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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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auf die niedrige Mauer setzte, die an die Stufen zu einem Haus grenzte, warf ich einen Blick die Straße entlang; Brand stand bei einem Pferd vor einem Laden und tat, als würde er sich um das Tier kümmern, während er auf seinen Herrn wartete.
    Â» Ich heiße Parvana«, sagte das Mädchen. » Und du?«
    Â» Derya.« Das war natürlich ein kardischer Name, den ich mir vorher ausgesucht hatte.
    Â» Woher kommst du?«
    Â» Ursprünglich aus Sandmurram«, sagte ich und fügte dann eine Geschichte hinzu, die, wie ich hoffte, die Wissenslücken erklärte, die ich aufweisen würde. » Meine Herrin hat mich allerdings vor einigen Jahren nach Tyr mitgenommen. Wir sind erst vor kurzem nach Kardiastan zurückgekehrt.« Hier hörte ich auf, aus Angst, etwas Unpassendes gesagt zu haben.
    Glücklicherweise war Parvana nur zu erfreut darüber, selbst etwas erzählen zu können, und daher dauerte es auch gar nicht lange, bis ich erfahren hatte, dass ihr Vater Straßenfeger war und ihre Mutter Sleczwolle für einen Spinner spann, während Parvana selbst Fäden für einen Garnmacher herstellte. Sie war gerade erst versklavt worden, weil sie absichtlich einen Armee-Gorklak losgemacht hatte, der an den Pfosten vor ihrem Haus festgebunden worden war. Ihre Strafe war auf nur sechs Monate festgesetzt worden, und sie arbeitete für einen Offizier der Armee und seine Familie. Während sie die Geschichte erzählte, bemerkte ich einen Aspekt der kardischen Sprache– zumindest einen, der bei Leuten ihrer Klasse verbreitet war–, den Aemid mir nicht beigebracht hatte. Parvana benutzte Schimpfwörter mit einem Gespür und einer Vielfalt, die von viel Übung zeugten; unglücklicherweise verstand ich bei den meisten nicht, was sie bedeuteten.
    Â» Die (Fluch) Arbeit ist nicht so (Fluch) hart«, sagte sie, » aber diese (Fluch) Scheißtypen glauben, wir armen (Fluch) Frauen wären (Fluch) nur hier, um von ihnen (Fluch) gebumst zu werden.« Ich blinzelte. Sie hatte in diesem kurzen Satz eine ganz beeindruckende Reihe von Kraftausdrücken losgelassen und sich dabei nicht ein einziges Mal wiederholt.
    Wie auch immer, ich musste die genaue Bedeutung der Worte nicht wissen, um zu erkennen, dass sie sich alles andere als gelassen über ihre Situation ausließ. Nur ein kleiner Teil ihres Tages war ordentlich und würdevoll– das waren die Momente, wenn sie Wasser holen musste. Alles andere war eine Qual. Die Frau des Offiziers begrapschte sie, wann immer es ging, und Parvana war überzeugt davon, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie auf mehr bestand. Darüber hinaus lebten sie im Armeeviertel, und daher war es ein ständiger Kampf, den aufgegeilten Soldaten zu entkommen, von denen viele ohne Frauen oder Familien hier waren und die sich danach sehnten, ihre Frustration bei irgendeiner verfügbaren Frau loszuwerden. Und Sklavinnen wurden als ziemlich verfügbar angesehen.
    Ein Gefühl der Unwirklichkeit schlich sich bei mir ein, als ich dieser Erzählung lauschte. Das Mädchen beschrieb ein Leben, das mehr Sage als Wahrheit zu sein schien; versklavte das Exaltarchat die Menschen wirklich aus so nichtigen Anlässen? Und wie mochte es sich anfühlen, das Spielzeug von jemandem zu sein und nach Gutdünken begrapscht werden zu dürfen? Jagten Legionäre wirklich Sklavinnen, um sie zu benutzen, wie es ihnen gefiel, und ohne mit irgendeiner Disziplinarstrafe rechnen zu müssen? Das hier entsprach nicht dem tyranischen Gesetz. Das hier war nicht die Zivilisation, die das Exaltarchat den eroberten Völkern der Provinzen bringen sollte.
    Ein Teil meiner Beklemmung musste sich auf meinem Gesicht gespiegelt haben, denn Parvana meinte, wobei sie zwischendrin wieder eine ganze Reihe Worte gebrauchte, die ich nicht kannte: » Oh, guck nicht so besorgt, Derya. Ich weiß schon, wie ich meinen Hintern da rausschaffe– falls ich nicht fliehen kann, meine ich. Ich lasse diese Katze einfach in dem Glauben, dass sie mich irgendwann ins Bett kriegt.« Sie grinste. » Vielleicht kriege ich dann auch so ein hübsches Bronzehalsband wie deins, statt dass ich diesen verfluchten riesigen Kastrationsring tragen muss. Und wenn ich mich richtig geschickt anstelle, hält sie mir vielleicht wenigstens die anderen Scheißkerle vom Leibe. Was ist los? Du siehst aus, als wäre dir ein Käfer in den Arsch

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