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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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meine Hand aus und schloss sie um den Griff. Mein Cabochon glitt an die richtige Stelle, und das Schwert flammte auf; ich konnte spüren, wie die Macht in ihm pochte.
    Â» Ja«, sagte ich und verpflichtete mich damit gegenüber einem Land und einer neuen Lebensweise. » Ich schwöre es.«
    Und die Magoroth riefen gemeinsam: » Fah-Ke-Cabochon-rez! Heil der Macht des Cabochons!«
    Ich hatte gedacht, dass es ziemlich leicht sein würde, Temellin die Wahrheit über mein Leben in Tyrans zu erzählen.
    Aber das war es nicht.
    Zum Beispiel schien es, als würde ich überhaupt keine Gelegenheit dazu bekommen. Dabei sah ich ihn eigentlich recht häufig, an diesem Tag und auch an den folgenden. Ich aß gewöhnlich in der Speisehalle mit den anderen Magoroth; ich nahm an allen Versammlungen teil, bei denen die Magori die Strategien besprachen, mit denen sie gegen Tyrans vorgehen wollten, und Temellin war auch immer dabei– aber nie sah ich ihn allein. Er war immer von anderen umgeben, hörte auf das, was sie zu sagen hatten, während er den Kopf auf eine Weise zur Seite neigte, die mir inzwischen so vertraut geworden war. Oder er sprach und bewegte dabei seine Hände, um eine Bemerkung zu unterstreichen. Oder er lachte und steckte andere mit seiner Heiterkeit an. Er sprach häufig zu mir, bat mich um meine Meinung, bezog mich in die Diskussionen mit ein und erkundigte sich nach meinen Fortschritten beim Studium der Magori-Fähigkeiten.
    Aber niemals allein.
    Als ich zu ihm ging, um ihm zu sagen, dass ich ein privates Gespräch mit ihm wünschte, wandte er sich von mir ab und legte Pinar den Arm um die Schultern. » Wusstest du, dass Pinar deine Kusine ist, Shirin?«, fragte er, ohne mich anzusehen. » Ihre Mutter und unsere Eltern waren Geschwister. Wir beabsichtigen zu heiraten, sobald die notwendigen Vorbereitungen getroffen worden sind.«
    Pinar lächelte freundlich. » Ich hoffe, wir werden Freundinnen sein, Shirin.«
    Â» Ich bin sicher, es wird keinen Grund geben, warum wir das nicht sein sollten«, erwiderte ich. Ich sagte diese Worte sanft und mit wohlüberlegter Höflichkeit. Sie hörten beide die Lüge heraus, genauso wie ich und Temellin Pinars Worte als Lüge erkannt hatten. Und als ich mich etwas später leicht abwandte, ohne meine Bitte zu äußern, wie ich es vorgehabt hatte, fing ich einen Blick aus Temellins Augen auf: reines, schmerzhaftes Verlangen– und ich fragte mich, wie viel Pinar wohl erdulden würde, wenn sie diesen Blick jemals sah.
    Ich wusste, dass es riskant war, den Moment weiter hinauszuzögern, in dem ich Temellin die Wahrheit sagte. Je länger ich es unterließ, ihm zu sagen, wer ich war und was ich wusste, desto schwerer würde es werden, die Verzögerung zu erklären. Es war zwar nicht so, dass sich die Illusion in direkter Gefahr befand– es würde sicher noch mehrere Monate dauern, bis die Legionen der Eisernen die äußeren Grenzen der Illusion erreicht haben würden–, aber alle würden sich wundern, warum ich so lange gezögert hatte, sie mit den entsprechenden Informationen zu versorgen. Wie hätte ich die Wahrheit auch erklären können: dass ich nicht wollte, dass Temellin von meiner Vergangenheit erfuhr? Wenn sein Blick auf mir ruhte, schämte ich mich dafür, jemals ein Kamerad der Bruderschaft gewesen zu sein. Die Vorstellung, dass er mich für das verachten könnte, was ich einst gewesen war, war so unangenehm wie seine Abwesenheit auf meiner Pritsche. Und ich fürchtete mich vor dem Gift, das Pinar über die Legata Ligea verbreiten würde; sie war möglicherweise fähig, Temellins Vertrauen in Argwohn und Verachtung zu verwandeln. Abgesehen davon wollte ich auch Favonius und seine Freunde nicht verraten. Ich hatte in Favonius’ Armen Erfüllung und Kameradschaft gefunden; der Gedanke, dass ich seinen Tod verursachen könnte, brach mir das Herz. Er hatte meinen Verrat nicht verdient.
    Und zugleich wusste ich, dass ich es erzählen musste; wenn ich es nicht tat, würde der Einmarsch der Eisernen alle überraschen und unausweichlich tragische Folgen haben. Wenn ich es nicht tat, würde mich früher oder später jemand erkennen und meinen Namen sagen. Möglicherweise sprach Aemid bereits mit anderen Karden und warnte sie vor Ligea Gayed. Oder es trafen vielleicht andere Sklaven aus Madrinya oder Sandmurram ein, die

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