Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
Stadt waren größtenteils Bergarbeiter oder Bauern, die im Notfall das stehende Heer tatkräftig unterstützen konnten.
Mit Gresses vierhundert Mann und den Söldnern zählten die Verteidiger im Süden Balaias etwa eintausend Reguläre und zweitausend Reservisten. Jeder Mann wurde gebraucht, denn man hatte aus Understone Nachricht bekommen, dass etwa sechstausend Wesmen versuchen würden, die Bucht zu durchqueren. Die Schlacht würde hart und blutig werden.
Gresse und Blackthorne standen im Kreise ihrer Magier und Adjutanten. Erstere benutzten den Spruch des Adlerblicks, um Informationen über das zu liefern, was winzig klein auf der anderen Seite der Bucht zu sehen war. Der Sand war schwarz vor Booten und Wesmen.
»Dort sind gewiss mehr als sechstausend Mann angetreten«, sagte Gresse.
Einer der Magier wandte sich an ihn. »Das kann man unmöglich genau sagen. Sie sind über drei Meilen aufgefächert, aber diese Zahl würde in etwa der Anzahl der Boote entsprechen, die dort bereitliegen. Es kommen aber ständig neue Truppen von Südwesten hinzu.«
Gresse blinzelte und starrte über die Bucht. Am Ufer herrschte unablässiges, reges Treiben. Einzelne Menschen konnte man nicht ausmachen, doch es war zu sehen, dass viele Krieger dort versammelt waren. Blackthorne räusperte sich.
Baron Blackthorne war Mitte vierzig, ein großer und schlanker Mann mit markantem Gesicht, buschigen Augenbrauen, schwarzem Haar und schwarzem Bart. Er lächelte selten, konnte Dummköpfe nicht ausstehen, und man sah ihm die Sorgen deutlich an, denn er ging mit gesenktem Kopf, eingezogenen Schultern und sehr schnell. Wie Gresse trug er Hemd und Ledertunika über den Bundhosen, und darüber wieder einen schweren Mantel, an dem der Wind zerrte.
»Wird Ausrüstung verladen?«, fragte er. Die Müdigkeit seiner Stimme deutete an, dass dies ein Problem war, mit dem er sich eigentlich nicht sollte befassen müssen.
»Ja, mein Lord«, erwiderte sein Seniormagier.
»Dann können wir erwarten, dass sie bald in See stechen. Man muss wohl annehmen, im Schutze der Dunkelheit.«
»Ja, mein Lord.«
»Hmm.« Er leckte sich die Lippen und strich den Bart am Kiefer glatt. »Ich will, dass so viele Boote versenkt werden, wie es nur eben möglich ist, ohne unsere Ressourcen zu sehr zu strapazieren. Heißer Regen, Feuerkugeln, Große Welle, Eiswind – was auch immer Ihr an Sprüchen aufzubieten habt. Nehmt die Hälfte Eurer Magier und hundert Mann als Wachen mit. Ich brauche Hindernisse im Sand. Die ersten Boote, die landen, sollen in Brand gesteckt und umgedreht werden, um den Strand zu blockieren. Lasst Euch nicht überrennen. Zieht Euch zur Burg zurück, sobald die Wesmen in großer Zahl am Ufer landen. Sie werden keine Pferde haben, deshalb solltet Ihr ihnen leicht entkommen können. Ist das klar?« Der Magier nickte. »Dann werden Gresse und ich in die Stadt zurückkehren. Dort werden wir unsere Verteidigung konzentrieren. Baron Gresse?«
Er machte auf dem Absatz kehrt und lief die Böschung hinauf zu seinem Pferd. Sein Diener bemerkte ihn und reichte ihm die Zügel. Hinter ihm gab der Magier bereits die ersten Befehle. Gresse lächelte, als er neben dem jüngeren Mann nach oben lief und Mühe hatte, das Tempo zu halten. Ganz so leicht sollten die Wesmen Gyernath oder Understone nicht erreichen können.
»Was ist eigentlich aus dem Rest der HAK geworden?«, fragte Blackthorne, als sie, begleitet von den Leibwächtern, zur Burg ritten.
»Sie sind zu sehr damit beschäftigt, sich um mein Land zu zanken, um uns zu helfen, oder sie sind zu vertrottelt, um zu verstehen, dass die Bedrohung real ist. Das Misstrauen gegenüber den Kollegien ist sowieso eine alte Gewohnheit.«
»Und aus historischen Gründen keineswegs unangebracht.« Blackthorne drehte sich zu ihm herum. »Was habt Ihr mit Euren Leuten gemacht?«
»Auf Taranspike?« Blackthorne nickte. »Sie sind alle noch auf der Burg, haben aber Anweisung, sich einem Angriff nicht zu widersetzen. Ich habe ihnen gesagt, das sei die Sache nicht wert. Meine Söhne sorgen dafür, dass die Leute sicher sind; sie haben mein Siegel und können auf meine Kosten in Korina leben, wenn es nötig ist. Er wird ihnen nichts tun, wenn sie sich ergeben.«
»Pontois?«
»Ja.«
»Hmm.« Blackthorne runzelte die Stirn. »Das werde ich nicht vergessen, Gresse.«
»Es ist für Balaia, nicht nur für Euch«, erinnerte Gresse ihn.
»Aber Ihr seid der einzige Mann, der Mumm genug hat, hier neben mir zu stehen«,
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