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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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sie beiseite. » Oh ja, die Verheerung hasst jeden«, sagten sie. Vielleicht stimmte das sogar, aber mich wollte sie am meisten.
    Ich sprach mit Brand darüber und beschrieb ihm alles, woran ich mich noch erinnern konnte.
    Â» Was verbindet diese beiden Vorfälle aus deiner Vergangenheit?«, fragte er.
    Â» Ich habe keine Ahnung, abgesehen von dem, was offensichtlich ist«, sagte ich. » Bei dem einen war ich erst sechzehn. Und ich habe gelogen, damit jemand bestraft wurde. Im anderen Fall war ich erwachsen und habe die Wahrheit gesagt, damit jemand seine Strafe erhielt. Im Ergebnis war es das Gleiche, vermute ich. Beide Männer sind gestorben. Beide waren unangenehme Menschen, die die Strafe verdient hatten.«
    Â» Beide Vorfälle haben dir nie eine schlaflose Nacht bereitet.«
    Â» Das heißt?«
    Â» Das weiß ich nicht. Ich habe nur den Eindruck, als hätte es das tun sollen. Beide Fälle lassen dich nicht gerade im besten Licht erscheinen, Ligea.«
    Ich dachte darüber nach, kam aber zu keinem Schluss. » Diese Kreaturen der Verheerung sind übel, was immer sie sind.«
    Â» Vielleicht ist es das«, sagte er. » Sie haben in deiner Vergangenheit nach etwas gesucht, das…«
    Â» Übel war? Willst du damit sagen, dass das, was ich getan habe, übel war?«
    Â» Nein, nicht ganz. Aber dein Mangel an…« Wieder unterbrach er sich, als würde er zögern, seine Gedanken laut zu äußern.
    Â» Reue?«
    Â» Nein, kein Mangel an Reue. Eher ein Mangel an Nachdenken – eine Art Gedankenlosigkeit bei dem, was du getan hast. Damals konntest du das, was du getan hast, einfach so hinter dir lassen, ohne dich zu fragen, ob es richtig oder falsch war. Da waren keine Zweifel. Die meisten Leute hätten sich Gedanken darüber gemacht, ob sie nicht irgendetwas hätten anders machen können. Ob ihre Entscheidungen richtig gewesen waren. Das hast du nie getan. Es ist sehr menschlich, sich nach einer Tat mit Zweifeln zu plagen.«
    Ich starrte ihn an. » Heißt das, du findest, dass ich unmenschlich war? Und trotzdem hast du mich geliebt?«
    Â» Ja. Weil ich wusste, was dir angetan worden war. Und von wem. Und wie. Und ich wusste immer, was du hättest sein können. Was du immer noch sein kannst und allmählich auch wirst.«
    Â» Schwach«, schnappte ich.
    Â» Nein. Menschlich.«
    Ich wollte nicht darüber nachdenken, also wechselte ich das Thema. » Und warum ist die Verheerung gerade an diesem Teil meiner Vergangenheit interessiert? Wieso sollte sie sich mit meiner… Unmenschlichkeit in Verbindung bringen?«
    Darauf hatte er jedoch keine Antwort.
    Als ich in dieser Nacht zu Bett ging, hörte ich in meinem Kopf einen Refrain von Behauptungen, der mich an eine Tempel-Litanei erinnerte.
    Die Verheerung hasst dich mehr als alle anderen.
    Es muss einen Grund geben für einen so konkreten, bösartigen Hass.
    Die Verheerung und ihre Kreaturen leben im Innern der Illusion.
    Was die Verheerung über dich weiß, muss sie daher zuvor von den Illusionierern erfahren haben.
    Und was ist nun so besonders an dir?
    Ein Rätsel, das eines ehemaligen Kameraden der Bruderschaft würdig war. Allmählich begann ich, einen Sinn in alldem zu erkennen; das Problem war, dass ich die Antwort nicht mochte, denn wie ich es auch wendete, am Ende war ich immer tot.
    Als Temellin und die anderen Magoroth mit den befreiten Sklaven zurückkehrten, war Pinar nicht bei ihnen. Wie Temellin erklärte, war sie in einer persönlichen Angelegenheit nach Madrinya gereist und würde in wenigen Tagen nachkommen.
    Ich war beunruhigt. Es war nicht nur eigenartig, sondern geradezu unheimlich, dass Pinar, die vor Eifersucht nur so gestrotzt hatte, Temellin allein zurückkehren ließ. Ich wusste, dass ich handeln musste, und sagte Temellin, dass ich dringend mit ihm sprechen müsste. Er nickte und erklärte, dass er sich um die Eingliederung der früheren Sklaven kümmern müsste und ob es nicht bis zum nächsten Tag Zeit hätte? Ich räumte ein, dass der eine Tag sicher keinen Unterschied machen würde, und dachte in der verbleibenden Zeit über die richtigen Worte nach. Und ich fing an, die Feigheit zu verachten, die mich so lange hatte schweigen lassen.
    Am nächsten Tag gab es jedoch etwas ganz anderes zu tun. Unter den Neuankömmlingen brach eine Krankheit aus, und sämtliche Magori waren voll und

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