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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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den Blackthorne-Bergen einschlugen und so schnell wie möglich von Dordover fortritten.
    Als er es nicht mehr aushalten konnte, scheuchte er sie vom Weg herunter zwischen niedrige Hügel. Unter einem Felsüberhang, versteckt vor Blicken vom Weg, hielt er an.
    Er sah schweigend zu, wie Sol dem inzwischen zu Bewusstsein gekommenen Will vom Pferd half. Der Dieb setzte sich, sah niemanden an, redete nicht und starrte ins Leere. Jandyr hockte sich zu ihm und versuchte, mit ihm zu sprechen, doch es kam keine Reaktion. Sol entfernte sich einige Schritte, setzte sich allein hin und streichelte den Hausgeist. Erienne ging zu Denser, Thraun trottete ins Unterholz und verschwand in der Dunkelheit.
    »Eines nach dem anderen«, sagte Hirad. »Zuerst der Unbekannte.«

    »Ist er es wirklich?«, fragte Denser. Er stopfte seine Pfeife und baute sich zwischen Ilkar und Hirad auf.
    »Sollten wir das nicht besser dich fragen?«, meinte Ilkar.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er ist es. Sage mir, wie er es sein kann und warum er nicht tot ist; und sage mir, warum es ein Problem gibt, da ihr zwei offenbar meint, es gäbe eins.« Hirad blickte wieder zu Sol. »Bei den Göttern, ich weiß nicht, warum es ein Problem geben sollte. Die Tatsache, dass der Unbekannte wieder da ist, könnte uns einen entscheidenden Vorteil verschaffen.« Er lächelte kurz. »Nun?«
    Denser holte tief Luft. »Na gut, dann kann ich es dir auch erklären. Ich wusste, dass der Unbekannte ein Protektor war. In der Nacht, nachdem wir ihn begraben hatten, hielt ich Wache. Ich hörte, wie die Dämonen seine Seele geholt haben.«
    »Und du hast es nicht für nötig gehalten, es uns zu sagen?« Ilkar war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Was hätte das schon geändert?«, fauchte Denser. »Ihr wart ohnehin schon in einer denkbar schlechten Verfassung. Ich hätte nur eure Erinnerungen an ihn besudelt, wenn ich behauptet hätte, er sei ein gebürtiger Xeteskianer, der seine Abstammung verleugnet hat. Und außerdem, hättest du es mir überhaupt geglaubt?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, räumte Hirad nach einer Weile ein. »Aber wenn du gewusst hast …«
    »Ich hätte mir in meinen wildesten Träumen nicht ausgemalt, dass ausgerechnet er abgeordnet wird. Wenn ich auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, dann hätte ich ihn niemals akzeptiert.«
    »Er ist dir wohl nicht gut genug, was?«
    »Hirad!«, warnte Ilkar.
    »Aber das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr, oder?«
Hirad entfernte sich einen Schritt und deutete auf Sol. »Komm, wir nehmen ihm diese lächerliche Maske ab, und dann ist alles wie früher.« Schweigen. »Was?«
    »Hirad, wir können ihm die Maske nicht abnehmen«, sagte Denser.
    »Nun, dann nehme ich sie ihm eben selbst ab.«
    »Nein!«, rief Denser erschrocken. Er beruhigte sich sofort wieder. »Nein. Du verstehst das nicht. Wenn die Maske abgenommen wird, dann ist er vernichtet. Für alle Ewigkeit.« Er kaute nervös auf der unangezündeten Pfeife herum, schließlich nahm er sie aus dem Mund. »Wenn du meinst, das Bewusstsein des Unbekannten stecke in Sols Körper, dann glaube ich dir. Aber du musst begreifen, dass er nicht länger der Unbekannte Krieger ist. Er hat sich verändert. Er ist ein Protektor, und sein Name ist Sol. Ich kann nichts dagegen tun.«
    »Doch, du kannst. Du kannst ihn wieder zurückverwandeln.« Hirads Gesicht war wie Stein.
    »Das kann er nicht, Hirad«, schaltete Ilkar sich ein. »Sol ist nicht der Unbekannte. Nicht mehr.«
    »Nicht? Er hat mich erkannt, Ilkar. Hast du es nicht bemerkt?«
    »Wie bitte?« Ilkar beugte sich vor.
    »Er hat mich erkannt. Ich habe ihn gerufen, und er hat mich erkannt.« Hirad schüttelte den Kopf. »Er hat vor dem Kampf mit der Klinge auf den Boden getippt. Niemand sonst tut das.« Hirads Stimme wurde schrill vor Verzweiflung. »Er ist es. Es kann niemand anders sein.«
    Ilkar wandte sich an Denser. »Hast du vielleicht eine Erklärung dafür? Ich dachte, dass alle Erinnerungen an frühere Leben ausgelöscht werden.« Denser starrte zu Boden. »Sage mir, dass es so ist«, verlangte der Elf. »Sage es mir.«

    Denser schaute auf und erwiderte seinen Blick, seine Augen wurden feucht. Er schüttelte den Kopf.
    »Oh, nein«, keuchte Ilkar. Er wich einen Schritt zurück und drehte sich zu Sol – zum Unbekannten Krieger – um, der dort vor ihm saß und ihn durch seine Maske anschaute. Er konnte die Verzweiflung des Mannes fast schmecken. »Bei den Göttern, Unbekannter. Es tut mir so leid.«
    »Ilkar,

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