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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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welche Rolle spielte, was man tun musste. Er hatte sich nicht dafür interessiert, aber das war, so dachte er, eigentlich auch nicht besonders überraschend. Die Magie war Ilkars Job. Hirad konnte keine Sprüche wirken, und deshalb hatte er sich nie die Mühe gemacht, sich darüber zu informieren.
    Ilkar saß im Schneidersitz und hielt das Amulett in den flachen Händen. Er betrachtete es genau, sprach gelegentlich ein paar Worte. Er atmete langsam und tief, und als er die Augen schloss, bewegte sich sein Brustkorb auf die gleiche Weise weiter, was Hirad ein wenig überraschte.
    Hirad warf einen Blick zu Denser, der ebenfalls Ilkar beobachtete.
Mit der rechten Hand kraulte er abwesend das Kinn der Katze, zwischen den Zähnen steckte die kalte Pfeife. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, während er fasziniert zuschaute.
    Ilkar suchte etwas, so viel war offensichtlich. Er drehte den Kopf hin und her und forschte in einem Bereich, der ummittelbar vor ihm lag. Seine Augen bewegten sich hinter den geschlossenen Lidern. Hirad runzelte die Stirn, er wurde nervös, grinste unsicher. Der Anblick beunruhigte ihn.
    Der Julatsaner leckte sich über die Lippen und tastete den Boden mit den Fingern ab, das Amulett lag in seinem Schoß. Auf einmal zuckten seine Augen hinter den geschlossenen Lidern nach rechts, wo Denser stand. Der Dunkle Magier fuhr unwillkürlich zusammen. Ilkar starrte weiter und blieb eine halbe Minute völlig reglos sitzen.
    Dann öffnete er die Augen. »Ich hab’s«, sagte er.
    »Ausgezeichnet.« Densers Lächeln wurde breiter.
    Ilkar stand unsicher auf und ging zum Dunklen Magier hinüber. Hirad gesellte sich zu ihnen und betrachtete den Bereich des Bodens, in dem Ilkar geforscht hatte. Für ihn war es nichts als harter, kalter Fußboden.
    »Es ist ein Kontrollspruch. Dordovanisch, glaube ich. Ich werde es versuchen, es dürfte nicht schwer sein.« Ilkar blickte noch einmal zum Amulett, drehte es herum und sprach ein paar Worte. Er sah sich über die Schulter um. »Hirad, ich würde dir empfehlen, ein paar Schritte zurückzutreten.« Der Barbar gehorchte achselzuckend.
    Ilkar nahm das Amulett zwischen die beiden flachen Hände, schloss die Augen und sprach eine kurze Anrufung. Man hörte unter Druck stehende Luft entweichen, dann verschwand ein Stück Boden an der Stelle, an der Hirad gerade noch gestanden hatte.
    »Nicht schlecht, Ilkar, ich bin beeindruckt«, sagte Hirad.
    »Danke, Hirad.«
    »Ich auch«, sagte Denser, der schon zum Loch unterwegs war, das Ilkar geöffnet hatte. »Dimensionale Übertragung. Kein Wunder, dass die Wytchlords den Eingang nicht gefunden haben.«
    Hirad trat ebenfalls wieder vor. »Heute werden solche Türen nicht mehr hergestellt, was?«
    »Hirad, solche Türen wurden noch nie hergestellt. Außer von Septern, wie es scheint.«
    Unten im Loch war nichts zu erkennen. Nach den ersten paar Stufen verlor sich die Treppe in der Dunkelheit, mehr war nicht zu sehen. Hirad rief Talan zu, er möge zwei Laternen mitbringen, und als sie entzündet waren, stieg er vorsichtig die Treppe hinunter, das blankgezogene Schwert in einer und eine Laterne in der anderen Hand.
    Es roch nach Schimmel und Alter, als Hirad in eine Kammer hinabstieg, die beinahe so groß war wie der Raum darüber. Direkt gegenüber der Treppe war die Wand von etwas Dunklem bedeckt, das sich bewegte. Dunkelgraue Wirbel, durchsetzt mit braunen Flecken, gelegentlich blitzte etwas grün und weiß auf, alles lief ziellos ineinander. Fremd und bedrohlich brodelte und wogte die Dunkelheit in ihrem Rahmen, und die Stille verstärkte noch den Eindruck von Gefahr. Der Raum schien unter einer erwartungsvollen Spannung zu stehen, und Hirad konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass die Wirbel ihn jederzeit packen und ins Nichts ziehen konnten. Der Gedanke ließ ihn schaudern. Er hielt inne und spürte eine Hand auf seiner Schulter.
    »Das ist der Dimensionsriss, kein Grund zur Sorge«, sagte Denser.
    »Kann da nicht etwas durchkommen? Du weißt schon, von der anderen Seite.« Er gestikulierte mit dem Schwert in Richtung des Risses.

    »Nein. Septern hat ihn mit seiner Magie und seiner Zauberkunst stabilisiert. Du musst von dieser Seite aus beginnen, wenn du hindurch willst.«
    Hirad nickte und ging langsam weiter hinunter. Densers Antwort hatte ihn nicht völlig beruhigen können, der Riss übte eine hypnotische Anziehungskraft aus. Er vermittelte einen Eindruck von undurchdringlicher Tiefe, obwohl Hirad die Ränder

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