Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Moment, den sie hatten, kostbar war und dass ihnen nur noch wenige Momente zur Verfügung standen. Dass Tarran schon bald aus der Welt gegangen sein würde, kam ihm unmöglich vor. Dieser bissige, geistreiche Bruder, den er hatte? Sein scharfer, forschender Verstand sollte ausgelöscht werden, so dass er Arrant nie wieder zum Lachen bringen konnte? Gehen wir in den Garten des Illusionisten, sagte er. Dort werden wir Ruhe haben.
Tarran schwieg, während Arrant ging, aber als sie den ruhigen Garten erreicht hatten, sagte er: Arrant, ich gehe zurück.
» Jetzt?«
Ja. Äh, sag Papa Lebwohl.
» Bei Acherons Nebeln! Du hast nicht vor, wieder zurückzukommen!«
Nein. Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nicht. Es tut mir leid, Arrant. Ich lasse dich nur ungern machtlos zurück, aber das wird so oder so passieren, und zwar schon bald. Wir – die Illusionierer – müssen einen Weg finden, wie wir uns selbst töten können. Und zwar bald. Bevor die Verheerung uns so schwächt, dass wir ihr nicht mehr widerstehen können. Es wird nicht leicht sein. Wir können eigentlich nur dadurch sterben, dass wir an mangelnder Energie verhungern – aber genau das würde uns schwächen und verletzbar machen, und sie würden uns dann ohnehin übernehmen. Ich weiß nicht, was wir tun sollen.
» Warte, Tarran…«
Ich muss zurück. Er lachte trocken. Ich muss nicht mehr stark sein. Ich muss sterben, und um das zu erreichen, muss ich schwach sein. Verrückt, was? Ich habe die ganze Zeit über das Falsche getan. Sein Kummer zog durch Arrants Geist. Seine Angst vor dem Sterben färbte jedes Wort, das er sagte, und die Schmerzlichkeit wurde durch seine Versuche, es zu unterdrücken, nur noch betont.
» Wage es bloß nicht wegzugehen, bevor ich dir gesagt habe, was ich dir sagen muss«, sagte Arrant heftig. » Hör zu, wenn die Verheerung mir mein ganzes Leben lang Träume geschickt hat, um mich wegzuscheuchen, dann deshalb, weil ich die Macht habe, sie zu vernichten. Und genau das wissen sie.«
Bruder, das sind alles nur Mutmaßungen. Sehr wahrscheinlich mögen sie nur einfach deine Art von Humor nicht. Und ganz sicher mögen sie deine Eltern nicht. Arrant, es kostet mich Energie, auf dich zu horchen – erwarte nicht von mir, dass ich zuhöre.
» Ich bin mir sicher, dass ich recht habe!«
Tarrans nächste Worte waren leise. Solltest du jemals herausfinden, wovor sie Angst haben, komm zu uns. Stell dich auf die Fünfte Strebe und rufe meinen Namen. Ein Teil von uns wird es hören, und wenn ich noch lebe, werde ich kommen. Die Fülle des Lebens, Bruder. Ich werde dich niemals vergessen.
Arrants Gedanken verloren jeden Inhalt. Das hier war zu plötzlich, zu abrupt, zu entsetzlich. Er wollte so viel sagen, aber es fiel ihm nichts davon ein.
Ich weiß alles, sagte Tarran. Ich habe es gefühlt. Du musst es nicht sagen. Wir haben einander geliebt, du und ich.
Und dann war er weg.
27
» Er ist weg?«
Samia starrte ihn bestürzt an. Sie war an diesem Morgen zu ihm gekommen, weil sie nicht gewusst hatte, dass Tarran am Tag zuvor verschwunden war. Er nickte als Antwort und teilte ihr rasch in groben Zügen all das mit, was sie nicht wusste. Er endete mit den Worten: » Ich habe versucht, ihn zu rufen, aber er antwortet nicht. Was ziemlich ärgerlich ist, denn Vater wüsste gern, ob es möglich ist, eine Armee zwischen den Illusionierern und den Bestien der Verheerung aufzustellen, um sie körperlich zu trennen und ihnen so die Möglichkeit zu geben zu sterben. Und wenn das möglich ist, möchte er wissen, wie lange sie brauchen, bevor sie, äh, tot sind.«
» Aber… aber würde das nicht auch den Tod unserer Krieger bedeuten?«
Er nickte erneut. » Ja, wahrscheinlich. Entweder werden sie sterben oder jeder einzelne Karde und jede Kardin. Stell dir das mal vor, Sam. Illusionen, die real sind. Nicht die harmlosen Verrücktheiten, an die du gewöhnt warst, als du in der Illusion gelebt hast. Diese neuen Illusionen werden wie eine Dunkelheit sein, eine Illusion, in der wir es– egal, wohin wir auch blicken– mit Dingen zu tun haben, deren Schrecknisse all unsere Vorstellungen übertreffen.« Die Kreaturen aus seinen Träumen. » Und sie werden real sein.«
Sie sah elend aus, und er wusste, dass sie an ihren Vater dachte. » Möge die Illusion uns helfen, aber wir müssen herausfinden, warum die Verheerung Angst vor dir hat.«
» Ich weiß.« Doch er behielt seine Gedanken für sich, denn sie waren zu düster: » Etwas in mir sagt mir,
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