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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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Sattels verstaut hatte. Sie vibrierte leicht bei meiner Berührung, als wäre sie ein lebendiges Wesen. Während der Reise hatte ich ihre Anwesenheit nur zu deutlich gespürt, aber seltsamerweise schien das Slecz ihr Gewicht genauso wenig zu bemerken wie ich. Ich verspürte den starken Wunsch, diesem Illu Sionist von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen und herauszufinden, was für eine Sorte Mann eine solche Waffe trug. Sofern er noch lebte. Der Gedanke kam mir, dass er– sollte er tatsächlich noch am Leben sein– vielleicht die größte Herausforderung meiner Karriere in der Bruderschaft darstellen mochte.
    Ich spürte den vertrauten Nervenkitzel der Vorfreude. Ich freute mich auf die Jagd, auf die Herausforderung, die ein gerissener Gegner darstellte, auf die falschen Spuren und Abzweigungen, die plötzliche Inspiration, die ein Problem löste, das Entwirren einer Intrige: auf all die Dinge, mit denen ich mich auskannte und die ich liebte. Besonders der letzte Moment, wenn alles zusammenströmte und der Feind in meine Falle stürzte– dieser Moment war so befriedigend wie der Höhepunkt beim Liebemachen. Er machte das Leben lebenswert.
    Plötzlich war ich froh darüber, dass Rathrox mich nach Kardiastan geschickt hatte.
    Zwei Stunden später bekam ich eine langatmige, bittere Tirade über das Land und seine heidnische Bevölkerung vom Statthalter zu hören. Wie die meisten Beamten, denen ich in Kardiastan begegnet war, schien er sich in Hoffnungslosigkeit geflüchtet zu haben, und der einzige strahlende Moment, den er in seiner Zukunft noch sehen konnte, war der Tag seiner Rückkehr nach Hause. Kardiastan hatte ihn besiegt.
    Â» Wir werden dieses Volk niemals verändern«, sagte er. » Niemals. Meine Frau ist hier gestorben, wisst Ihr. Sie haben gesagt, dass es ein Fieber war, aber das stimmt nicht. Sie ist an gebrochenem Herzen gestorben. Sie konnte es nicht mehr ertragen, Tag für Tag jede Minute von Hass umgeben zu sein. Ich habe versucht, Leuten in Tyrans zu beschreiben, wie es hier ist, aber wie könnte man so etwas so niederschreiben, dass andere es genauso spüren können wie wir? Ich hatte mich noch jung gefühlt, als ich hergekommen bin. Damals war ich zielstrebig.« Er fuhr sich mit der Hand über den kahl werdenden Kopf. » Jetzt bin ich so alt wie die Wüste und könnte mich in Tyrans nur noch in der Sonne ans Meer setzen und mich erinnern.«
    Ich sagte nichts dazu, sondern bat ihn stattdessen: » Erzählt mir, was Ihr über diesen Illu Sionist wisst.«
    Â» Nichts. Abgesehen davon, dass die Karden immer noch glauben, dass er am Leben ist, und ein Offizier der Legion– ein guter Mann– behauptet, er hätte ihn vor ein paar Wochen gesehen. Es geht das Gerücht, dass er gar nicht verbrannt ist und einen geheimen Fluchtweg für Sklaven unterhält, die er in die Wüste zaubert und zu diesem Ort, der als Illusion bezeichnet wird. Manche sagen, er wäre derjenige, der die Offiziere umgebracht hat, andere behaupten, er wäre für das Verschwinden der militärischen Karawane verantwortlich. Aber das kann nicht sein. Zumindest kann er all diese Dinge unmöglich selbst getan haben. Wir haben es nicht mit nur einem Feind zu tun, sondern mit einer ganzen Gruppe– dem gesamten kardischen Volk, wenn Ihr mich fragt. Und sie schlachten unsere Männer erbarmungslos ab. Die Legionen nennen sie Schreckensreiter. Sie sind nicht besser als wilde Tiere.«
    Â» Wie schlimm ist diese Sache mit den entlaufenen Sklaven?«
    Â» Schrecklich. Beinahe jeder Haushalt hat jemanden verloren; manchmal sogar die Hälfte der Sklaven, die sie insgesamt hatten.« Er rieb sich unruhig mit den Fingern über die Sorgenfalten auf seiner Stirn. » Es gelingt uns fast nie, einen Geflohenen wieder einzufangen. Sie verschwinden wie Morgennebel, der sich in der warmen Sonne auflöst. Wir haben versucht, sie durch bezahlte Diener zu ersetzen, aber die Karden weigern sich, freiwillig für uns zu arbeiten. Sie müssen gezwungen werden. Also nehmen wir jetzt Leute auf der Straße wegen geringerer Vergehen fest und zwingen sie für eine begrenzte Zeit in die Versklavung. Ich dachte, wenn sie sehen, dass ihre Versklavung in ein oder zwei Jahren beendet sein wird, würden sie vielleicht nicht mehr weglaufen wollen. Es scheint zu helfen.« Er seufzte laut. » Was könnte ich sonst tun?

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