Der Bund der Illusionisten 1
Vater dachte, an den Mann, den ich Pater genannt hatte; ich vermisste seinen Rat immer noch. Er hatte die groÃe Gabe besessen, die Verästelungen sehen zu können und die Konsequenzen sichtbar zu machen. Und immer, immer hatte seine sichere Bestätigung mein Vertrauen in mein eigenes Urteilsvermögen gestärkt. » Heute sind eine Reihe Nachrichten für Euch eingetroffen«, sagte Brand und wechselte das Thema. » In zehn Tagen findet bei Domina Curia ein Dichterabend statt, zu dem sie Euch einlädtâ offenbar hat Segilus ein neues Epos fertiggestellt, das er vortragen will. Der Gelehrte Menet Senna möchte wissen, ob Ihr für die Debatte über die Gültigkeit der barbarischen Volksmythen einen Platz haben möchtet. Ein Stoffhändler hat ein paar Stücke gebatikte Seide geschickt, die er aus Corsene mitgebracht hat. Dieser ziemlich abstoÃende Kerl, der sich Bodran von Iss nennt, sagt, er hätte weitere Informationen über den Goldschmuggel, die er Euch verkaufen möchte, aber da er mit mir nicht verhandeln wollte, sagte ich ihm, dass er morgen früh wiederkommen soll. Mazentius, der Handelsherr, möchte wissen, ob Ihr etwas aus den Westlichen Gefilden haben wollt. Eine Karawane bricht in ein oder zwei Tagen nach Pilgath auf, und er meinte, dass Ihr möglicherweise an dem Papyrus interessiert sein könntet, den sie dort herstellen. Er soll von deutlich besserer Qualität sein als der, den wir gewöhnlich von Altan bekommen. Ãh, ich glaube, das war alles.«
Jedes einzelne Wort von ihm erinnerte mich daran, was ich alles zurücklassen würde.
Ich unterdrückte das elendige Gefühl in meinen Eingeweiden. » Ich möchte, dass Ihr Rathrox eine Nachricht überbringt. Eine Nachricht von mir, zusammen mit dieser Namensliste. Den sogenannten Verschwörern von Orsini.« Ich reichte ihm die Tontafel von Dorus.
Er warf einen Blick darauf und sagte: » Dieser fette Juwelier hat sich also bereit erklärt, seinen Sohn zu retten, ja?«
» Ja. Verdammt, Brand, es hat mich Wochen gekostet, dieser Intrige auf die Spur zu kommen, und jetzt, da ich die Namen habe, geht ein anderer herum, sammelt die Intriganten ein und heimst das Lob für die gute Arbeit ein, nur weil ich nicht da bin.«
» Nun ja, Ihr habt so etwas häufig genug bei anderen genauso gemacht, noch dazu geplant«, sagte er ohne jedes Mitgefühl. » Krebse sollten nicht erwarten, dass ihre Verwandten geradeaus laufen.«
Ich öffnete schon den Mund, um ihm eine scharfe Antwort zu geben, dann machte ich ihn wieder zu. Es lag viel Wahrheit in dem, was er sagte. Ich hatte den Ruf, meine eigene Karriere dadurch zu fördern, dass ich andere Kameraden der Bruderschaft ausnutzte. Und, nun ja, manchmal hatte ich sie überhaupt erst zu ihren Fehlern verleitet, wie Hargen Bivius bestimmt bestätigen würde. » Hm«, machte ichâ ein unverbindliches Brummen, das alles und nichts bedeuten mochte.
Ich entlieà ihn mit einer Handbewegung, aber bevor er ging, fragte er höflich: » Werdet Ihr eine Freilassung für den Sohn beantragen?«
Meine Freunde hatten Recht: Brand neigte dazu, die Grenze zu überschreiten. Es stand ihm nicht zu, solche Dinge zu fragen. Dennoch zog ich Brands Ehrlichkeit einem Gespräch vor, das auf Angst gründete, und so lieà ich ihm die Bemerkung durchgehen und gab ihm eine Antwort. » Sobald Rathrox die Echtheit der Namen auf der Liste überprüft hat.«
Er zog sich mit einer tiefen Verbeugung zurück und lieà Aemid vorbei, die auf dem Weg zu mir war.
» Tribun Favonius Kyranon möchte Euch sehen«, sagte sie. Ihre Stimme klang sachlich, aber ihre Miene war verschlossen, und die Linien in ihrem Gesicht traten stärker hervor. Aemid gefiel die Sache mit dem Legionär nicht.
Ich tat, als würde ich es nicht bemerken.
Eilig ging ich zur Eingangshalle, wo einer der geringeren Sklaven gerade anfing, einem Soldaten den Brustharnisch aus Leder und Metall zu öffnen. » Schon gut, Dini«, sagte ich. » Ich mache das selbst.« Ich lächelte den Legionär an und nahm seine Hände in meine. » Favoniusâ wie schön, dich zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass du wieder in Tyr bist. Willkommen in meinem Haus.«
Er klopfte mit der Hand auf den staubigen Harnisch. » Wie du siehst, bin ich von den Unterkünften direkt hierhergekommen. Wir sind gegen Mittag
Weitere Kostenlose Bücher