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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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Häretiker ans Licht kam. Vielleicht hatte der Mörder nicht das Schriftgut Petrus Abaelardus’ schützen wollen, sondern vielmehr sich selbst? Indem er Briefe, die er einst an Abaelardus adressiert hatte, wieder an sich brachte, um sie zu vernichten? Laetitia überlief ein Frösteln. »Auch das Gegenteil könnte zutreffen. Es wäre durchaus möglich, dass jemand fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, sein Name könne mit Petrus Abaelardus in Verbindung gebracht werden. Sein häretisches Gedankengut ist noch immer brandgefährlich – gerade jetzt, da Trier den Besuch von Papst Eugen erwartet. Was meint Ihr dazu?«
    Auf Karolinas Gesicht machten sich rote Flecken breit, während sie fahrig nach ihrem Rosenkranz griff. Noch bevor sie auf Laetitias Mutmaßung, die offenbar einen empfindlichen Nerv getroffen hatte, antworten konnte, pochte es an die Tür. Herein polterte – ohne eine Aufforderung zum Eintreten abzuwarten – die Novizin, die Laetitia zuvor Einlass ins Kloster gewährt hatte. Die Augen rund vor Aufregung und atemlos vom Rennen stürzte sie in die Bibliothek: »Margund, die älteste Tochter der Katharerfamilie. Man hat sie verhaftet. Sie hat Burkhard ermordet! Sie wurde beobachtet, wie sie am späten Abend sein Haus verließ.«
    Das Gesicht der Bibliothekarin erstarrte zutiefst erschreckt von dieser Nachricht. Laetitia erstaunte, wie heftig die Botschaft Karolina anrührte. Rasch warf sie ein: »Aber nein, das muss ein Irrtum sein. Es war ein Mann, den ich vor Burkhards Haus gesehen habe, kein Mädchen. Dieses Mädchen kann also gar nicht schuld sein, das wird sich sicher bald herausstellen.«
    »Trotzdem, die Sache gefällt mir nicht«, sprach Karolina beinahe tonlos, mehr zur Wand als an die beiden Mädchen gerichtet, »nein, sie gefällt mir überhaupt nicht. Die Katharer werden aufgrund ihrer von der strikten Kirchenlehre abweichenden Sitten mit argwöhnischen Augen beobachtet. Mit jedem Tag bläst ihnen der Wind schärfer entgegen. Wenn man Margund, als Katharerin, des Mordes verdächtigt – zu recht oder unrecht – , bedeutet das ihren sicheren Tod.«
    »Aber das Mädchen, von dem Ihr redet, ist unschuldig, nichts ist leichter zu beweisen als das! Ich brauche nur zum Vogt zu laufen und ihm von meiner Beobachtung zu erzählen!«, widersprach Laetitia.
    »Damit Ihr genauso unter Mordverdacht geratet?«, fuhr Karolina sie unwirsch an. »Und was wollt Ihr groß bezeugen? Habt Ihr den Mord beobachtet? Nein, habt Ihr nicht! Bloß einen Mann mit Kapuze habt Ihr im Finsteren das Haus betreten und wieder verlassen sehen!«
    »Bei der Eindeutigkeit der Situation stellt sich nicht die Frage, was der Mann im Haus getan hat«, erwiderte Laetitia mit geröteten Wangen. »Das ist doch klar wie ein Bergsee! Nur weil dieses Mädchen Margund später zufällig dort war, kann man sie nicht einfach des Mordes beschuldigen.«
    Karolina lachte unnatürlich hell, bevor sie mit zornigem Blick fragte: »Wollt Ihr nicht verstehen? Sie ist eine Katharerin – jemand, der abweichende Bräuche pflegt. Das reicht vollkommen, um den Leuten suspekt zu sein! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie viele auf eine Gelegenheit wie diese warten. Wie gerne wollen sie einen Menschen, der nach einer anderen Wahrheit lebt als sie selbst, eines Verbrechens bezichtigten. Sogar wenn Ihr dem Vogt erklären würdet, dass Ihr bei Burkhard wart, als er noch lebte, wird er Margund trotzdem nicht freilassen. Im Gegenteil, man wird einen Grund finden, um Euch am Ende einfach beide aufzuknüpfen. Und damit ist Margund gewiss nicht geholfen!«
    Auf Laetitias Gesicht zeichnete sich Ungläubigkeit ab. Auch wenn sie die Zwecklosigkeit weiterer Einwände einsah, konnte sie kaum fassen, dass sie erneut mit ansehen musste, wie einem Menschen, der nichts Böses getan hatte, die Schuld an einem Verbrechen zugeschoben wurde. Genau wie damals bei ihrer Mutter. In ihren Ohren gellten deren verzweifelte Schreie, als sie ihre Unschuld beteuerte – vergebens. Sie musste sich eines Verbrechens verantworten, das sie nicht begangen hatte. Das hatte ihren Tod bedeutet und Laetitia hatte mit dem liebsten Menschen auf der Welt zugleich ihre Zukunft verloren. Ein schaler Geschmack legte sich auf ihre Zunge. Sie rang nach Luft, ging zum Fenster, entriegelte und riss es auf. Mit geschlossenen Augen sog sie die kühle Nachtluft ein, um die bedrückenden Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Damals war nicht heute. Was ging sie überhaupt das Schicksal dieser

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