Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
aber da sie Späher waren, gaben sie den Pferden die Sporen und ritten davon. Informationen waren wichtiger als der Kampf gegen einen unbekannten Gegner. Ich stieg ab und hob zwei Steine auf. Die Reiter waren weniger als hundert Schritte entfernt. Ein Wort, und ein scharfer Atemstoß jagte die Steine hinter ihnen her. Nachdem sie aus dem Sattel gestürzt waren, liefen die Pferde weiter. Ich beschloss, sie laufen zu lassen, da sie meine Botschaft überbringen würden.
Penny hatte mich genau beobachtet. »Du bist so ruhig«, meinte sie.
»Es ist sinnlos, sich wegen zwei Männern aufzuregen. Ich muss später noch für wesentlich mehr Tote Buße tun«, erwiderte ich kalt.
»Mir gefällt nicht, wie du dich veränderst«, gab sie zurück.
Ich saß wieder auf und ritt zu ihr, beugte mich vor und gab ihr einen Kuss. »Ich liebe dich, Penny, aber was mit mir geschieht, spielt keine Rolle. Ich werde nicht mehr viel Zeit haben, meine Taten zu bereuen.«
Sie knirschte mit den Zähnen. »Und wenn ich mich nun geirrt habe?«
»Glaubst du das wirklich?«, antwortete ich sofort.
Als sie sich nicht weiter äußerte, zog ich mein Pferd herum, und wir ritten zur Straße. Ich wollte sehen, welche Reaktion die herrenlosen Pferde auslösten. Unterwegs überprüfte ich unsere persönlichen Schilde und den Schutz der Pferde. Die Ereignisse vor einem Jahr hatten mich eine wichtige Lektion über die Abschirmung meines Reittiers gelehrt.
Arundel lag annähernd eine Meile von der Hauptstraße im Tal entfernt. Als wir die Distanz fast überwunden hatten, entdeckten wir die Feinde. Fünf Mann breit marschierten sie in unsere Richtung, auf beiden Seiten waren kleine Kavallerietrupps ausgeschwärmt. »Was jetzt?«, fragte mich Penny.
Ich lachte über ihre Frage und tat das, was mir am natürlichsten erschien. Ich stand in den Steigbügeln auf und winkte den anrückenden Soldaten mit einem breiten Grinsen zu. Sie hielten an, und ich sah, wie der Kommandant die Armbrustschützen nach vorne beorderte. »Zeit zu gehen«, sagte ich zu Penny. Wir ritten rasch nach Arundel zurück. Einige Bolzen zischten harmlos an uns vorbei, die Entfernung war zu groß. Ein Blick zurück zeigte mir, dass uns die Kavallerie nicht verfolgte.
Wahrscheinlich hielten sie es für eine Falle. Das konnte ich gut verstehen.
Durch den Kreis in Arundel kehrten wir nach Cameron zurück. Von dort aus suchten wir auf der anderen Seite einen weiteren Punkt im Tal auf. Vorsichtshalber hatte ich ihn mehr als eine halbe Meile von der Straße entfernt konstruiert. Meine größte Sorge war gewesen, eines Tages irgendwo inmitten der Feinde herauszukommen.
Von hier aus hatten wir einen guten Blick auf die Kolonne der Angreifer. Sie erstreckte sich von der Passstraße in den Bergen bis nach Arundel. Ganz am Ende entdeckte ich den Tross. Demnach musste der Marschzug der Soldaten fast fünf Meilen lang sein. »Etwas mehr als dreißigtausend Mann«, überlegte ich laut. Pennys Mund stand offen. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte ich.
»Es sind so viele«, sagte sie leise.
»Das spielt keine Rolle«, erinnerte ich sie. »Zehntausend, zwanzigtausend, dreißigtausend … es bedeutet einfach nur, dass mehr Leute sterben werden.«
»Hör auf damit«, entgegnete sie.
»Was meinst du?«
»Hör auf, so zu tun, als spielte es wirklich keine Rolle. Du weißt selbst am besten, wie sehr es dir zusetzt«, erinnerte sie mich.
»Ich kann mir nicht erlauben, das an mich heranzulassen. Ich muss mich verhärten, sonst verliere ich meine Entschlossenheit«, erwiderte ich fest.
»Aber all die Menschen … sie haben doch auch Familien, Geliebte. Angehörige, die auf sie warten werden«, beharrte sie.
»Sei still«, sagte ich leise. Glücklicherweise schwieg sie danach tatsächlich. Wir sahen zu, wie die Feinde an der Straße in Richtung Washbrook und Lancaster eine Verteidigungsstellung einrichteten, während die Haupttruppe bereits nach Arundel weiterzog. Sie sorgten dafür, dass sie nicht überrascht wurden, während sie das Land des Barons besetzten. Eine Stunde lang beobachteten wir sie schweigend.
»Ich glaube, sie haben uns bemerkt«, sagte Penny schließlich.
Als ich die Linien überblickte, stimmte ich ihr sofort zu. Eine Kavallerieabteilung hatte sich von der Haupttruppe gelöst und kam in unsere Richtung. Das überraschte mich, denn wir waren hinter hohem Gras und einer Baumgruppe gut versteckt. Vielleicht klärten sie auch einfach nur die Umgebung auf. So oder so, wir
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