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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Stirn in den ansonsten gleichmäßig braunen Haaren zeugten von seinem altanischen Blut. Die Provinz Altan zählte zu den eroberten Nationen südlich vom Issischen Meer, aber wie Aemid sprach Brand wenig über seine Heimat. General Gayed hatte ihn mir an meinem zehnten Geburtstag geschenkt. Brand war damals zwölf gewesen, ein trotziger, magerer und zu klein geratener Junge. Jetzt war er groß, überragte mich um einen Kopf, und seine breiten Schultern passten ebenso zu seiner Größe, wie seine Kraft seinen breiten Schultern entsprach.
    Â» Oh, da bist du ja«, sagte ich. » Hat Aemid dir erzählt, was der Exaltarch wollte?«
    Er nickte. » Ja, Domina. Oder sollte ich… äh… Legata sagen?«
    In seinem langen Leben als Sklave hatte er so sehr gelernt, vorsichtig zu sein, dass seine Miene in etwa so ausdrucksvoll war wie die Menhire im nördlichen Tyrans. In diesem Moment vermutete ich allerdings, dass er mich verspottete, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war. Im Gegensatz zu allen anderen Menschen, denen ich jemals begegnet war, konnte ich ihn nicht deuten. » Ich denke, du weißt ziemlich gut, dass es mir völlig egal ist, wie du mich nennst, auch wenn ein bisschen Respekt von Zeit zu Zeit nett wäre«, sagte ich.
    Â» Natürlich, Domina.« Eine kleine Pause, und dann: » Legata. «
    Ich widerstand dem Impuls, ihm an die Gurgel zu gehen. » Allerdings interessiert mich, was du von der Versetzung nach Kardiastan hältst.«
    Â» Oh.« Jetzt wurde er ernst. Er antwortete nicht sofort, sondern dachte erst einen Moment nach. » Ich glaube, der Vorsteher fürchtet Euch.«
    Ich nickte. » Ich fürchte, damit hast du Recht. Ich werde lange weg sein. Was meinst du dazu, Brand?«
    Â» Sklaven haben in derartigen Angelegenheiten keine Meinung, äh, Ligea. Ich werde dorthin gehen, wohin Ihr geht, sofern Ihr nicht etwas anderes verfügt.«
    Ich sah ihn scharf an, aber es gelang mir nicht, seine Maske zu durchdringen. Er ignorierte meinen Blick ruhig und abgeklärt. Bei den Göttern, dachte ich, selbst nach zwanzig Jahren Sklavendasein, davon achtzehn als mein Leibwächter, hast du dir noch immer deine Würde und deinen verdammten Stolz bewahrt. Brand hatte sich ein Gefühl für seinen eigenen Wert erhalten, und er zeigte der Welt, dass er sich selbst wertschätzte. Fremde waren oft schockiert, wenn sie sein bronzenes Sklavenhalsband sahen. Meine Freunde warnten mich, dass es gefährlich sei, Heloten zu viele Freiheiten zuzugestehen; ich beachtete ihre Warnungen nicht. Weniger menschenfreundliche Bekannte verbreiteten das Gerücht, dass ich mich in meinen eigenen Leibeigenen verliebt hätte.
    Wovon ich weit entfernt war. Tatsächlich war mir in Momenten wie diesem mehr danach, ihn zu erwürgen. » Ich sollte dich verkaufen, bevor ich weggehe. Am besten an Domina Aurelia«, knurrte ich. Domina Aurelia war die Frau des Präfekten Urbis von Tyr– ein dummes und frivoles Wesen. Sie steckte ihre männlichen Sklaven in pinkfarbene Kleidung, ließ ihnen die Haare locken und die Gesichter mit Schminke bemalen. Einmal hatte sie mir ein Angebot für Brand gemacht, nachdem ich mit ihm als Begleitung in ihrer Villa gewesen war. Natürlich hatte ich ihm sofort davon erzählt, einfach nur, weil es mir eine seltene Freude bereitete zu sehen, wie seine Miene sich veränderte.
    Jetzt allerdings tat er so, als würde er ernsthaft über das Angebot nachdenken. » Nein, lieber nicht, wenn es Euch nichts ausmacht. Eine Position als Wache in diesem Hurenhaus für die Hochwohlgeborenen in der Via Dolce dagegen …«
    Ich verdrehte die Augen. Nach den Bemerkungen zu schließen, die ich im Laufe der Jahre aus den Sklavenquartieren der Villa Gayed gehört hatte, schien Brand nicht gerne allein zu schlafen. » Tut mir leid, dass ich deinen amourösen Neigungen einen Strich durch die Rechnung machen muss, Brand, aber du wirst natürlich mit mir nach Kardiastan gehen.«
    Â» Natürlich.« Seine Stimme war so trocken wie der Staub zerbröckelnder Ziegelsteine.
    Weiterer verborgener Spott, vermutete ich. Ich seufzte innerlich und wechselte das Thema. » Heute ist noch etwas anderes Interessantes passiert.«
    Er wölbte eine Augenbraue und wartete. Mein veränderter Tonfall hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
    Â» Das Orakel hat mich zu sich gebeten.«
    Jetzt wurde er vollkommen

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