Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
eine schwere hölzerne Keule herbeigesaust und traf ihn im Magen. Er klappte in der Hüfte zusammen und sackte auf die Knie. »O Vater! O Gott! Es tut mir so leid!«, rief Rose und ließ die improvisierte Waffe fallen.
Penny und ich betrachteten entsetzt die Szene. Im Stillen beglückwünschte ich Penny zu der Entscheidung, zuerst den Gefangenen hineinzuschieben. Von dem vorherigen Angriff war ich immer noch ein wenig erschüttert. Während sich Rose um den verletzten Vater kümmerte, sah ich mich in dem Raum um. Auf der einen Seite befand sich ein großes Bett. Es war ein schönes Möbelstück, stand aber merkwürdig schief. Ein Blick nach unten zeigte mir, dass Rose einen der Pfosten als Waffe benutzt hatte. Allmählich fragte ich mich, wie Hightower die Kindheit seiner Tochter überlebt haben mochte.
Endlich nahm Rose uns wahr. »Penny! Was tust du denn hier?«
»Ich hatte gehört, dass du gerettet werden müsstest. Aber wie es aussieht, ist dein Häscher wohl schlechter weggekommen als du selbst.« Penny blickte mitfühlend zu Lord Hightower hinüber.
»Ich dachte, es sei einer der Wächter«, erwiderte Rose verlegen. »Immerhin habe ich auf die Körpermitte gezielt, damit es nicht ganz so sehr wehtut.« Hightower stöhnte. Er lag am Boden und schnappte hilflos nach Luft.
»Wohin würdest du denn zielen, wenn du jemandem ernstlich wehtun wolltest?«, fragte ich laut.
»Bete, dass du das nie herausfindest, Mordecai.« Rose half ihrem Vater beim Aufstehen. »Oh! Das Auge! War ich das?« Ich amüsierte mich immer wieder über Rose’ erschrockene Ausrufe. Was erwartete sie denn, wenn sie ihn dorthin schlug? Nur gut, dass sie nicht zu meiner Anath’Meridum geworden war, sonst hätten wir eine lange Spur von Leichen hinter uns zurückgelassen.
Weitere Männer kamen die Treppe heraufgetrampelt. Da seit Hightowers letztem Ruf eine Weile vergangen war, nahm ich an, dass dies die Wächter waren, die wir unten schlafend zurückgelassen hatten. Ich blieb offen sichtbar stehen und wartete, bis sie die Treppe erklommen hatten, ehe ich sie erneut in Schlaf versetzte. Es zahlte sich aus, vorsichtig zu sein, denn eine freundschaftliche Rettung konnte eine unschöne Wendung nehmen, wenn wir versehentlich jemanden töteten.
Ich blickte wieder in Rose’ Zimmer. »Wir sollten uns beeilen, sonst muss ich noch das ganze Haus schlafen legen, ehe wir hier herauskommen.«
Ihr Vater konnte wieder sprechen und winkte mir, zu ihm zu kommen. »Ihr müsst wissen, dass ich mit dem, was Ihr da tut, nicht einverstanden bin. Ich halte es für dumm und außerdem für eine Verschwendung, aber da ich Euch und meine Tochter nicht aufhalten kann, will ich Euch einen Rat geben.«
»Welchen denn, Sir?«, fragte ich höflich.
Er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr. »Sorgt dafür, dass es einen guten Fluchtweg für meine Tochter gibt. Wenn die Feinde an Eure Tür klopfen – und Ihr könnt nicht mehr weglaufen –, dann sollte sie nicht mehr bei Euch sein. Wenn ihr etwas zustößt, und Ihr überlebt irgendwie … ich würde Euch den Rest meines Lebens hetzen, darauf könnt Ihr Euch verlassen.« Seine Miene war hart, und mir lief es kalt den Rücken hinunter. Es war ihm bitterernst.
Ich erwiderte seinen Blick, um ihm zu verdeutlichen, dass ich es begriffen hatte. »Sir, wenn ihr etwas zustößt, und ich überlebe, dann braucht Ihr mich nicht zu hetzen. Dann komme ich freiwillig zu Euch.« Damit drehte ich mich um und ging mit Rose und Penny hinaus.
»Was war das denn?«, fragte Penny.
»Wahrscheinlich eine seiner üblichen Ansprachen unter dem Titel ›Um neun Uhr abends ist meine Tochter wieder zu Hause‹«, warf Rose lachend ein. Penny begriff die Anspielung zuerst nicht, da noch niemand auf die Weise um sie geworben hatte, wie Rose es erlebt hatte, doch Rose erklärte es ihr. Bald lachten sie beide hinter mir. Ich jedoch hielt das gar nicht für lustig. Was ich dem Mann gesagt hatte, war mein voller Ernst gewesen.
Wir nahmen Rose in die Mitte und gingen zur Eingangstür. Unterwegs begegneten wir zwar einigen weiteren Wachen, hatten jedoch kaum Schwierigkeiten. Ich legte sie allesamt schlafen. Nach dem ersten Mann protestierte Rose. »Das ist doch gar nicht nötig.«
»Wäre es besser, sie mit einem Bettpfosten zu hauen?«, kicherte ich.
Rose schnitt eine Grimasse. »Ich bin sicher, dass sie sich zurückziehen werden, wenn ich es befehle, und das mit dem Bettpfosten war ein Versehen.«
Mir war nicht danach, mich auf ein
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