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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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gesprochen, der französischen Stadt!
    »Ich glaubte die ganze Zeit, Burkhard habe irgendwie auf den Mörder hinweisen wollen – sein Wappen oder einen Turm an seiner Burg. Doch ist mir dabei ein entscheidender Fehler unterlaufen!«
    »Was meint Ihr? Ich verstehe nicht, worauf Ihr hinauswollt.«
    »Bedenkt doch, Ihr selbst habt Burkhard als einen Mann geschildert, den in den letzten Jahren seines Lebens einzig die Rachsucht aufrecht hielt, nicht wahr?«
    »Ja, Burkhard war regelrecht zerfressen vom Hass auf Albero und jeden anderen, den er mit der Fehde in Verbindung brachte.«
    »Eben, und daher frage ich Euch: Was gilt einem solchen Menschen der eigene Tod? Nichts oder zumindest nicht viel. Nein, nicht der Hinweis auf seinen Mörder war Burkhard den letzten Atemhauch wert, sondern ein Verweis auf die Stunde seines Triumphes.«
    »Und der Ort dieses Triumphes soll Tours gewesen sein?«
    »Ja«, lachte Laetitia. »Ich erinnere mich genau daran, dass Karolina mir erzählte, Abaelardus habe vor seiner Zeit in Paris bei Roscelin von Compiègne studiert. Es war an dem Tag, an dem sie mir aus einer Abschrift des Lorscher Arzneibuchs vorlas, ich erinnere mich genau. Und Roscelin von Compiègne, wisst Ihr, der lehrte in Tours !«
    »Und was hat das mit dem Mord an Burkhard zu tun?«
    »Burkhard muss bei einer seiner Reisen, die ihn auch nach Tours führten, über etwas gestolpert sein. Nämlich darüber, dass der von ihm gehasste Mann dort in enger Verbindung zu Abaelardus gestanden und sich zu seiner Lehre bekannt hatte.«
    »Und danach hat er versucht, Beweise dafür in die Hände zu kriegen, indem er nach Chalon reiste, um sich in Saint-Marcel, wo Abaelardus seine letzten Lebensmonate verbracht hatte, nach der Korrespondenz aus dessen Nachlass zu erkundigen.«
    »Genau. Hätte ich nur damals, als Karolina berichtete, gleich reagiert und die Möglichkeit erkannt, dass die Stadt ›Tours‹ gemeint sein konnte! Aber die Lektüre des Lorscher Arzneibuchs fesselte mich so sehr, dass ich den Kopf nicht frei dafür hatte. Wir unterhielten uns damals über die Fehl…« Im nächsten Moment durchzuckte sie ein weiterer Gedanke wie ein Blitz, so dass sie sich selbst unterbrach. »Aber natürlich, jetzt fällt mir noch etwas auf. Wieso konnte ich das außer Acht lassen?«
    »Wovon redet Ihr?«, forderte Sebastian nähere Auskunft.
    »Die Fehler im Lorscher Arzneibuchbuch. Ja, Kopierfehler und verdrehte Buchstaben – wieso habe ich diese Möglichkeit nicht zuvor auch für andere Schriften in Betracht gezogen! Wie töricht ich war. Mir sind bei den Ermittlungen zwei unverzeihliche Fehler unterlaufen: Erst habe ich mit ›Turm‹ für ›Tours‹ einen Begriff übersetzt, der nicht übersetzt werden sollte, und dann habe ich das Übersetzen bei einem anderen Begriff – der nur einer kleinen Korrektur bedurfte – versäumt. Obwohl das des Rätsels Lösung gebracht hätte!«
    Ihr war zumute, als hebe sich Nebel von ihrem Geist und schenkte ihr endlich Klarheit. Ein um das andere Rätsel klärte sich. Diesmal hielt keiner der Widersprüche stand, allesamt lösten sich in nichts auf. Jetzt würde sie den Bösewicht zu packen kriegen. Wie sollte sie Sebastian nur erklären, was sich in ihrem Kopf so schnell abspulte wie der Faden eines Spinnrads, das ein Zauberer drehte?
    Laetitia blies sich eine Strähne aus der Stirn. »Und dann das Tuch! Wieso ist mir nicht in dem Moment schon klar geworden … «
    »Ich verstehe kein einziges Wort«, warf Sebastian ein.
    »Der rote Fingerhut – nicht irgendein anderer Wirkstoff, es war der rote Fingerhut! Spätestens da hätte mir ein Licht aufgehen müssen … Und überhaupt: Burkhard wusste von Gangolf, dem Wurfgeschützmeister, dass ›Westen‹ gesagt wurde, Westen !«
    »Nur ruhig«, wisperte Sebastian, der sie bei den Armen fasste, »alles wird gut.«
    Aber ruhig wurde Laetitia nicht, im Gegenteil. Doch in diesem Moment lag es nicht daran, dass sie vor der Lösung der Mordfälle stand, sondern an Sebastians Kuss.

Kapitel 17
     
    Wie erwartet, hätte an diesem Abend keine Maus mehr Platz auf den überfüllten Bänken im Zehnthaus finden können. Über die Wand tanzten die Schatten der Neugierigen aus der letzten Reihe, die ihre Hälse mal nach rechts, mal nach links reckten, damit sie bloß nichts versäumten. Laetitia tat wohl, dass Karolina und Sebastian ihr Mut zusprachen, doch wirklich helfen würde ihr niemand können, nicht hier, nicht jetzt. Dies war allein ihre Stunde.
    Sie gab sich

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