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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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bitte.« Hirad legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Er kann sich an alles erinnern«, sagte Ilkar. »Siehst du es nicht? Er kann sich an den Raben erinnern, an den Krähenhorst, an alle unsere Kämpfe, an all die Jahre. Sein ganzes Leben! Und er darf nicht darüber sprechen und es nicht zugeben. Niemals.«
    »Was redest du da?«
    »Er ist ein Leibeigener, Hirad. Seine Seele wird vom Berg von Xetesk festgehalten. Wenn er aus der Reihe tanzt, werden sie dafür sorgen, dass ihm das, was er jetzt gerade durchmacht, vorkommt wie eine Raben-Party. Er wird eine Ewigkeit lang sterben.«
    Hirad ließ auf sich wirken, was Ilkar ihm erklärt hatte. Er ging langsam zum Unbekannten, hockte sich vor ihm nieder und sah ihm tief in die Augen. Und dort sah er das Leben voller Schmerzen und Einsamkeit, das nun vor ihm lag. Er konnte alles sehen, doch der Zugang war versperrt. Verdeckt hinter einer Maske, die ihm die Xeteskianer angelegt hatten.
    »Ich hole dich da raus, Unbekannter.« Hirad stand auf und marschierte zu Denser zurück. Er konnte nicht sehen, dass der maskierte Mann hinter ihm den Kopf schüttelte.
    »Mal abgesehen davon, dass er der Unbekannte ist«, fauchte Ilkar. »Du hast gewusst, was er allein schon deshalb durchmachen muss, weil er ein Protektor ist.«

    »Ich weiß! Ich kann aber eine dreitausend Jahre alte Tradition nicht so einfach aufheben. Glaubst du wirklich, ich habe das gewollt?« Denser deutete zum Unbekannten und sah Hirad und Ilkar fragend an. »Ich kann euch nicht einmal annähernd erklären, wie leid es mir tut. Bitte versteht doch, dass ich das nicht wollte.«
    »Ich kann deine Entschuldigungen allmählich nicht mehr hören, Denser.« Hirad trat drohend näher. »Alles Übel, das dem Raben widerfahren ist, ist nur deinetwegen geschehen. Ich meine damit nicht nur meine Freunde, die deinetwegen sterben mussten. Ich meine die vielen Gelegenheiten, als du …« Er stach mit dem Finger auf Densers Brust ein. »Du hättest uns beinahe alle umgebracht. Dieses ganze Durcheinander ist deine Schuld, und ich habe genug davon. Wenn du dem Unbekannten nicht hilfst, dann bin ich nicht länger auf deiner Seite. Hast du das verstanden?«
    Denser nahm die Pfeife aus dem Mund. »Ich verstehe ja, wie schwer das für dich ist, aber ich kann wirklich nicht …«
    »Es gibt kein Aber, Denser!« Hirad gab Denser einen Stoß. Der Magier taumelte zurück, doch er blieb auf den Füßen. »Am Dimensionsriss hast du alles aufs Spiel gesetzt, nur weil du neugierig warst. Du wolltest Talan töten, weil er weggehen wollte, du hättest ihn beinahe vom Unbekannten umbringen lassen. Bei Sha-Kaan hast du, ohne mit der Wimper zu zucken, mein Leben aufs Spiel gesetzt, und jetzt hast du das Leben von vier Leuten aufs Spiel gesetzt, weil deine kostbare Katze in Schwierigkeiten war. Ganz zu schweigen von meinem und Ilkars Leben, als du so eilig fliehen musstest.«
    »Ich glaube, du bist da nicht ganz fair.«
    »Ich bin nicht ganz fair? Es liegt doch nur an deinen Fehlern, an deiner Eile und an deiner verdammten Arroganz, dass wir so tief in Schwierigkeiten stecken. Ich habe
dir gleich gesagt, dass du es dem Raben überlassen solltest, aber du musstest es ja auf deine Weise machen. Ich habe dir gesagt, dass wir überleben, weil wir ein Team sind, aber du hast nicht auf mich gehört. Und jetzt«, Hirad näherte sich ihm, bis seine Nase dicht vor Densers Nase verharrte, »und jetzt kommt schon wieder so eine Frechheit. Er da.« Er deutete hinter sich zum Unbekannten. »Du sagst uns, dass du ihn in der Hölle lassen musst, und trotzdem erwartest du, dass wir weiter mit dir reiten?«
    »Ich kann nichts daran ändern.« Denser zuckte mit den Achseln.
    Hirad rastete endgültig aus, packte ihn am Kragen und hob ihn beinahe von den Füßen. »Ich sage dir, was du ändern kannst, Xetesk-Mann. Du kannst mit deinen Meistern Kommunion halten, und du kannst ihnen sagen, dass es aus und vorbei ist, wenn sie meinen Freund nicht aus dieser Leibeigenschaft entlassen. Kein Dawnthief, kein Sieg. Ich nehme doch an, du kannst ihnen das sagen?«
    »Lass mich los, Hirad.«
    »Ich nehme doch an, du kannst ihnen das sagen?«, wiederholte Hirad. Er fauchte, dass Denser die Speicheltropfen ins Gesicht flogen.
    Hirad blickte zu Sol hinüber, und sofort wich seine Wut dem Kummer. »Bitte. Versuche es.« Er sprach jetzt leise und flehend und suchte Densers Blick, verzweifelt und bittend. Er ließ den Dunklen Magier los. »Er ist mein Freund. Du musst etwas

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