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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Vergangenheit sehr wohl direkt zu den Menschen gesprochen. Und ob ich glaube, dass das Orakel eine Verbindung zum Göttlichen darstellt? Eigentlich nicht. Ich neige eher dazu, nichts davon für wahr zu halten.«
    Er schwieg weiter, also antwortete ich auf den zweiten Teil seiner Frage. » Heutzutage gehen die Leute zum Orakel, weil sie die Zukunft kennen wollen. Sie wollen wissen, wie ihre gegenwärtigen Entscheidungen ausgehen werden: ob sie Geld ausgeben sollen, in ein Nachbarland einmarschieren oder in eine bestimmte Familie einheiraten sollen. Nach allem, was ich gehört habe, ist der Ratschlag häufig sprachlich so unbestimmt, dass er mehrdeutig ist und hinterher leicht so gedreht werden kann, dass er zu dem passt, was dann wirklich geschieht. Du kennst das: › Heirate diese Frau, und es wird eine große Handelsdynastie entstehen.‹ Welche Dynastie genau, wird nicht gesagt. Je mehrdeutiger das Orakel ist, umso größer sind die Chancen, dass die Vorhersage zutrifft.«
    Er nickte. » Sehr schlau. Aber Eure Vorhersage war nicht mehrdeutig. Sie hat sogar ziemlich eindeutig von Eurem Erfolg und Lohn gesprochen.«
    Ich rührte mich unbehaglich. » Bis heute hätte ich gesagt, dass das alles nur ein Schwindel ist. Dass sie das tun, um den Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    Â» Ihr seid aber nicht plötzlich zu einer Gläubigen geworden, oder?« Sein spöttischer Ton vermischte sich mit Erheiterung.
    Â» Nein«, fauchte ich. Beim verfluchten Vortex, dachte ich, wieso schafft er es immer wieder, mich mit seinen Sticheleien auf die Palme zu bringen? Ich holte tief Luft. » Brand, sie wussten zu viel. Über mich, über meine letzten Befehle. Wie können sie das gewusst haben?«
    Â» Ohne übernatürliche Mittel? Es könnte ein Dutzend Wege geben. Vielleicht hat Magister Rathrox es ihnen erzählt. Oder der Exaltarch. Oder jemand anders, der es ebenfalls weiß. Vielleicht gibt es Spione im Palast. Aber wichtiger ist doch die Frage, warum sie diesen ganzen Zirkus überhaupt veranstalten?«
    Â» Was denkst du?«, fragte ich.
    Wie es für Brand typisch war, dachte er erst einmal sorgfältig nach, bevor er antwortete. » Jemand möchte, dass Ihr nach Kardiastan geht, hat aber Angst, dass Ihr Euch weigern könntet. Ihr werdet dazu verführt, indem man an Euren Gerechtigkeitssinn und Eure Lust auf Herausforderungen appelliert. Euch wird eine rosige Zukunft ausgemalt, wenn Ihr im Auftrag des Exaltarchen auf die Jagd geht.« Er kicherte. » Wer auch immer es ist, kennt Euch nicht sonderlich gut. Sonst würde er oder sie nicht glauben, dass Ihr Euch durch das Gemurmel einer Steinmauer beeinflussen lasst.«
    Ich dachte darüber nach. Der Exaltarch mochte glauben, dass ich einen Ansporn benötigte… und er hatte direkten Kontakt mit den Priesterinnen von Melete. Ich zitterte. War meine Anwesenheit in Kardiastan so wichtig, dass der Exaltarch die Priesterinnen bitten würde, eine Vorhersage des Orakels zu fälschen? Entsetzen flackerte in mir auf, diesmal noch greifbarer. Und im selben Moment spürte ich den angenehmen Schauder der Aufregung.
    Aber da war ein Haken an Brands Argumentation. » Ich würde wohl kaum einen direkten Befehl des Exaltarchen ablehnen«, gab ich zu bedenken. » Rathrox und Bator Korbus wussten von Anfang an, dass ich gehen würde.«
    Â» Vielleicht wollten sie einfach nur, dass Ihr noch bereitwilliger geht, weil Ihr glaubt, dass eine atemberaubende Zukunft vor Euch liegt. Rathrox weiß genau, wie ehrgeizig Ihr seid. Er muss vermuten, dass Ihr gern in seine Fußstapfen treten würdet, wenn er sich jemals zurückziehen sollte.«
    Ich dachte an das Treffen mit dem Exaltarchen zurück. An das Gefühl, das ich gehabt hatte– dass irgendetwas nicht stimmte, dass sie mir nicht die ganze Wahrheit sagten. Angeblich war Rathrox begierig darauf, mich zu schicken, aber Bator Korbus selbst hegte Zweifel. Doch vielleicht stimmte das nicht ganz. Oh, Korbus hatte meine Fähigkeiten in Frage gestellt, sicher. Aber vielleicht war es trotzdem der Exaltarch, der so dringend wollte, dass ich nach Kardiastan ging, dass er versuchte, meine Leidenschaft für diesen Auftrag zu entfachen.
    Ich runzelte wieder die Stirn. Das alles kam mir so unwahrscheinlich vor.
    Einen Moment lang ergriff mich tiefe Wehmut, als ich an meinen

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