Der Bund der Illusionisten 1
Ein riesiges Tier ohne Mitgefühl und Verständnis. Bei Meletes Herz, du bist mit dem Befehl hergekommen, Kinder zu töten! Ist es das, worum es bei den Eisernen geht? Nun, diese Dienerin dient dem Ungeheuer nicht mehr.«
» Ich verstehe nicht, wie du dich so verändern konntest. Ich werde es nie verstehen.«
Ich nickte. » Das habe ich auch nicht erwartet. Kehrt über die Apenaden zurück, Favonius. Es ist eure einzige Chance.« Ich machte eine Handbewegung, die das ganze Lager umfasste. » Ihr habt nicht mehr genug Waffen, um gegen irgendwen zu kämpfen.« Ich benutzte wieder mein Schwert. Der Lichtstrahl traf ihn an der Schläfe, und er sank auf der Stelle zu Boden.
» Hast du ihn getötet?«, fragte Brand. Er klang nicht besonders aufgebracht angesichts der Vorstellung.
Ich lachte leise. » Brand, so, wie ich mich im Augenblick fühle, könnte ich nicht einmal eine Ameise töten. Auch wenn es klüger wäre, ich würde sein Leben an Ort und Stelle beenden. Er hat es ernst gemeint, als er gesagt hat, dass er dich eines Tages töten wird.«
Brand schien das nicht sehr zu beunruhigen. » Unsere Wege werden sich wohl kaum sehr oft kreuzen.«
Ich verharrte noch einen Moment, blickte auf Favoniusâ ausgestreckten Körper und fragte mich, ob ich ihm einen Bärendienst erwies, indem ich ihn am Leben lieÃ. Seine Karriere würde nach diesem Fiasko beendet sein, und die Eisernen waren alles, was er gehabt hatte. Aber vielleicht suchte ich auch nur nach einem Grund, ihn zu töten und die Panik in mir zu besänftigen, das tiefe Unbehagen, das mir sagte, dass es ein groÃer Fehler sein würde, Favonius nicht zu töten. So wie es bei Pinar gewesen war, als sie bewusstlos vor mir gelegen hatte.
Ich hatte natürlich Recht.
Hätte ich es nur getan.
Hätte ich nur.
Brand berührte mich an der Schulter. » Sehen wir zu, dass wir von hier wegkommen.«
Wir hörten bestürzte Rufe. Das Gebrüll eines Offiziers drang durch den Nebel, so laut und hitzig wie der herausfordernde Ruf eines männlichen Gorklaks. Und dann war die Gelegenheit vorüber. Brand legte seinen Arm um mich und zog mich weg. » Schnell! In welche Richtung?«, fragte er.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, kochte Brand gerade etwas über der Feuerstelle. » Riecht gut«, sagte ich. Die Müdigkeit machte mir zu schaffen; es war schon anstrengend, mich auch nur herumzurollen, um ihn anzusehen.
» Ich hatte heute Morgen etwas Glück bei der Jagd«, sagte er und fügte lakonisch hinzu: » Ente. Zumindest glaube ich, dass es eine war. Sie hatte nämlich einen haarigen Schwanz wie eine Katze.«
» Wie bist du durch den Schutzzauber zurückgekommen?«
» Du hattest gestern Nacht vergessen, ihn zu erneuern.«
» Oh, Göttinâ¦Â«
» Es ist nichts passiert. Ich habe Wache gehalten. Und ich musste auch gar nicht weit gehen, um diese Ente zu finden.«
» Was machen die Legionäre?«
» Packen ihre Sachen. Der Nebel ist weg. Sie durchsuchen das Lager nach Zeug, das sie retten können. Einige der Männer sind auf die Jagd gegangenâ sie haben jetzt nicht mehr viel zu essen. Ich habe Favonius nur aus der Ferne gesehen; er scheint sich erholt zu haben. Der Legat wollte dich noch einmal sehen. Ich habe dem Boten gesagt, dass du krank bist. Ich habe angedeutet, dass du verzaubert worden bist. Erâ der Legatâ hat dir den Rat zukommen lassen, dass du das Gebäude verlassen solltest. Er sagt, dass du dich ihnen gerne anschlieÃen kannst, wenn sie sich über die Berge zurückziehen. Ligea, warum bei allen Nebeln von Acheron hat Favonius nicht allen erzählt, dass du verantwortlich für all das bist, was letzte Nacht passiert ist?«
» Ich habe dir doch gesagt, dass er das nicht tun würde.« Ich hatte es Brand in der Nacht zuvor versichert, aber er hatte mir nicht ganz geglaubt.
» Wieso wusstest du, dass er es nicht tun würde?«
» Ich kenne Favonius. Wie könnte er es auch allen sagen? Alle wissen, dass ich seit Jahren seine Geliebte war. Wie kann er seinen Waffenbrüdern erzählen, dass er mit einer Frau ins Bett gegangen ist, die über magische Fähigkeiten verfügt, ohne dass er es jemals gemerkt hat? Sein Stolz lässt nicht zu, dass er darüber spricht. Und sein Stolz war schon immer Favoniusâ Schwäche. Sein Stolz und der Hochmut
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