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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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und ich bin sicher, dass er es nicht getan hat, um Euch zu verletzen.« Ich beugte mich vor und klopfte ihm auf den Rücken. Normalerweise hätte ich es nie gewagt, so vertraut mit ihm umzugehen, aber im Augenblick schien James eher einen Freund als einen Vasallen zu brauchen.
    »Danke, Mordecai.« Er ließ die Hände sinken, lehnte sich zurück und legte die Arme auf die Rückenlehne des Sofas. »Ihr erinnert mich sehr an Euren Vater, auch wenn ich ihn nicht besonders gut kannte.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also schwieg ich und schenkte mir noch ein Glas ein. Inzwischen spürte auch ich die Wirkung des Weins und fragte mich, was wohl geschehen würde, wenn wir in diesem leicht berauschten Zustand zum König gerufen wurden.
    »Wo ist Euer vorwitziges Mädchen?«
    »Sie hat mich verlassen«, gestand ich.
    »Verdammt auch! Darauf muss man trinken.« Er hob die Flasche, und ich schloss mich seinem Beispiel an. Dann wischte er sich die Lippen ab und fuhr fort: »Warum folgt Ihr dem Mädchen nicht? Es wundert mich, dass Ihr sie so einfach gehen lasst.«
    »Es ist komplizierter.«
    »So scheint es immer zu sein. Lasst nicht zu, dass Euer Verstand das Herz aufhält, Junge. Der Verstand bringt immer nur alles durcheinander, glaubt mir. Nicht, dass ich je fähig gewesen wäre, meine eigenen Ratschläge zu befolgen. Ha!« Wieder nahm er einen Schluck. Da klopfte es erneut an der Tür, und damit war unsere Unterhaltung beendet.
    Ich schaffte es, auf gerader Linie zur Tür zu gehen, sagte: »Hallo«, und öffnete. Es war ein weiterer Bote des Königs.
    »Seine Majestät der König bitten Euer Lordschaft und Seine Durchlaucht, den Herzog von Lancaster, in seine Gemächer«, verkündete der Bote. Er wartete so geduldig, als wollte er uns auf der Stelle hinführen.
    »James?« Ich sah mich um. Der Herzog hatte sich mit geschlossenen Augen angelehnt. »James!«, rief ich.
    Er hob den Kopf. »Was ist denn?«
    »Der König ruft uns zu sich.«
    »Wann?«, fragte er ruhig.
    »Offenbar jetzt gleich.«
    »Verdammt auch, damit hätte ich rechnen müssen. Dann wollen wir mal sehen, wie schlimm der Tag noch werden kann, was?« Er stand auf und warf dabei die Weinflasche um, die vor ihm auf dem Tisch stand. Zum Glück war sie leer. Ich wollte ihm helfen, doch er winkte ab. »Keine Sorge, Junge, ich komme schon zurecht.«
    Wir folgten dem Diener den Gang hinunter. Auch wenn wir etwas wacklig auf den Beinen standen, völlig betrunken waren wir noch nicht. Daher schätzte ich unsere Aussichten, die Gemächer des Königs ohne größeren Zwischenfall wieder zu verlassen, auf fünfzig zu fünfzig. Ich war schon immer sehr optimistisch.
    Ein paar Minuten später betraten wir den privaten Empfangssalon des Herrschers. Unser Begleiter nickte, worauf uns der Türsteher wortlos eintreten ließ. Er folgte uns jedoch nicht hinein. Der Raum hinter der Tür war äußerst vornehm eingerichtet, es gab wunderbare Möbel, die jedoch nicht protzig wirkten. Dies entsprach dem Geschmack eines Mannes, der mächtig genug war, um mit seinem Reichtum nicht angeben zu müssen. König Edward der Erste saß auf einem bequemen Stuhl und las gerade eine Depesche.
    Ich hatte keine Ahnung, welche Umgangsformen hier von mir erwartet wurden, deshalb imitierte ich einfach James. Wir durchschritten den Raum zur Hälfte und verneigten uns. Später erfuhr ich, dass man sich bei förmlichen Anlässen niederknien musste, aber hier war eine einfache Verbeugung zulässig, zumindest bei adligen Gästen. »Ihr habt uns gerufen, Euer Majestät?« James’ Stimme klang vollkommen nüchtern. Ich hoffte, meinen Schwips ebenso gut überspielen zu können wie er.
    Der König musterte uns. Er war ein älterer Mann, gewiss schon über sechzig Jahre alt, mit schütterem grauem Haar. Dabei wirkte er recht kräftig, trotz seines Alters schien er energiegeladen und schlank. Die scharfen Augen blickten uns über den Rand des Dokuments hinweg an. »James, mein alter Haudegen! Kommt und setzt Euch, dies ist kein förmlicher Anlass.« Er deutete auf zwei Stühle, die nicht weit vor seinem eigenen standen.
    »Danke, Euer Majestät.« James setzte sich. Ich nahm neben ihm Platz.
    »Junger Mann, habe ich Euch die Erlaubnis gegeben, Euch in meiner Gegenwart hinzusetzen?« Edwards scharfer Ton jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Äh … Entschuldigung, Euer Majestät!« Ich sprang auf, als stünde mein Stuhl in Flammen. Unsicher, ob ich mich noch einmal verneigen

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