Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
nachzudenken. » Scheiße. Bei den Sandhöllen, Tarran– kein Illusionierer würde das tun, was dort passiert ist, oder?«
Natürlich nicht. So etwas ist undenkbar. Es ist ausgeschlossen, dass Blume einer Bestie der Verheerung geholfen hat.
» Könnte es sein, dass sie dazu gezwungen wurde?«
Wie? Bei den Höllen, Arrant, du kannst uns nichts über Leiden sagen, das wir nicht bereits kennen. Welche Folter könnte sie zwingen?
Arrant atmete tief ein und versuchte, nicht an die Hölle zu denken, die Tarran jeden Tag seines Lebens von Neuem durchlitten hatte. » Also schön, könnte ihr ihre Macht gestohlen worden sein?«
Unmöglich. Sie ist unmittelbar mit uns verbunden, so wie auch niemand deinen Cabochon stehlen und benutzen kann.
» Was ist, wenn sie irgendwie von euch getrennt worden wäre? Was dann?«
Wie hätte sie von uns getrennt werden können … Aber Tarran sprach den Satz nicht zu Ende. Er konnte nicht weitersprechen. Er wusste die Antwort, und Arrant wusste sie auch.
» Der Wind«, sagte Arrant laut zu Sarana, die versucht hatte, der einseitigen Unterhaltung zu folgen. » Da gab es eine Illusioniererin, die vom Wind weggetragen worden sein könnte. Zu plötzlich und zu weit, um sie in ihrem geschwächten Zustand noch spüren zu können. Aber Tarran versteht nicht, wie sie hätte, äh, umgedreht werden können.«
Sarana wurde bleich. » Nein! Sag mir nicht, dass ich eine Illusioniererin getötet habe! Bitte sag mir nicht so etwas. Ohne die Illusion hat es wie eine Bestie der Verheerung ausgesehen.«
Tarran schwieg eine ganze Weile, bevor er gequält sagte: Wir verlieren die Kontrolle über alles, was sich im Innern der Illusion befindet. Die Bestien der Verheerung, das Land, und jetzt auch noch wir selbst … bei den Himmeln, was wird nur aus euch, wenn wir gegangen sind?
» Die einzige Antwort darauf ist: Wir müssen euch daran hindern zu sterben«, erwiderte Arrant. » Aber wie konnte es geschehen, dass eine von euch so weit weggeweht wurde? Vielleicht versuchen sie gar nicht…« Diesmal war er es, der sich unterbrach und nicht weitersprechen konnte. Sein Geist richtete sich auf einen einzigen Gedanken, schloss Tarran aus, schloss alles um sich herum aus– seine Mutter, das Zimmer, die Ereignisse des Morgens. Er nahm den Gedanken und nährte ihn, rundete ihn, formte ihn, wandte ihn hierhin und dorthin, um die Löcher zu finden, die Täuschungen, die Stücke, die nicht passten.
Tarran und Sarana warteten. In diesem Moment kehrte Temellin ins Zimmer zurück, und die Glocke begann wieder zu läuten.
» Oh, bei den besoffenen Höllen«, sagte Arrant leise und wandte sich an die anderen. » Wir haben das alles die ganze Zeit über falsch herum betrachtet. Die Verheerung will die Illusionierer gar nicht töten.«
Tarran schnaubte. Sie hat sich aber verdammte Mühe gegeben, uns das glauben zu machen.
» Nein. Was du vorher gesagt hast, stimmt. Sie können ohne euch nicht existieren. Sie sind ein Teil von euch– wenn sie euch töten, töten sie auch sich selbst. Sie wollen euch nicht zerstören. Sie wollen zu euch werden.« Entsetzen schwappte gegen ihn, Wogen, die aus einem tiefen Ort in seinem Innern kamen, in sein Bewusstsein brachen und sein Herz rasend schnell schlagen ließen.
» Mutter, du hast die vermisste Illusioniererin getötet. Es tut mir leid, aber sie war die Bestie der Verheerung. Bei den Höllen, wieso konnte das bisher niemand von uns erkennen? Es ist so offensichtlich! Tarran, sie wollen die Illusionierer so sehr schwächen, dass ihr die Trennung von ihnen nicht länger aufrechterhalten könnt. Sie wollen euch zwingen, sie wieder einzulassen. Sie wollen, dass ihr wieder ganz werdet. Nur hat sich diesmal das vervielfältigt, was sie sind– all das, was schlecht ist an der Menschheit. Sie wollen jetzt die Herrschaft haben, nicht die sanfte Essenza eines Illusionierers.« Er sah seine Eltern an. » Die vermisste Illusioniererin hieß Blume. Sie war alt und gebrechlich und harmlos, sie liebte Blumen– und seht nur, was aus ihr geworden ist.«
Arme, arme Blume. Ich war derjenige, der sie so genannt hat. Und ich habe sie mir immer weiblich vorgestellt, obwohl das vielleicht gar nicht stimmte. Als ich klein war, habe ich all denen Namen gegeben, die ich unterscheiden konnte; es war auf diese Weise leichter, sie als einzelne Identitäten zu sehen … Er schwieg. Ich vermute, es gibt Zeiten, da bin ich doch sehr menschlich. Verzweifelt fügte er hinzu: Glaubst du, sie wusste, was
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