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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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so vieles zu vergessen: dass irgendwo da draußen die Illusionierer vielleicht ein Interesse an meinem Tod hatten, weil sie ein Kind wollten; dass irgendwo da draußen die Verheerung war, die offenbar uns alle verabscheute; dass hier im Labyrinth der Mann, den ich liebte, im Begriff war, eine Frau zu heiraten, die versucht hatte, mich zu töten.
    Ich war also dankbar für diese Nächte, in denen ich so müde war, dass ich auf meiner Pritsche zusammenbrach und vollkommen erschöpft sofort einschlief und bis zum Morgengrauen nichts mehr spürte.
    Es blieb nicht aus, dass ich mich in einem neuen Zimmer wiederfand, wenn ich beim ersten Licht des Tages erwachte. Die Illusionierer versuchten alles Mögliche, um die Leere irgendwie aus mir zu vertreiben, und boten ein wahres Kaleidoskop von humorvollem Blödsinn an. Obwohl ich wusste, dass nichts mir helfen würde, versuchten sie es weiter. Weit davon entfernt, mich glücklich zu machen, ließ ihre Aufmerksamkeit mich vor dunkler Angst erschauern. Ich erinnerte mich daran, wie ich durch die Zitterödnis gegangen war; ich erinnerte mich an die Visionen. Ich berührte die Stelle, wo mein Kind wuchs, und fragte mich, ob die Illusionierer sich deshalb solche Mühe gaben, mir zu gefallen, weil sie wollten, dass er gesund war– damit sie ihn zu sich nehmen konnten. Ich versuchte, Trost aus der Tatsache zu ziehen, dass sie aufgrund des Abkommens nicht töten durften. In etwas optimistischeren Augenblicken dachte ich, dass sie mir vielleicht nur zeigen wollten, dass sie mir wohlgesonnen waren. Vielleicht wollten sie verhindern, dass ich meine Kräfte jemals gegen sie richtete oder mein Magorschwert benutzte, um ihr Lebensblut zu vergießen, wie es in einer Vision zu sehen gewesen war.
    Ich erinnerte mich lebhaft daran. Meine Hand umfasste eine andere, die die Illusionierer repräsentierte. Dann zwei Bilder: eines, in dem die Hände in Einheit miteinander verschmolzen waren, und ein anderes, in dem ich die Hand des Illusionierers abtrennte. Es sah aus, als hätte ich ihn getötet. Sie. Sie alle …
    Die Zukunft war ungewiss. Ich hatte die Wahl. Ich musste nur herausfinden, welcher Weg für mich am besten war. Für meinen Sohn. Das Problem war, wie sollte ich das erkennen?
    Ich sah Brand in dieser Zeit nur wenig. Er hatte sich entschlossen, den Truppen beizutreten, die von den Magori ausgebildet wurden– Soldaten, die gegen tyranische Legionen eingesetzt werden sollten. Die einfachen Karden waren begeisterte Soldaten, und auch wenn Brand verhältnismäßig spät zu ihnen gestoßen war, erwies er sich als fähiger Schüler. Schon bald wurde er in den Offiziersrang erhoben und entwickelte sich zu einem beliebten Anführer, dem man trotz seines fremden Blutes Loyalität erwies.
    Die Sprache stellte für ihn kein Problem mehr dar. Seit unserer Ankunft in Kardiastan hatte er das weiterentwickelt, was er im Laufe der Jahre von Aemid und mir gelernt hatte, und er war von Tag zu Tag besser geworden, bis er schließlich fließend Kardisch sprach. Er verlor nie seinen Akzent, aber soweit ich erkennen konnte, schienen die meisten kardischen Mädchen der Meinung zu sein, dass es einen Teil seines Reizes ausmachte.
    Manchmal fragte ich mich, wieso er ausgerechnet Soldat werden wollte. Aus Langeweile? Weil er sich rächen wollte? Vielleicht spielte von beidem ein bisschen hinein. Tyrans hatte ihn zum Sklaven gemacht, und hier war eine Möglichkeit, gegen das Exaltarchat zu kämpfen und dabei zu helfen, eine ganze Nation zu befreien. Ich fragte mich auch, wieso die Magori ihm so sehr vertrauten. Ich erkundigte mich bei Garis, und er lachte. » Brand mag zwar in der Lage sein, seine Gefühle vor dir zu verbergen, Shirin, und manchmal auch vor uns. Lügen kann er jedoch nicht verheimlichen. Temellin hält ihn für einen ehrlichen Mann.«
    Eines Morgens sah ich zu, als die Soldaten übten, und es war eine Offenbarung. Einfach nur zu sehen, wie er mit den Männern umging, wie er die unter seinem Befehl stehende kleine Truppe auf schlaue Weise dazu brachte, besser zu werden, und dennoch von ihnen als Mensch bewundert wurde. Er war nicht wie Temellin– ihm fehlte Temellins leichte Kameradschaftlichkeit–, aber obwohl er ein Außenstehender war, hatte er sich ihre Achtung und ihre Bewunderung verdient.
    Und doch war mir elend zumute, als ich zusah. Dieser Mann war den größten Teil

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