Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
Vom Netzwerk:
suchte sie meinen Blick, und ich gab ihr wortlos zu verstehen, dass ich mir Sorgen machte. Dann setzte ich mich gegenüber von dem Mann hin, der so kühn gewesen war herzukommen, um mit uns zu verhandeln. »Habt Ihr schon etwas gegessen? Ihr müsst nach der langen Reise hungrig sein«, fragte ich etwas spöttisch.
    »Ich bin recht zufrieden mit dem, was Ihr mir bereits gegeben habt«, antwortete er. Seine Stimme klang unnatürlich tief, was mein Misstrauen verstärkte.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dich gespeist zu haben, Mal’goroth. Du bist es doch, oder?«, gab ich äußerlich freundlich zurück.
    »Jedenfalls so viel von mir, wie dieses bescheidene menschliche Vehikel aufnehmen kann«, erwiderte der Gesandte und deutete abfällig auf seinen Körper. »Ich bin gekommen, um dir für die Arbeit zu danken, die du in meinem Namen verrichtet hast.«
    Sein Tonfall reizte mich, und die Wut verbrannte die Dunstschwaden des Weins. »Lieber hätte ich zwei Schwestern im Hurenhaus, als irgendetwas für dich zu tun. Versuche nicht, mich mit hilflosen Beleidigungen zu erzürnen. Du hast bereits verloren.«
    Lachend wiederholte er seine Behauptung: »Aber nein, du hast mein Werk vollbracht. Dir ist doch sicher bekannt, wie diejenigen vorgehen, die ihr die Nachtgötter nennt? Wir können uns nicht direkt von menschlichen Gläubigen nähren. Wir benötigen Opfer. Heute hat das größte Opfer in der Geschichte deines elenden Volks stattgefunden.«
    Ich ließ mir mein Entsetzen nicht anmerken. »Deine Männer haben ihre Entscheidung getroffen, als sie einwilligten, dir zu dienen. Für sie empfinde ich kein Mitleid.«
    »Einige schon, ja. Andere mussten allerdings erst überzeugt werden, sich der Armee anzuschließen.« Er lächelte mich breit an.
    »Das ist mir egal«, antwortete ich.
    »Wirklich? Und wenn ich dir nun sage, dass die Kinder dieser Männer in meinen Tempeln in Gododdin als Geiseln festgehalten werden?« Ob es der Wein war oder der Schreck, ich wusste es nicht zu sagen. Auf jeden Fall schwankte der Raum, als der Gesandte sprach.
    »Wenn du deinen Angriff hier fortsetzt, bleiben dir nicht mehr viele Anhänger«, erklärte ich. Etwas Besseres fiel mir nicht ein, in mir drehte sich alles.
    »Narr! Es ist mir egal, ob du sie alle tötest. Es war nie mein Ziel, dein Volk zu retten. Du tötest die Männer, ich töte die Kinder. So oder so werde ich stärker«, verkündete er drohend.
    »Deine Männer werden dir nicht mehr folgen, wenn du die Geiseln tötest«, widersprach ich.
    »Deshalb töte ich auch nur die Kinder derjenigen, die in der Schlacht fallen. Heute habe ich zwei Ernten eingefahren«, entgegnete er mit einem widerlichen Grinsen.
    Mir war übel, aber ich gab nicht nach. »Wenn du meine Entschlossenheit zu erschüttern hoffst, dann muss ich dich enttäuschen.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich bin lediglich hier, um dich ins Bild zu setzen. Es missfällt mir, einen unwissenden Feind zu vernichten. Du solltest geehrt werden. Seit deinem Ahnen Tirion hat niemand von deiner Art so viele an einem einzigen Tag getötet«, erwiderte er selbstgefällig.
    »Wer?«
    »Wie schnell ihr Sterblichen doch vergesst. Tirion Illeniel war der Begründer deines Geschlechts. Der Mann, der die Elentirberge wachsen ließ. Der Mann, der mein Volk vernichtete und mich auf den Weg drängte, der mich jetzt zu dir geführt hat, seinem so viel später geborenen Nachkömmling. Glaubst du wirklich, du stammst aus einem edlen Geschlecht? Der Mann war ein tausendfacher Mörder, der fast ebenso viele Angehörige seines eigenen Volks erschlug, während er die Meinen bekämpfte. Völkermord ist ein Verbrechen, das nicht ungesühnt bleibt.«
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte ich.
    Einen Moment lang strahlten seine Augen vor Freude. »Um dir eine letzte Illusion zu rauben. Hältst du dich nicht für einen Helden? Du bist aber nicht mehr als ein gewöhnlicher Verbrecher. Glaubst du, du könntest unschuldige Seelen retten? Du vernichtest sie. Denkst du, ich sei ein verrückter Gott aus einem vergangenen Zeitalter? Das ist schon richtig, aber ich habe zehntausend Jahre und mehr gekämpft, um die Ermordung meines Volks zu rächen. Dein verehrter Urahn brach den Waffenstillstand, der seit Generationen zwischen den She’har und den Menschen existiert hatte. Der Stolz war sein einziger Grund, sie zu ermorden. Ich sage dir dies, damit du weißt, dass du nicht besser bist als er. Am Ende, wenn dich die Verzweiflung übermannt, wirst du erkennen, dass du

Weitere Kostenlose Bücher