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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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einzuziehen. Als er schließlich einmal zu oft gelogen hatte und sie mit Beteuerungen seiner unsterblichen Liebe anflehte, ihn zu heiraten, verriet sie allen seinen Gläubigern das Ausmaß seiner Schulden und verbreitete die Geschichte in ganz Tyr. Innerhalb weniger Tage verachtete ihn die gesamte Stadt wegen seiner Täuschungen und machte sich lustig darüber, dass er öffentlich so von der Frau verspottet wurde, der er den Hof gemacht hatte. Unter Druck gesetzt von seinen Gläubigern, kam er völlig verzweifelt zu Ligea. Sie schickte ihn weg, lachte über seine Naivität. Als er zu anderen ging, die er als Freunde betrachtet hatte, wandten sie sich voller Verachtung von ihm ab.
    Eine Woche später hatte Casmodius Gift genommen und war gestorben.
    Auch damals hatte ich keine Reue verspürt.
    Ich riss mich zurück in die Gegenwart. Wieder lag ich im Gras, diesmal noch näher an der Verheerung. Oder war es vielleicht so, dass die Verheerung sich bewegt hatte?
    Ich stand auf und blickte zu dem schleimigen Flecken. Finger aus Flüssigkeit quollen aus dem Hauptkörper der Verheerung, und sämtliche Rinnsale krochen in meine Richtung. Sie kam wirklich näher. Mist, dachte ich. Das ist was Persönliches. Sie hat es auf mich abgesehen.
    Und dann verspürte ich den entsetzlichen Schmerz der Illusionierer. Sie schrien voller Qual angesichts des Krebses, der sich an hundert verschiedenen Stellen tief in sie hineinfraß und ihr lebendiges Fleisch auflöste, verdarb und verschlang. Bestürzt erinnerte ich mich daran, was Temellin über diese Wunden gesagt hatte: dass sie auch schon da gewesen wären, als er noch ein Kind war. Wie lange hatten die Illusionierer dann gelitten? Erst jetzt verstand ich die Bedrückung, die in Temellins Stimme gelegen hatte, als er von dem erkrankten Land sprach. Auch er hatte ihren Schmerz gespürt.
    Ich fing an zu zittern. Von Übelkeit schier überwältigt, achtete ich sorgfältig darauf, nicht wieder in den Schleim zu blicken, aber gerade als ich mich abwandte, schoss ein knochiges Gliedmaß in meine Richtung. Es stieß nach mir und erregte dadurch die Aufmerksamkeit der anderen.
    Ich stolperte entsetzt rückwärts und landete hart auf meinem Hinterteil. In einem Aufblitzen von Wut und Energie hatten sie sich jetzt alle mir zugewandt, alle diese alptraumhaften Wesen, die als eine einzige Masse aus Klauen und Krallen und Zähnen aus den Schatten der Tiefen herauskamen und schnappten und hackten und schlitzten und dabei schäumend nach der noch unverseuchten festen Erde griffen und versuchten, sich aus dem Schleim zu hieven…
    Ich schob mich weg, immer noch auf dem Hintern hockend, und schrie laut und unartikuliert vor Angst. Sie warfen sich nach oben, holten sich blutige Kiefer, als sie versuchten, mich zu erreichen, und doch nur einander erwischten. Sie grunzten und kreischten in ihrem Verlangen, mein Fleisch zu zerfetzen, dann sackten sie in den Eiter zurück, und ihr Hass zerfetzte die Blockade meines Verstandes und prallte in meine Gedanken.
    Ich schoss hoch und rannte weg, vor Entsetzen unfähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.
    Es dauerte einige Zeit, bis ich genug nachdenken konnte, um zu erkennen, dass ich nicht verletzt war. Trotz ihrer wütenden Gier, mich zu verschlingen, waren diese Kreaturen nicht in der Lage gewesen, die Begrenzung der Verheerung zu verlassen.
    Ich war nicht verletzt, aber meine Hose war nass, als ich zurück zur Illusionsstadt ging.
    Mein Slecz war schon lange zuvor geflohen.

20
    Die nächsten Tage verbrachte ich damit, über die Verheerung nachzudenken. Nicht, dass ich irgendwie die Wahl gehabt hätte: Sie drängte sich immer wieder in meine Gedanken, ob ich das wollte oder nicht. Mitten in der Nacht erwachte ich schweißgebadet und mit der Erinnerung an diese Gestalten und ihren Hunger. Mit dem Wissen, dass ich ihr Ziel gewesen war. Nicht irgendjemand. Ich. Ich war mir dessen ganz sicher.
    Ich versuchte, einen Sinn in dem zu erkennen, was geschehen war. Wieso konnten sie mich in die Vergangenheit zurückführen und dazu bringen, dass ich mich derart klar an längst vergangene Vorfälle erinnerte? Was waren sie? Die anderen Magoroth, die ich dazu befragte, konnten mir keine befriedigende Antwort geben, die meine Rückführung in die Vergangenheit erklärt hätte. Meine Behauptung, dass der Hass persönlich auf mich gerichtet gewesen war, schoben

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