Der Bund der Illusionisten 1
als ich, meine Magorfreundin. Du hattest Rechtâ es hat eine Zeit gegeben, da wäre so etwas eine Katastrophe gewesen.« Er streckte die Hand aus, nahm mir den Wein ab und stellte die beiden Gläser auf den Tisch. » Aber jetzt nicht.« Er nahm mich in die Arme und neigte den Kopf zu meinen Lippen herunter. » Jetzt«, murmelte er, » ist genau der richtige Zeitpunkt.«
28
Als ich am nächsten Morgen einen Blick durch die Tür nach drauÃen warf, sah ich, wie die Legionäre gerade versuchten, in den Ãberresten des Lagers wieder eine gewisse Ordnung herzustellen. Entlaufene Gorklaks wurden zu den Pfosten zurückgebracht, an denen sie angebunden gewesen waren, wobei die Legionäre sorgfältig darauf achtgaben, dass sie dem Wasserstrahl nicht zu nahe kamenâ oder ihn auch nur ansahenâ, der gleich hinter dem Lager aus dem Gras schoss. Die in allen Regenbogenfarben schimmernden Tropfen, die auf den Boden fielen, erzeugten Töne, so als würde man die Saiten einer Harfe zupfen. Eine Schar purpurfarbener Enten putzten sich ganz in der Nähe; sie genossen den Regenschauer ganz offensichtlich, während sie das Gefieder aufplusterten und ihre dekorativen Schleifen zur Schau stellten.
Brand suchte unterdessen bei den Gegenständen auf dem Tisch nach etwas Essbarem. Der schwarze Vogel hatte den Pumpenschwengel inzwischen verlassen und befand sich jetzt auf dem Kaminsims; er lag auf dem Rücken und streckte die FüÃe in die Luft. Seine leuchtend roten Augen musterten Brand interessiert bei dessen Suche.
Ich schob jedes Schuldgefühl beiseite und lächelte Brand liebevoll zu. Ich hatte mich gefragt, ob ich von seiner Art, mich zu lieben, wohl enttäuscht sein würde. Ich hatte mich gefragt, ob ichâ seit ich wusste, was die Berührung mit dem Cabochon eines Geliebten bewirken konnteâ dazu verdammt sein würde, alles andere als unbefriedigend zu empfinden. Ich war nicht enttäuscht worden. Vielleicht hatte ein wenig die körperliche Intensität gefehlt, die ich bei Temellin verspürt hatte; der Glanz, der mit dem Ausleben einer ganz anderen Art von Liebe einherging, aber es war trotzdem sehr befriedigend gewesen. Besonders befriedigend sogar, nachdem ich gesehen hatte, wie glücklich es Brand gemacht hatte. Das hatte mich überrascht; ich hatte nicht gewusst, dass es mich so glücklich machen konnte, jemand anderem so viel Freude zu bereiten.
Bei dem Gedanken an Favonius verdüsterten sich meine Gefühle. Er hatte etwas in mir befleckt, das einmal gut gewesen war. Er hatte eine angenehme Vergangenheit in eine bittere Erinnerung verwandelt, und die Traurigkeit, die damit verbunden war, hing wie Fäulnis in meinen Gedanken. Er hatte mehr durchtrennt, als er ahnte. Er hatte den letzten Faden meines Glaubens daran zertrennt, dass ich eine vollwertige Bürgerin von Tyrans war. Oh, ich hatte immer noch irgendwo die Papiere, aber wenn jemand wie Favonius mich als Barbarin mit einer Haut wie ScheiÃe bezeichnen und es auch so meinen konnte, welchen Wert hatte mein Bürgerschaftsrecht dann noch?
Ich war keine Tyranerin, die im Begriff war, nach Hause zurückzukehren. Ich war eine Kardin, die mit dem Willen zu töten in ein fremdes Land reiste.
Brand beendete seine Untersuchung des Tisches mit einem Seufzer. » Pökelfisch«, sagte er. » Altbackenes Brot und irgendeine saureâ sehr saure Frucht. Ich hatte auf etwas gehofft, das dem Standard des Weines entsprochen hätte.« Er hielt dem Vogel etwas hin, das wie eine Orangenpflaume aussah. Ohne seine Position zu verändern, packte der Vogel sie mit einem FuÃ, zerrupfte sie und schluckte sie in kleinen Stücken und mit sichtlichem Vergnügen hinunter, ob sie nun sauer war oder nicht.
» Die Illusionierer verstehen uns mal wieder nicht«, sagte ich mit einem Schulterzucken. » Ich habe was von unseren eigenen Vorräten gegessen.« Ich warf einen Blick über die Schulter durch die geöffnete Tür nach drauÃen und sah die Legionäre bei ihren Bemühungen, das Lager in Ordnung zu bringen. » Sie werden Kardiastan nicht verlassen. Ich fürchte, ich muss ihnen weitere Gründe liefern.«
Brand sah rasch auf. » Was hast du dieses Mal vor?« Sein vieldeutiger Ton genügte, um mir zu sagen, dass er jedes Gespräch über meine Macht sowohl faszinierend wie auch abstoÃend fand. Es interessierte ihn, aber es gefiel
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