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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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ritt ich fast jeden Tag, manchmal mit Garis, manchmal allein. Während dieser Ausritte war ich dem Glück sehr nahe, vielleicht, weil ich in diesen Momenten spürte, dass mich eine geistige Verwandtschaft mit dem Land verband; mit den Illusionierern, die das Land waren. In diesen Momenten konnte ich ganz sicher nicht glauben, dass sie mir absichtlich Schaden zufügen würden, um mein ungeborenes Kind zu bekommen. Wenn ich allerdings nachts allein auf meiner Pritsche lag, waren meine Gedanken weniger tröstlich.
    Die Ausritte hatten allerdings auch eine unangenehme Seite. Sie zeigte sich immer dann, wenn ich an den Wunden vorbeikam, die die Verheerung verursachte, indem sie das Land fraß und seine Schönheit und die fröhlichen Absurditäten in schleichenden Wucherungen aus Übel verschluckte. Einmal hatte ich den Fehler gemacht und war in der Nähe einer dieser Abscheulichkeiten abgestiegen, weil ich sie mir– vom Gestank würgend– näher ansehen wollte. Ihren Hass hielt ich mit einer bewussten Blockierung meines Geistes von mir fern, aber auch so konnte ich spüren, wie die Hammerschläge der Boshaftigkeit gegen meinen mentalen Schild prallten. Wenn sie mich damit in Angst und Schrecken versetzen wollte, so gelang ihr das. Ich musste jedes Fünkchen Mut aufbringen, um mich so nahe an sie heranzupirschen, dass ich einen Blick in ihre Tiefen werfen konnte.
    Als ich dann in den grünschwarzen Schleim starrte und durch die Oberfläche hindurch nach unten in den Schrecken blickte, wünschte ich mir, ich wäre nicht hergekommen. In dem schwachen Licht dort unten zuckten tierische Gestalten, die Eiter und andere Flüssigkeiten verströmten und nach brandigem Fleisch stanken. Zuerst dachte ich, dass es sich wirklich um Tiere handelte, die es geschafft hatten, in der Fäulnis zu überleben. Seltsam und deformiert, aber immer noch Lebewesen.
    Dann stieg eines dieser Wesen durch den Schleim nach oben und streckte den Kopf in die Luft, um mich anzusehen. Sein Körper ähnelte dem einer wulstigen Raupe von der Größe eines Jagdhundes. An seinem Kopf befanden sich übel aussehende Fresswerkzeuge und große, gierige Augen. Sein Blick umschloss mich mit schadenfrohem, grausamem Verlangen… und ich war in einer anderen, vergangenen Zeit.
    Tyr. Ligea bei ihrem ersten Auftrag für Rathrox. Sie wollte ihm so gern gefallen, weil sie wusste, dass er es Gayed erzählen würde. Sie war sechzehn Jahre alt und saß im Befragungszimmer der Bruderschaft, einem trostlosen Ort, der selbst Unschuldigen Angst machte.
    Es war kein besonders wichtiger Fall. Rathrox prüfte sie einfach nur. Er hatte herausgefunden, dass sie die Fähigkeit besaß, eine Lüge zu erkennen, und er hatte sie gebeten, ihn zu begleiten, als er eine Reihe von Verdächtigen befragte. Er selbst stellte die Fragen; sie musste nur zuhören und ein Zeichen geben, wenn jemand eine Lüge von sich gab. Es war nicht schwierig, bis der vierte Mann hereingeführt wurde. Er war hochmütig, aufgeblasen und selbstsicher, und er war mehr als zuversichtlich, dass niemand je in der Lage sein würde, ihn der Tat zu überführen. Tatsächlich war die Beweislage schwach.
    Ligea mochte ihn nicht. Er konnte seine Gefühle nicht vor ihr verbergen, und sie waren bösartig. Dabei wirkte er nach außen hin ziemlich gewöhnlich. Er war Bootsbauer von Beruf und ordentlich gekleidet, aber als sein Blick auf ihr ruhte, waren seine Gedanken bösartig und lüstern. Hinter seinem unauffälligen Äußeren lauerten die Gefühle eines sadistischen Mörders. Sein Geist geiferte, seine Emotionen waren roh und ungezügelt. Er sagte die Wahrheit, als er auf seiner Unschuld bezüglich des geringen Verrats beharrte, dessen Rathrox ihn bezichtigte, aber in seinem Innern schwelten weit dunklere Verbrechen. Er machte Ligea Angst. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der so finster war. Sie war sich noch nie so sicher gewesen, dass jemand ein Verbrecher war.
    Rathrox befragte ihn, und bei jeder Antwort musste sie ihm mit einem Zeichen mitteilen, ob er die Wahrheit sagte.
    Was ist, wenn er freigelassen wird? , dachte sie. Er lächelte sie an, versuchte sie mit einem Kräuseln seiner Lippen zu bezaubern. Er blinzelte ihr zu, und die Schwärze in seinen Augen wurde noch dunkler. Sie konnte seine Absichten nicht lesen, aber die Art und Weise, wie er ihr gegenüber empfand,

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