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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Markess hereinkamen, zwei der ursprünglichen Zehn. Ihre Schüler folgten ihnen, eine ungebärdige Gruppe kardischer Jugendlicher, die in die Kunst des Schwertkampfes eingewiesen werden würden. Ich strich rüde an ihnen vorbei, spürte noch immer die Wärme von Pinars Hand an meinem Schwertgriff.
    Der zweite Vorfall ereignete sich irgendwann in der Nacht, nachdem ich bereits eingeschlafen war. Ein Geräusch weckte mich, und ich öffnete die Augen in dem Wissen, dass jemand mein Zimmer betreten hatte. Mein erster Gedanke galt Pinar, aber kurz darauf wusste ich, dass es nicht die Magoria war, die da– als schwarzer Umriss– bei der Tür stand.
    Ich sprach nicht, und keiner von uns bewegte sich.
    Â» Du musst nur ein einziges Wort sagen, Shirin«, sagte er schließlich. » Gib mir Hoffnung.«
    Ich benetzte meine Lippen, aber trotzdem wurde mein Flüstern beinahe vom Geräusch meiner Atemzüge übertönt. » Ich kann nicht.«
    Er ging, ohne noch etwas zu sagen, und die Tür schloss sich leise hinter ihm, und dennoch war es so endgültig wie der letzte Atemzug eines sterbenden Mannes.

19
    Die offizielle Verbindung zwischen Illusionist Temellin und seiner Kusine Magoria Pinar unterschied sich deutlich von tyranischen Hochzeitsfeiern. Die Zeremonie war kurz und beinhaltete eher einen Vortrag über rechtliche Eide als emotionale Versprechen. Gefeiert wurde diese Verbindung vielmehr mit dem Fest, das im Anschluss folgte– einer fröhlichen Nacht, in der sich alles um Essen, Trinken und Unterhaltung drehte und die endlos zu währen schien. Sämtliche Magori und auch viele einfache Karden waren anwesend, und obwohl ich es vorgezogen hätte, ganz fernzubleiben, fand ich mich sogar neben meinem Bruder am Haupttisch wieder, mit all meinem Schmerz gut zu sehen. Wieder einmal war ich dankbar für meine Ausbildung in der Bruderschaft; ich wollte verdammt sein, wenn ich irgendjemanden sehen ließ, wie sehr mich das alles mitnahm. Ich lauschte der Musik, ohne sie zu hören, ich sah den Tanzenden zu, ohne sie zu sehen, ich trank viel, aß wenig und war trotzdem davon überzeugt, dass ich immer noch stocknüchtern sein musste, weil der Schmerz nicht weniger, sondern nur noch schlimmer wurde, je weiter die Nacht fortschritt. Meine einzige Befriedigung fand ich im Anblick von Temellin neben mir, der Krug um Krug mit mir mithielt– mit weit offensichtlicheren Folgen. Als es für das verheiratete Paar schließlich an der Zeit war, den Saal zu verlassen, bezweifelte ich, dass er noch in der Lage sein würde, seiner Braut zu Diensten zu sein.
    Als ich mich selbst mit der Absicht erhob, mich zu meiner Pritsche zu begeben, bemerkte ich, dass ich bei weitem nicht so nüchtern war, wie ich gedacht hatte; am Ende mussten mich sowohl Brand wie auch Garis in mein Zimmer begleiten– mit einem Umweg über den Abort und einigen Momenten dort, über die ich später lieber nicht mehr nachdenken wollte.
    Irgendwann gegen Mittag des nächsten Tages erwachte ich und war mir nicht mehr sicher, ob es das alles wert gewesen war. Brands ausdrucksloses Gesicht und das Mittel, das er mir bot– ein übelschmeckendes kardisches Kräutergebräu–, trugen ebenfalls nicht viel dazu bei, mich davon zu überzeugen.
    Einige Zeit später, als ich mich immer noch wie ein Stück sturmgepeitschtes Treibgut fühlte, das an einen Strand gespült worden war, entschied ich, dass ich eindeutig nicht in der Lage war, irgendein Training durchzuführen. Vielmehr beschloss ich, einen Spaziergang zu machen. Mein Kopf pochte zwar immer noch, und mein Magen schien weiter unentschlossen, in welche Richtung er seinen Inhalt abgeben wollte, aber es war besser für mich, wenn ich mich aus dem Labyrinth entfernte, von der Stadt entfernte, statt dort zu bleiben in dem Wissen, dass irgendwo unter demselben Dach Temellin lag und Pinar in seinen Armen hielt.
    Ich marschierte stundenlang, verließ die Straßen und begab mich in die ungestümeren Gebiete der Illusion. An diesem Tag bestanden sie hauptsächlich aus Moorgelände, das mit blauweißem, blühendem Gras bedeckt war, so weit das Auge reichte. Es war schwer, angesichts dieser Umgebung in einer so niedergedrückten Stimmung zu verharren, und als ich schließlich zur Stadt zurückging, fühlte ich mich mehr mit mir im Reinen. Inzwischen ging die Sonne auch bereits unter, und während

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