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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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fragte er sarkastisch, als ich ihn aufgespürt hatte. Er inspizierte gerade eine Gruppe von Kriegern, die als Kundschafter ausreiten sollten.
    Trotz meiner düsteren Stimmung musste ich kichern. »Nicht dieses Mal, aber da draußen sind noch viele, die deine fachkundige Hilfe brauchen könnten.« Ich deutete zum Tor und auf die Straße, die ins Tal führte. »Ich will wissen, wie viele Männer wir noch haben. Bald werde ich den Damm zerstören, deshalb musst du ab morgen früh für einen Ausfall bereit sein.«
    »Siebenhundertzwölf«, antwortete er sofort. Ich staunte, weil er die Zahl so genau nennen konnte, aber andererseits war es gar nicht sonderlich überraschend. Dorian war schon immer sehr gewissenhaft gewesen, und dies vor allem, wenn er sich Sorgen machte, was eigentlich ständig der Fall war. »Unsere Krieger sind im Morgengrauen bereit«, versprach er mir.
    Ich nickte. »Welches Gebiet willst du jetzt als Nächstes erkunden?«
    »Wir stoßen durch den Wald nach Osten in Richtung Lancaster vor. Dann werden wir so weit wie möglich die Straße kontrollieren«, antwortete er.
    »In dieser Richtung sollten keine Feinde sein«, erwiderte ich.
    »Das Wort ›sollte‹ ist der springende Punkt«, gab er aufgebracht zurück. »Das Wort höre ich nicht gern, wenn es um eine Schlacht geht. Dieses Wort hat, höchstens mit einer einzigen Ausnahme, mehr Menschen den Tod gebracht als jedes andere.« Er wartete auf die unvermeidliche Frage.
    Ich seufzte und tat ihm den Gefallen. »Welches Wort wäre das?«
    »Angriff«, antwortete er lächelnd.
    Kurz danach brach Dorian auf und nahm fünfzig Reiter mit. Ich hoffte, sie würden nichts finden.

Der Tag schleppte sich dahin. Ich hatte damit gerechnet, dass Dorian und seine Männer schon nach wenigen Stunden zurückkehrten, doch er ließ sich nicht blicken. Mit jeder Stunde, um die sich seine erwartete Rückkehr verzögerte, nahmen meine Ängste zu. Er hätte sich nicht verspätet, wenn ihn nicht etwas Wichtiges aufgehalten hätte … oder war er sogar schon tot?
    Joe stand neben mir auf dem Wall und wartete ebenfalls auf ihre Rückkehr. »Etwas Schreckliches muss geschehen sein«, sagte er.
    Ich bewunderte die Beharrlichkeit dieses Mannes, aber seine Neigung, das Offensichtliche zu verkünden, ging mir manchmal auf die Nerven. »Er wird schon noch zurückkommen«, widersprach ich.
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Weil er zurückkommen muss«, erwiderte ich düster. Trotz meiner zuversichtlichen Worte hatte ich ebenfalls das deutliche Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen war. Zäh verging eine weitere Stunde, der Sonnenuntergang näherte sich schon. Ich wollte gerade die sinnlose Warterei aufgeben und nach drinnen gehen, da bemerkte ich einige Reiter auf der Straße.
    Sie waren zu weit entfernt, um sie mit bloßem Auge zu erkennen, aber ich spürte Dorians Geist unter ihnen und atmete erleichtert auf. Sie ritten schnell, als hetzte sie das ganze Heer von Gododdin, obwohl ich sonst niemanden auf der Straße ausmachen konnte.
    Ein paar Minuten später empfing ich ihn im Hof. »Was ist passiert?«, fragte ich ungeduldig.
    »Sie ziehen nach Lancaster!«, rief Dorian, noch ehe ich die Frage ganz ausgesprochen hatte.
    »Was? Wie viele?«
    »Alle, soweit ich das sagen kann«, erwiderte er.
    »Aber die anderen Späher berichten, dass sie ihr Lager im Tal aufgeschlagen haben«, widersprach ich.
    »Das sind wohl nur die Verwundeten. Auf der Straße sind uns fast fünftausend Soldaten begegnet. Wir konnten ihnen nur mit knapper Not entkommen, nachdem sie uns entdeckt hatten. Sie haben uns eine Kavallerieabteilung hinterhergeschickt und uns den halben Weg bis hierher verfolgt. Ich nehme an, sie wollten nicht, dass wir herausfinden, wohin sie ziehen. Dort sind nur Frauen und Kinder! Wir müssen alle Männer sofort aussenden, um sie zum Rückzug zu zwingen!«, drängte Dorian aufgeregt. So nahe an einer ausgemachten Panik hatte ich ihn noch nie erlebt.
    »Warte, lass mich nachdenken«, entgegnete ich.
    »Wir haben keine Zeit zum Nachdenken! Wir müssen sofort handeln! Mit jeder Sekunde kommen sie näher an Lancaster heran! Dort stehen keine Verteidiger, und sobald sie die Burg umzingelt haben, können wir den Belagerungsring nicht mehr aufbrechen. Nicht, dass sie lange draußen stehen würden. Sie schleppen Belagerungswaffen herbei, Mort!« Er schrie jetzt fast.
    Belagerungswaffen? Wo, zum Teufel, konnten sie die herbekommen haben? Bis jetzt hatten wir keine einzige bemerkt.

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