Der Bund der Illusionisten 1
zurückgekehrt.« Er war ein groÃer Mann, dessen Statur der Brands ähnelte, aber ansonsten war sein ÃuÃeres das eines waschechten Tyraners: Er hatte blonde Haare, blaue Augen und eine Haut, die von der Sonne rasch honiggolden gefärbt wurde. Seine Nase war einmal gebrochen gewesen und seither ein bisschen schief; sein Aussehen erhielt dadurch eine Stärke, die zu seinem wettergegerbten Gesicht passte. Er war fünfunddreiÃig Jahre alt, was man ihm auch ansah. » Ich habe dich vermisst, Ligea«, fügte er hinzu.
Ich lächelte mit aufrichtigem Vergnügen und machte mich daran, die Schnallen seines Harnischs zu lösen. » Ich fühle mich geschmeichelt, Tribun. Wie war die Patrouille?«
» Routine. Langweilig. Genau so, wie wir es mögen.«
» Lügner. Dir ist es sehr viel lieber, von Barbaren oder Banditen oder Rebellen angegriffen zu werden, so dass du wieder einmal beweisen kannst, dass die Eisernen des Exaltarchen die besten Legionäre im ganzen Reich sind.«
Er lachte. » Schon möglich.«
» Wo bist du gewesen?«, fragte ich neugierig.
» In den Bergen hinter Getria.«
Das ergab nicht viel Sinn, da dieser Landstrich unbewohnt war, aber ich machte mir in diesem Moment nicht die Mühe, darüber nachzudenken. Ich legte den Brustharnisch und den Schwertgürtel beiseite und sagte: » Wenn du dich jetzt setzen willst, werde ich dir die FüÃe waschen.«
Er lächelte mich an. Es war eine Ehre, wenn die Herrin des Hauses die rituelle Waschung selbst vornahm. Ich kniete mich hin und löste seine ledernen Gamaschen und die Sandalen, und dann begann ich, den Staub mit langen, zärtlichen Bewegungen des Schwammes von seiner Haut zu waschen, verwandelte jede Bewegung absichtlich in eine sinnliche Berührung, öffnete die Lippen etwas und richtete meinen Blick die ganze Zeit auf sein Gesicht. Er hielt es ein oder zwei Minuten aus, dann stöhnte er leise auf. » Willst du mich verhexen?«, flüsterte er und zog mich auf seinen SchoÃ. Mir blieb gerade noch genug Zeit, um kurz aufzulachen, als sein Mund sich auch schon voller Begierde, die langer Enthaltsamkeit entsprang, auf meinen legte.
Als er eine Stunde später in meinen Armen dösend auf dem Divan lag, sagte ich: » Oh, Favonius, ich könnte fast glauben, dass du in den zwei Monaten, die du weg warst, keine andere Frau gehabt hast.«
» Hatte ich auch nicht«, sagte er und knabberte an meinem Ohr.
» Komm schon, ein Legionär der Eisernen des Exaltarchen⦠der berühmt-berüchtigte Favonius Kyranon, und keine Frau? Damit wärst du die Witzfigur deiner Offizierskameraden!«
Er lächelte träge. » Es braucht schon einen sehr mutigen Mann, um einen Kyranon auszulachen. Du hast mich für andere Frauen verdorben. Ich will dich, nur dich. Andere Frauen wirken plötzlich so⦠schal.«
» Dann hast du dich zweifellos an den Jungen in eurem Lager schadlos gehalten«, sagte ich leichthin. Die Sklaven, die mit der Legion reisten, wurden häufig wegen ihres schönen Körpers ausgewählt, und es war nur zu üblich, dass Legionäre sich mit dem behalfen, was verfügbar war, wenn sie auch sonst etwas anderes bevorzugten.
» Nein«, sagte er. » Nicht ein einziges Mal. Sie reizen mich nicht.« Er stützte sich auf einem Ellenbogen auf. » Ah, Ligea, du glaubst, dass ich scherze, aber es ist die Wahrheit. Es gibt nur einen einzigen Menschen, den ich in meinem Lager haben möchte. Ich wünschte nur, du würdest in Erwägung ziehen, unsere Verbindung zu legalisieren.«
Ich verspürte einen Stich des Bedauerns. Es war nicht das erste Mal, dass er das fragte, aber meine Antwort war immer dieselbe. Und doch fragte ich mich manchmal, ob es nicht angenehm wäre, verheiratet zu sein. Er stammte aus einer guten Familie aus der Provinz, und eine Heirat hätte meinen Anspruch auf die Bürgerschaft von Tyrans noch einmal bekräftigt. Und natürlich hätte es seiner Karriere nur geholfen, mit der adoptierten Tochter eines Generals verheiratet zu sein. Ich unterdrückte einen Seufzer. » Es würde nicht funktionieren, Favo. Und wenn du ehrlich bist, dann weiÃt du das auch. Ich habe alle Eigenschaften einer idealen Geliebten, aber keine einzige einer idealen Ehefrau. Die gleichen Dinge, die du jetzt an mir bewunderst, würden die Haken sein, die eine Ehe aushöhlen.«
»
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