Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Temellin.
» Weil es da etwas an mir gibt, das ihr Angst macht«, sagte Arrant. » Sie wollte mir Angst machen, damit ich mich raushalte.«
Sarana warf ihm einen scharfen Blick zu, und ihr Unbehagen durchdrang das Zimmer. » Ist dir so etwas schon einmal passiert?«
Er nickte. » Aber ich habe keine Ahnung, wieso ich für sie eine Gefahr darstellen sollte. Nicht die geringste.«
» Weil du ein Bruder von Tarran bist und dadurch mit ihm verbunden? Die Verheerung weiß von dir, seit du eine Essenza warst. Und ich sage dir gleich jetzt, dass ich nicht möchte, dass du auch nur in die Nähe der Illusion gehst.«
Sein Vater, der hinter ihr war, nickte zustimmend. Arrant verspürte eine heftige Enttäuschung, und er machte sich nicht die Mühe, sie zu verbergen.
» Bei den Höllen«, sagte sie, » ich muss mich daran gewöhnen, deine Emotionen zu fühlen. Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, dass ich es kann, oder ob ich dir verbieten soll, derart unverschämt zu sein.«
Er ließ sich nicht ablenken. » Wenn sie Angst vor mir haben, sollte ich dorthin gehen. Alles, was ihnen Angst macht, sollte ganz sicher untersucht werden.« Die Angst in seinem Innern verstärkte sich, als er Tarran gegenüber hinzufügte: Ich hoffe, sie hat unrecht.
» Nicht, ehe wir nicht herausgefunden haben, was an dir ihnen Angst macht«, sagte Sarana entschlossen.
Und wie oft kommt es vor, dass deine Mutter unrecht hat?, fragte Tarran.
Arrants nächster Gedanke war ziemlich unerquicklich. Vielleicht war es besser, wenn sie tatsächlich recht hatte. Wenn die Verheerung Angst vor ihm hatte, war etwas an ihm, das die Verheerung vernichten könnte. Vielleicht war er die einzige Hoffnung für ihre Zukunft. Vielleicht würde er ein Illusionierer werden müssen, um sie zu vernichten, vielleicht würde er sein körperliches Selbst aufgeben müssen. Der Gedanke erschreckte ihn so tief, als wollte man ihn ausweiden.
So schlimm ist es nun auch wieder nicht, als Illusionierer zu leben, wandte Tarran beleidigt ein.
Tut mir leid. Es ist nur … ach, vergiss es. Ich kann noch nicht mal anfangen, es zu erklären. » Was tun wir also?«, fragte er.
» Wir werden uns zunächst einmal auf das Ende der Illusion vorbereiten müssen«, sagte Temellin.
» Besser wäre es, wir würden zunächst den Tod der Illusionierer verhindern«, sagte Arrant, und die Verärgerung in seiner Stimme passte zu der Emotion, die seinen Worten folgte.
» Er ist auch mein Sohn«, erwiderte Temellin und schalt ihn wegen seiner unausgesprochenen Kritik. » Ich habe nicht vergessen, was es bedeutet, vom Tod der Illusionierer und dem Verschwinden der Illusion zu sprechen. Niemals.« Er fuhr sich mit einer Hand über den Kopf, wodurch er das Band verschob, das seine Haare zurückband, und eine widerspenstige Locke fiel über seine Stirn. » Ich weiß nicht, was ich zu dir sagen soll, Tarran. Wir werden weiterkämpfen. Wir alle, das verspreche ich dir. Wir werden erst aufgeben, wenn niemand von uns mehr am Leben ist.«
Die Glocke hörte auf zu läuten, und der letzte Klang verhallte in der Stille.
» Zeit für die Versammlung«, sagte Temellin und stand auf.
Arrant wich Samia aus, als die Ratsversammlung beendet war. Er fühlte sich deshalb schuldig, aber er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, ihr die Einzelheiten dieser turbulenten Sitzung genau wiederzugeben. Es war schlimm gewesen, die Reaktionen mitzuverfolgen. Der Schock, die Einwände, die Auseinandersetzungen. Die endlosen, sich im Kreis drehenden Diskussionen. Die Schuldzuweisungen. Firgan nutzte die Gelegenheit, um Temellins Fähigkeiten und Saranas Einfluss in Frage zu stellen, und er hob hervor, wie sein edelmütiger Vater seine Gesundheit geopfert hatte, um dem Illusionisten zu zeigen, was Verantwortungsbewusstsein bedeutet.
Das einzig Bewundernswerte war Temellins Haltung während alldem gewesen. Er hatte die anderen beruhigt, ihnen gut zugeredet und Versicherungen ausgesprochen, als ein geringerer Mann schon längst die Geduld verloren hätte. Wenn er Verzweiflung empfunden hatte, dann hatte er sie zumindest nicht gezeigt. Es war für Arrant schwer gewesen mitzuerleben, wie sein Vater von den Emotionen der Versammlung hin und her gestoßen worden war. Als er daher später gesehen hatte, wie Samia von Perradin zu erfahren versuchte, was passiert war, hatte er die Gelegenheit genutzt und sich an ihr vorbeigeschlichen. Er wollte mit Tarran sprechen und versuchte, nicht daran zu denken, dass jeder
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