Der Bund der Illusionisten 1
Frau als Tausch für die Lebensweise eines ganzen Volkes und die Gesundheit des Landes. Es war ein Handel.
Wenn ich wirklich Kardin gewesen und als Magoria aufgewachsen wäre, wenn ich an das gröÃere Wohl meiner Magoroth-Kameraden gedacht hätteâ vielleicht hätte ich dann gern ein solches Opfer gebracht. Aber so war es nicht. Unter der Oberfläche war ich immer noch Ligea. Und Ligea würde sich nur schreiend und strampelnd Zoll um Zoll zu ihrem eigenen Tod zerren lassen.
Die mit meinen derzeitigen Lebensumständen einhergehende Machtlosigkeit zehrte an mir. Nicht einmal die Reste von Ligea, Kamerad der Bruderschaft, nahmen die Gefangenschaft allzu freundlich hin, wie ich feststellte. Dabei quälte mich weniger das Gefühl der Begrenzung, auch wenn das schon schlimm genug war. Es war mehr das Gefühl, auf niemanden einen Einfluss zu haben, vor allem nicht auf meine eigene Zukunft. Ich konnte eines Nachts völlig überraschend sterben, weil die Verheerung kam, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich wollte mit jemandem darüber sprechen. Aber es war niemand da. Ich dachte daran, es Reftim gegenüber zu erwähnen, der bei jedem Besuch den Gestank seiner Antipathie mit ins Zimmer brachte. Er hätte ohne Zögern meinen Tod herbeigeführt, und seine Haltung war zweifellos ein Spiegel all der anderen Magori im Labyrinth. Ich war so göttinverdammt einsam.
Ich widmete mich wieder den Studien der Magie der Magori, wie ich sie in den Büchern beschrieben fand.
Und ich fand heraus, wie Temellin der Macht der Tyraner entkommen war. Ein gefangen genommener Magoroth, der über einige Fähigkeiten verfügte, konnte seinen Cabochon dazu benutzen, das Eisen seiner Fesseln durchzubrennen, Schmerz in Leuten zu erzeugen, die in sein Licht getaucht waren, oder einen vorübergehenden Schutzzauber zwischen seiner Haut und den Schlägen errichten, die auf ihn einhagelten. Etwas, das Temellin nicht machen konnte, war, Rauch aus dem Nichts erscheinen zu lassen. So etwas und Ãhnliches wäre eine Illusion gewesenâ eine Täuschungâ, und Täuschungen waren den Magori verboten. Ciceron, der verantwortliche Offizier bei der Hinrichtung, musste Recht gehabt haben: Jemand hatte das Holz des Scheiterhaufens mit irgendetwas besprenkelt, was bedeutete, dass â was kaum überraschteâ jemand Temellin dabei geholfen hatte zu entkommen.
Ãberraschend allerdings war für mich die Entdeckung, dass die Magori ihr Gehör verstärken konnten, wenn sie das wollten. Meine wahre Identität hätte also sehr viel früher herauskommen können, wenn Temellin oder Pinar oder einer der anderen Magori eine meiner Unterhaltungen mit Brand belauscht hätten. Aber das hatten sie nicht getan. Ganz offensichtlich hielt die starke Abneigung der Magori für das Ãbertreten der Privatsphäre eines anderen sie davon ab, so etwas zu tun, auch wenn ich vermutete, dass es bei Pinar wohl eher so gewesen war, dass sie einfach nicht zu den richtigen Zeiten gelauscht hatte.
Die Tage meiner Einkerkerung flogen nur so vorbei. Ich hockte über den Büchern, las und las noch einmal, dann übte ich, was ich gelernt hatte. Garis hatte mir bereits vieles gezeigt, das jetzt hilfreich war, aber auch so machte ich noch Fehler. Nachdem ich drei Tage lang versucht hatte, eine Kerze aus einigem Abstand zu entzünden, wie Pinar das getan hatte, brachte ich schlieÃlich einen Lichtstrahl zustande, der meinen Tisch in Flammen setzte und einen Teil der Wand zerstörte. Mein nächster Versuch führte dazu, dass die Kerze zu einem unbrauchbaren Wachsklumpen zusammenschmolz, und verwandelte den Kerzenhalter in Splitter. Glücklicherweise wurde ich von Mal zu Mal besser. Und noch besser war, dass die Illusionierer den Schaden reparierten, bevor Reftim das Zimmer wieder betrat.
Ich lernte, wie ich mit meinem Cabochon einen einfachen Schutzzauber um mich herum ziehen konnte. Er würde einen geübten Magor oder eine geübte Magoria nicht daran hindern, den Raum zu betreten, aber er stellte sicher, dass ich es immer mitbekommen würde, wenn es jemand tat. Was bedeutete, dass ich nicht mehr von einem Eindringling überrascht werden konnte, während ich schlief.
Und ich konnte auch nicht vergiftet werden. Es war beruhigend, nachlesen zu können, was ich bereits vermutet hatte: Indem ich meinen Cabochon über Speisen oder Wasser hielt, würde sich vorhandenes
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