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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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darauf entgegnen, wollte Tyrans verteidigen. Wollte einen bestimmten Lebensstil verteidigen. Aber ich konnte es nicht– nicht, wenn ich meine neue Identität beibehalten wollte. Und ich hatte das unangenehme Gefühl, als würde jedes Argument, das ich vorbringen konnte, ohnehin abgenutzt klingen. Mürrisch dachte ich: Sie ziehen die Anarchie der Stabilität vor. Sie wissen nicht, wie sie sich selbst regieren sollen. Sie wissen nicht, womit sie besser dran sind.
    Als hätte Brand mich gehört, fügte er leise flüsternd hinzu: » Und, hast du deine eigene Erfahrung mit der Sklaverei genossen, Derya?«
    Wir gingen zwei Stunden lang im Halbdunkel, dann spuckte uns der Gang aus, und wir standen im strahlenden Sonnenlicht unter dem blauen Himmel von Kardiastan. Ich sah mich nach Temellin um; er gab den Leuten Anweisungen, organisierte und leitete die Gruppe. Die anderen Magori waren ebenfalls beschäftigt, und es gab sogar noch mehr, die ich noch nicht gesehen hatte. Vor uns auf der kahlen Erde standen Packsleczs, Howdahsleczs und Reitsleczs. Ich staunte, wie sie das alles in so kurzer Zeit zustande gebracht hatten.
    Es sah so aus, als wären wir am Rand des Tals von Madrinya herausgekommen, denn jenseits der Sleczs befand sich ein trockenes Plateau, das sich bis in die Ferne erstreckte. Der braune Sand war rot und golden marmoriert, und die vom Wind geformten Felsen standen über den Mustern Wache. Als ich in die andere Richtung spähte, konnte ich sehen, dass wir bereits durch einen Streifen aus grünen Feldern und Bäumen von der Stadt getrennt waren.
    Â» Sind wir so weit unter der Erde gegangen?«, fragte Brand voller Ehrfurcht. » Und diese Organisation– beim Vortex, Derya, kein Wunder, dass die Legionäre sie nicht zu fassen kriegen.«
    Ich antwortete ihm nicht.
    Jemand reichte mir eine Wasserhaut, und ich trank ein paar große Schlucke, ehe ich sie weiterreichte; danach bekam ich ein paar Getreidekekse. Erst als ich in einen hineinbiss, bemerkte ich, wie hungrig ich war.
    In überraschend kurzer Zeit saßen wir alle auf den Reittieren; die Kinder und die Älteren oder Gebrechlichen in den Howdahs, alle übrigen auf dem Rücken eines Sleczs. Ich bekam mit, wie Temellin einem alten Mann in einen Howdah half und sanft zu ihm sagte: » Ja, ich weiß, dass du lieber reiten möchtest, aber ich möchte, dass du auf die Kinder aufpasst, die mit dir in diesem Howdah sind. Sie brauchen eine starke Hand.«
    Einige Magori blieben zurück; andere, darunter Korden, ritten als Führer an der Spitze. Garis blieb bei Brand und mir; er unterhielt uns beim Reiten fröhlich mit unwichtigen Dingen, ohne zu merken, dass weder Brand noch ich viel zu sagen hatten. Allmählich verlor sich Madrinya hinter uns in der Ferne und geriet schließlich ganz außer Sicht.
    Kurz vor Einbruch der Nacht ritten wir in ein anderes Tal hinunter und schlugen unweit eines Seeufers unser Lager auf. Es gab keinerlei Hinweise auf irgendwelche Behausungen, keine Höfe und keine Wege– nichts deutete darauf hin, dass hier irgendwann schon einmal jemand gewesen war. An den Talhängen wechselten sich dichter Wald und buschige Wiesen ab; am Seeufer versuchten Sumpfweiden Schilfbeete zu verdrängen, um ans Wasser zu gelangen. Als Garis, Brand und ich schließlich am Außenposten vorbeigeritten waren, bevölkerten bereits an den Vorderbeinen zusammengebundene Sleczs das Gebiet bis zum Ufer, wo sie trinken und fressen konnten. Feuer waren entfacht worden, Mahlzeiten wurden gekocht. Männer sammelten getrocknetes Schilf, das sie als Unterlage zum Schlafen benutzen konnten. Vierflügelige Fischervögel kreisten, lange Beine hinter sich her ziehend, in ihrem allabendlichen Sammlungsflug über das Wasser, während winzige Sumpfaffen über die Schilfspitzen flitzten und ihre Warnrufe herausschnatterten.
    Bevor ich abstieg, wartete ich einen Moment und musterte Temellin. Er schnitt Schilf mit seinem Schwert, und sein nackter Rücken glänzte vor Schweiß. Die schwingende Bewegung seines Armes war geschmeidig und kraftvoll. Begierde brachte meine Haut ungebeten zum Prickeln, und ich versuchte, meine herumschweifenden Gedanken mehr unter Kontrolle zu bekommen. Als ein kleines Mädchen an ihm vorbei zum Wasser krabbelte, legte Temellin das Schwert auf den Boden und hob das Kind hoch; es war bei weitem zu klein, um so allein zum See zu gehen. Ich schwang

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