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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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vieler anderer Trierer. Ihn wollte er zur Strecke bringen und ihm galt sein letztes Wort! Dem Verräter, der dem Erzbischof in den Rücken fiel und an jenem Schicksalstag vor drei Jahren die Trierer in trügerischer Sicherheit wog.«
    Mit einem Mal waren die Leute kaum noch auf den Bänken zu halten. Die schmerzliche Erinnerung an die Verluste während der Maximiner Fehde erregten ihren Zorn. Sogar Balderich, dem es bei der Rede von Verrat durch Mark und Bein gegangen zu sein schien, schnellte von seinem Platz empor. Wilhelm schien außer Stande, diese Anhörung unter Kontrolle zu halten.
    »Was es mit der Stadt Tours auf sich hat, will ich später gerne erklären. Viel entscheidender ist aber etwas anderes. Mir wurde klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte: Ich hatte das Wort ›Tours‹ übersetzt. In dem Moment, als sich meinen Fehler erkannte, fragte ich mich: Was, wenn mir das nicht nur einmal passiert war? Oder besser formuliert: Was, wenn mir an anderer Stelle genau der umgekehrte Fehler unterlaufen war? Was, wenn ich eine Übersetzung hätte vornehmen sollen, und es nicht getan hatte?«
    Laetitia schöpfte tief Atem, bevor sie fortfuhr. »Ich rief mir die im Bericht über den Apulienfeldzug aufgelisteten Namen in Erinnerung. Gleichzeitig trat mir ins Bewusstsein wie nachlässig manche Kopien – Balderich, Ihr verzeiht – , ja, wie nachlässig manche Kopien von Schriften in Klöstern und an der Kurie angefertigt werden. Ich ging die Namen, an die ich mich entsinnen konnte, durch und spielte mit den Buchstaben. Und da packte mich das Entsetzen: Roscelien, Guillaume de Roscelien lautete einer der Namen in den Aufzeichnungen, der mir bis dahin fremd und unverfänglich erschienen war. Was, wenn die Schreibweise falsch war und der Name richtig lautet: Guillaume de Roclion, oder wie Ihr Euch hierzulande zu nennen pflegt: Wilhelm von Löwenstein!«
    Ohrenbetäubend hämmerte Wilhelm auf sein Pult, den Ring mit dem Löwenwappen am Finger. Aus rot unterlaufenen Augen auf Laetitia starrend erteilte er den Wachen Anweisungen: »Führt sie raus, im Namen Gottes, führt diese Irrsinnige hinaus!«
    Kaum hatten die Wachen sie an den Armen gepackt, übertönte Balderichs Stimme das allgemeine Durcheinander. »Haltet ein, wir wollen das Mädchen hören!« Verunsichert von einem zum anderen Befehlsgeber glotzend, ließen die Wachen zögerlich von Laetitia ab und stellten sich zurück an die Wand. Während Wilhelm der Schweiß die Schläfen hinabfloss und er sich ans Herz griff, trat Laetitia auf ihn zu, die Hände in die Seiten gestützt: »Es war in Tours, der Stadt in Eurer Heimat Anjou, in der Burkhard eine folgenschwere Entdeckung machte. Der Verräter, dem er das Handwerk legen wollte, hatte in jungen Jahren dort studiert. Und das Entscheidende war, dass er in Tours mit dem Gedankengut von Petrus Abaelardus in Berührung gekommen war, der einige Jahre ein Schüler des Johannes Roscelin de Compiègne gewesen war, eines Mitglieds des Domkapitels von Tours. Wilhelm, Ihr habt Euch als junger Mann für die Thesen des Abaelardus begeistert , die später als häretisch verurteilt wurden. Endlich sah Burkhard eine Möglichkeit, Rache zu nehmen. Wenn Wilhelm, der Verräter, nicht wegen seiner Verbrechen zu Fall gebracht werden konnte, dann sollte ihm die Gesinnung seiner Jugend zum Verhängnis werden. Er ließ nicht locker, bis er an Eure Briefe herankam, die an Abaelardus gerichtet waren. Briefe mit Eurem Siegel – dem Siegel derer von Löwenstein! Damit wollte Burkhard Euch vor den Augen Alberos in Ungnade bringen. Ihr, Guillaume de Roclion, habt Burkhard, der Euch mit diesen Briefen erpresste, kaltblütig getötet.
    Ebenso der Schreiber, der Euch über das Amulett mit der silbernen Lanze auf die Spur gekommen war, wurde Euer Opfer. Als der geldgierige Kerl beim Fest in Edgars Haus von seiner Entdeckung redete, saht Ihr Euch zum Handeln gezwungen. Ihr machtet Euch Eure Medizin zu nutze, das Gift aus dem roten Fingerhut, das Ihr immer bei Euch tragt. Wohltuend für Euer schwaches Herz, aber tödlich, wenn es in hoher Dosis eingenommen wird! Ein Giftmord, aus der Situation heraus gewagt! Leider erinnerte ich mich viel zu spät daran, dass mir schon bei unserer ersten Begegnung etwas an Eurem Äußeren auffiel – hier im Zehnthaus war es – , dass ich bemerkte, dass Eure Lippen eigentümlich hell und Eure Augen von bläulichen Schatten unterzogen waren, so wie es bei Menschen mit schwach schlagendem Herzen nicht selten

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