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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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gekrabbelt.«
    Ich sah meine Chance. Umständlich blickte ich mich um, als wollte ich mich vergewissern, dass niemand zuhörte. » Ich habe ein Problem«, flüsterte ich. » Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
    Wie ich es beabsichtigt hatte, erweckte mein heimlichtuerischer, verschwörerischer Ton sofort ihr Interesse. » Um was geht es?«
    Â» Parvana, hör zu, meine Besitzerin ist von der Bruderschaft aus Tyr hierher geschickt worden. Hast du schon mal von der Bruderschaft gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf; ihre Augen waren vor Staunen schon ganz geweitet. Sie war nicht ganz so abgestumpft, wie die bisherige Unterhaltung hätte vermuten lassen können.
    Â» Die Bruderschaft ist ein geheimer… äh… intriganter Männerverein– na ja, hauptsächlich sind Männer da drin, die direkt für den Vorsteher arbeiten. Meine Besitzerin ist vom Exaltarchen persönlich hierhergeschickt worden, um einen Mann zu finden, den die Tyraner nur als Illu Sionist kennen.«
    Ich hatte den letzten Satz sorgfältig formuliert und wurde mit einem atemlosen » Der Illusionist!« belohnt.
    Ich nickte. » Ja, Parvana. Ich bin in Tyr gewesen. Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Ich habe gehört, dass der Illusionist in Sandmurram lebendig verbrannt worden ist.«
    Sie schnaubte. » Du glaubst doch hoffentlich nicht, was diese tyranischen Scheißkerle sagen! Natürlich lebt er noch.«
    Es gelang mir tatsächlich, erleichtert dreinzublicken. Tief im Innern war ich verblüfft. Konnte der Mann wirklich überlebt haben? » Ich habe etwas, das dem Illusionisten gehört und das er wiederbekommen muss. Etwas, das bei der Sklavenauktion in Sandmurram zurückgeblieben ist. Außerdem muss ich ihn vor der Gefahr warnen, die von der Bruderschaft ausgeht. Ich muss mit ihm sprechen, aber ich weiß nicht, wie ich Kontakt mit ihm aufnehmen kann. Was soll ich tun?«
    Die abgestumpfte Verdrossenheit, die Parvana bisher ausgestrahlt hatte, verflog augenblicklich. » Keine Sorge– ich kenne zwar keinen von diesen kaltärschigen Magori-Typen, aber wir wissen alle, wie man eine Nachricht überbringt. Wenn’s sein muss, bis zu den Säcken ganz oben. Wird man dich morgen wieder zum Wasserholen schicken?«
    Ich konnte ihre atemlose Ehrfurcht sowohl hören als auch fühlen, und ich vermutete, dass sie nicht annährend so geringschätzig über den Illusionisten dachte, wie ihr Vokabular vermuten ließ. » Ja«, sagte ich. » Das wird man.«
    Â» Dann komm einfach, und ich sage dir, was du tun musst.« Sie sprang von der Mauer herunter. » Ich bin jetzt an der Reihe und muss zum Brunnen. Ich seh dich dann morgen.« Sie warf mir ein fröhliches Lächeln zu und nahm ihren Krug auf, der jetzt ganz vorn stand, weil ein freundlicher Sklave ihn vor sich weitergeschoben hatte.
    Das war leicht gewesen, dachte ich. Aber beim Illusionisten selbst mochte das etwas ganz anderes sein. Was für ein Mann überlebt schon seine eigene Hinrichtung?
    Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als schweres Hufgetrappel erklang. Ich drehte mich um und sah zwei Gorklaks in rasender Geschwindigkeit eine Straße entlangdonnern, die zum Platz führte. Die Reiter– beides junge Offiziere– peitschten ihre Reittiere vorwärts und schrien, man sollte den Weg freimachen. Die Leute beim Brunnen rannten vor Angst auseinander, als die Tiere in sie hineinstürmten. Eine ältere Frau war nicht schnell genug und wurde zur Seite gefegt; ein Kind verschwand unter den wirbelnden Hufen. Krüge zerbarsten. Der erste Reiter schlug lachend mit seiner Peitsche auf einen Karden ein, der den wild galoppierenden Männern die Faust gezeigt hatte. Der andere stieß einen Freudenschrei aus und packte im Vorbeireiten die Markise eines Obststandes, so dass der ganze Stand in sich zusammenbrach und die Früchte sich auf dem Boden verteilten.
    Dann waren sie weg und hinterließen eine tödliche Stille. Das Kind war von einem Gorklaksporn von der Kehle bis zum Becken aufgerissen worden und lag in einer immer größer werdenden Blutlache; die Lache war so tief, dass das Blut fast schwarz wirkte. Eine Frau kämpfte sich auf die Beine und sah sich panisch um– und entdeckte, was sie nicht sehen wollte. Sie sank wieder zu Boden, diesmal auf die Knie, und rang wieder und wieder die Hände, als würde sie irgendein

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