moment durch einen
Luftangriff gerettet. Trotz aller Bemühungen der minotaurischen Soldaten waren die Kyrie nach Norden geflohen, in
ihren verborgenen Schlupfwinkel in den Bergen.
Die Nachricht von Fesz besagte, daß der böse Kender,
Tolpan Barfuß, schwor, er hätte gesehen, daß Caramon Majere die waghalsige Rettungsaktion bei Tageslicht befehligt
hatte.
Die beiden Menschen, Caramon und Sturm, mußten eine
Art Bündnis mit den Vogelmenschen geschlossen haben,
den erklärten Feinden der Minotauren.
Das war wirklich beunruhigend, wie der Nachtmeister
fand.
Auch dem Obersten Kreis wurde bei den Berichten von
diesen Geschehnissen unwohl. Dazu kam, daß sich die Orughi zierten, große Truppen dem Kommando der Minotauren zu unterstellen. Die Ogerstämme hatten geradeheraus gesagt, daß sie nicht an dem Versuch der Versklavung
der Welt teilnehmen würden, bis sie den Beweis für die
Existenz von Sargonnas gesehen hatten.
Auch auf andere
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