Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Risiko einzulassen, deshalb verfuhr ich wie gehabt und betäubte jeden, dem wir begegneten. Bald waren wir draußen und entfernten uns vorsichtig von dem Vorturm. Wenn wir gerannt wären, hätten wir unerwünschte Aufmerksamkeit erregt, daher beschränkten wir uns darauf, rasch und ruhig auszuschreiten. »Wie willst du uns aus der Hauptstadt schaffen?«, fragte Rose. »Die Männer des Königs werden morgen früh die Stadt nach uns durchkämmen. Wahrscheinlich werden sie die Tore absperren, sobald sie wissen, dass du hier bist.«
»Zuerst hole ich unser Eigentum zurück, und dann schlendern wir gemächlich nach Washbrook«, erwiderte ich lässig. Penny seufzte.
»Das war natürlich ein Scherz, Mordecai«, erwiderte Rose. »Penny, sag mir, scherzt er?«
»O nein … er meint das ernst«, schnaubte Penny. »Außerdem bin ich inzwischen schon halb überzeugt, dass es ihm gelingen wird.«
Rose riss die Augen auf. »Nur zur Hälfte? Die zweite Hälfte kann sehr unangenehm werden.«
»Uns stehen sowieso noch mörderische Schwierigkeiten bevor, Rose. Deshalb sorge ich mich kaum um unangenehme Möglichkeiten. Wir haben ein Ziel, und das muss für den Augenblick reichen«, erklärte ich ihr.
»So erbittert habe ich dich noch nie erlebt, Mordecai … ich weiß nicht, ob mir das gefällt«, wandte Rose ein.
»Dem König wird es noch weniger gefallen.« Ich grinste böse. »Wo sind die Männer, die du gedungen hast? James sagte, sie seien alle abgeführt worden.«
»Diejenigen, die eine kleine Geldstrafe zahlen konnten, wurden auf Bewährung freigelassen. Die anderen stecken im Königsturm«, erklärte sie mir. »Du willst doch hoffentlich keinen Ausbruch organisieren?«
»Ich brauche sie, um die Wagen zu beladen. Da wir gerade dabei sind – wohin mögen sie wohl meine Waren gebracht haben?«
Rose erschrak. »Mordecai, das ist verrückt. Das geht nicht gut. Der König wird dich enthaupten lassen!«
»Die Waren, Rose … du kannst hierbleiben, wenn dir der Plan nicht gefällt.«
»Inzwischen dürfte alles in den königlichen Lagerhäusern sein. Für den Feldzug im Frühling hortet er dort Getreide und auch noch anderes Material. Genau die gleichen Dinge, die auch wir gekauft haben. Das war der wichtigste Grund dafür, dass er alles in Lancasters Haus beschlagnahmt hat«, erwiderte sie. »Und verdammt will ich sein, wenn du mich hier zurücklässt.«
Auf ihre Loyalitätsbekundung ging ich gar nicht erst ein. »Ich brauche eine Wegbeschreibung zum Königsturm. Wie weit ist es von dort aus bis zu den Lagerhäusern, und wie weit sind diese von Lancasters Haus entfernt?« Zu anderen Zeiten wäre ich vielleicht nicht ganz so grob gewesen, aber die Belastungen und Ängste in dieser Situation setzten mir nun doch zu. Unser Einbruch in Lord Hightowers Haus hatte mich einiges an Nerven gekostet, und ich musste in noch zwei weitere Gebäude eindringen.
Wie sich herausstellte, waren die Lager nur ein paar Minuten von Lancasters Haus entfernt, was meinen Plänen sehr entgegenkam. Der Königsturm dagegen war etwas mehr als zwanzig Gehminuten vom Lager entfernt. Ich war mir nicht sicher, wie schnell die Stadt reagieren mochte, hatte aber den Eindruck, dass es gefährlich werden könnte.
»Rose, geh bitte allein zu Lancasters Haus. Joe ist dort. Sag ihm, er solle sich bereit machen. Er soll die Wagen und Kutscher vorbereiten und dicht bei den königlichen Lagerhäusern aufstellen«, bat ich sie.
Sie beklagte sich nicht einmal darüber, dass sie allein zurückkehren sollte, sondern machte sich vielmehr Sorgen, mein Plan könnte misslingen. »So spät es jetzt auch schon ist, die Leute werden es doch bestimmt bemerken, wenn wir eine Wagenreihe auf der Straße abstellen.«
Ich musste einräumen, dass sie damit nicht unrecht hatte. »Dann lass sie in Lancasters Hof warten. Das ist nahe genug. Es wird nur gelingen, wenn wir nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen.«
Sie nickte, und gleich danach trennten wir uns. Ich sorgte mich um sie, weil sie im Dunkeln allein gehen musste. Nach einer kurzen Überlegung fand ich dann aber, ich sollte mich eher um die sorgen, denen sie womöglich begegnete. Penny und ich brachen also ebenfalls auf und schritten leise durch die dunklen Straßen.
Der Königsturm war nur schwach beleuchtet. Gewöhnlich wurden dort Verbrecher eingesperrt, ursprünglich war er aber einer der Wehrtürme gewesen, die in regelmäßigen Abständen die Stadtmauer verstärkten. Als die Stadt gewachsen war, hatte man
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