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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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lugte heraus. Das sommersprossige Gesicht unter den wuchernden hellroten Haaren erbleichte, als er die Besucher erkannte.
    »Keine Sorge, Petren«, sagte Arlen. »Wecke doch bitte deinen Vater. Ich muss mit ihm über einen eurer Gäste reden. Nun geh.«
    Der erschreckte Junge brachte kein Wort heraus, sondern nickte nur und verschwand im Halbdunkel hinter der Tür. Gleich darauf konnten sie seine dünne, schrille Stimme durch den Gasthof hallen hören.

    »Vater, Papa! Der Graf ist an der Tür, der Graf ist an der Tür.«
    Arlen gestattete sich ein Lächeln, als er den Blick seines Wachtmeisters bemerkte.
    »Immerhin weiß er, wer ich bin«, sagte der Graf.
    »Ja, Sir.«
    Während der kurzen Wartezeit schwoll die Menge der Zuschauer weiter an, und unter ihnen zählte Arlen mehr als ein Dutzend Schwarze Schwingen. Im Augenblick waren die Leute noch ruhig und neugierig, doch es brauchte nicht viel, damit es unangenehm wurde.
    Er beugte sich zum Wachtmeister und befahl ihm, seine Männer in der Nähe der Schwarzen Schwingen zu postieren.
    »Mein Lord?« Denat, der Wirt, erschien in der Tür.
    »Es tut mir Leid, dass ich Euch wecken musste«, sagte Arlen.
    »Aber keineswegs, mein Lord. Ich bin schon eine Weile auf und bereite das Frühstück vor.«
    »Dann habt Ihr viel zu tun?«
    »Ich bin ausgebucht«, bestätigte Denat.
    »Hmm.« Arlen nickte. »Ich fürchte, Ihr werdet leider einen großen Teil Eurer derzeitigen Gäste verlieren.«
    »Bitte, mein Lord?« Denat runzelte die Stirn und fummelte nervös an der Türklinke herum. Er war eine wuchtigere Version seines Sohns mit schütterem Haar.
    »Ich will Selik sprechen, versteht Ihr? Selik soll sofort hierher zur Tür kommen.«
    »Oh.« Denat zögerte. »Aber natürlich. Ich hole ihn her.«
    »Danke.« Arlens Lächeln war humorlos. Er bedauerte, dass es Männer wie Denat gab, musste aber zugeben, dass diese Sorte gut für die Wirtschaft der Stadt war.

    »Ich bin durchaus fähig, mich selbst zu bewegen«, leierte eine neue Stimme. Sie klang irgendwie entstellt, und als die missgestaltete Person in der Tür auftauchte und sich am zurückweichenden Denat vorbei nach draußen schob, konnte der Graf auch sehen warum.
    »Ihr seid Graf Arlen, nehme ich an?« Der Mann reichte ihm die Hand, die Arlen ignorierte.
    »Genau. Und Ihr seid in dieser Stadt unerwünscht.«
    Selik zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich? Und von wem?«
    Arlen sah ihn unverwandt an. »Von mir. Und das ist genug. Ich habe Eure Aktivitäten länger beobachtet und geduldet, als es eigentlich nötig gewesen wäre.«
    »Ich …«
    »Schweigt.« Arlen hob einen Finger, aber nicht die Stimme. Er war nicht daran gewöhnt, unterbrochen zu werden. »Schweigt und hört zu. Der Handel in dieser Stadt wird durch Handschlag, Lieferung und Bezahlung geregelt, aber nicht durch Drohung, Faust und Einschüchterung. Gestohlene Güter werden nur dann als Verlust abgeschrieben, wenn der Missetäter nicht gefasst werden kann. Verletzungen von Personen, besonders von Frauen, werden unter keinen Umständen geduldet.
    Diese wichtigen und zahlreiche andere Regeln wurden von Euch oder Euren Männern gebrochen. Deshalb wird jetzt Folgendes geschehen: Mit zwei Ausnahmen werden alle Eure Männer bis zur Mittagsstunde die Stadt verlassen haben. Wer danach noch hier gefunden wird, macht sich des Bruchs der Handelsgesetze schuldig und wird entsprechend bestraft.
    Die Waren, die Ihr rechtmäßig erworben, aber noch nicht erhalten habt, werden Euch bis hinter die Grenze von Arlen nachgeliefert. Falls Ihr Schiffe unter Vertrag
genommen habt, ob einwandfrei oder durch Ausübung von Druck, so werden die Verträge für ungültig erklärt, und Ihr werdet, falls es Euch zusteht, das Geld zurückbekommen.
    Ihr, Selik, werdet hier bleiben, bis Eure Männer die Stadt verlassen haben. Außerdem werdet ihr die beiden Verbrecher identifizieren und ausliefern, die auf meinen friedlichen Straßen eine Frau und ihr kleines Kind belästigt und bedroht haben. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    Arlens Worte hatten die Menge, die inzwischen auf mehr als hundert Köpfe angewachsen war, zum Schweigen gebracht. Die Leute verrenkten die Hälse, um ja kein Wort zu verpassen. Selbst aus der Nähe war nicht alles zu verstehen, weil der böige Seewind dem Grafen die Worte von den Lippen riss, doch was er wollte, war deutlich genug, und die Versammelten begannen leise zu applaudieren. Arlen reagierte nicht darauf.
    Selik hatte Arlens Blick erwidert und höhnisch

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