Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
wenn er fürchtete, ich hätte tatsächlich den Verstand verloren. Würde er dann eilig die Bindung schmieden oder mich einfach nur im Schlaf ermorden? Ehe wir unser Gespräch fortsetzen konnten, erschien Master Aston mit zwei Assistenten und mehreren schweren Kassenbüchern. Für diese Störung war ich dankbar.
Die nächste Stunde war ein verwirrendes Durcheinander von Zahlen und Berechnungen. Nachdem er sich zur Zusammenarbeit entschlossen hatte, war Master Aston äußerst höflich und hilfsbereit. Die Firma meines Vaters hatte nach dessen Tod noch mehr als zehn Jahre lang gewirtschaftet, seinen Anteil am Gewinn an die Bank überwiesen und erst vor einigen Jahren den Betrieb eingestellt. Auch der Graf di’Cameron hatte gespart und für die Zukunft vorgesorgt. Sobald Aston die Gesamtsumme berechnet hatte, staunte ich über die Zahl und begriff sofort, warum mich die Bank nicht an mein Vermögen lassen wollte.
»Wartet, könntet Ihr das noch einmal wiederholen?«, bat ich ihn.
»Sechsundzwanzigtausendvierhundertdreiundzwanzig Goldmark an Barmitteln, hinzu kommt eine sechsprozentige Beteiligung an der Königlichen Bank von Lothion«, wiederholte Aston pflichtbewusst. »Außerdem müsst Ihr den Wert Eures Landbesitzes hinzuzählen, dazu die Kupfermine im Süden des Elentirgebirges und die Wollkommission in Gododdin …«
»Eine Wollkommission?«
»Eine Handelsfirma, die Wolle kauft und verkauft. Vermutlich hat Euer Vater dort investiert, weil hier in Lothion die Preise für Wolle recht hoch sind. Seine andere Firma hat zu einem erheblichen Teil Wolle verschifft. Nach dem Zusammenbruch der Regierung in Gododdin wurden die Lieferungen nach Lothion eingestellt, und mit Trigard Export ging es allmählich bergab. Die beiden Länder treiben offiziell keinen Handel mehr, aber der Anteil an der Wollkommission ist noch vorhanden. Ich habe zwar keine aktuellen Zahlen, doch die Bank von Gododdin müsste seine Einnahmen dort verbucht haben, wie hoch auch immer sie gewesen sein mögen.«
Offenbar arbeiteten die Banken trotz Bürgerkrieg und Rebellion wie gewohnt weiter. Wahrscheinlich waren den Geldhäusern die Regierungen und die Religion einerlei … das Geschäft musste weitergehen. Ich war noch ganz benommen von dem, was er mir erzählt hatte. »Was genau bedeutet ein Anteil von sechs Prozent an der Bank von Lothion? Sind das Zinsen, die auf mein Barvermögen hier aufgeschlagen werden?«
»O nein! Das bedeutet, dass Euch sechs Prozent der Bank gehören. Jedes Vierteljahr wird eine kleine Dividende auf Eure Konten ausgezahlt. Falls Ihr Euren Anteil an der Bank verkaufen wollt, könnte ich vermutlich sehr schnell einen Interessenten finden …« Astons Augen glühten vor Gier.
»Nein, es ist schon gut«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich glaube, diese Beteiligungen taste ich vorerst nicht an. Die Zahlen, die Ihr mir genannt habt, sind erheblich größer als erwartet. Sind alle Adligen so reich?« Ich kam mir ein wenig dumm vor, danach zu fragen, aber der Schock hatte meiner Selbstbeherrschung einen kräftigen Schlag versetzt.
Master Aston schnaubte. »Schwerlich! Recht viele stehen sogar bei der Bank in der Kreide. Auf der Liste der reichsten Einwohner Lothions belegt Ihr vermutlich die vierte oder fünfte Stelle. Der König besitzt erheblich mehr, und die Herzogtümer Tremont und Lancaster stehen natürlich ebenfalls recht gut da. Der größte Teil Eures Geldes entstammt den Konten Eures Vaters. Die Konten der Camerons waren zwar ansehnlich, aber die Illeniels haben ihren Reichtum angehäuft, seit die Nation gegründet wurde.«
Mir fiel noch etwas anderes ein. Wenn ich zugelassen hätte, dass dieses … was es auch war … die Bank zerstörte, dann hätte ich damit auch meinen eigenen Besitz zerstört. Beinahe hätte ich gekichert. »Ich möchte etwas abheben und mit nach Hause nehmen. Fünftausend Goldmark sollten ausreichen.«
Der Bankier erbleichte, als er die Zahl hörte, behielt seine Gedanken jedoch für sich. »Sehr wohl.«
»Außerdem stellt Ihr bitte einen Kreditbrief für Rose Hightower aus, damit sie den Rest beanspruchen kann«, fuhr ich fort.
»Verzeihung?« Jetzt wäre er fast erstickt.
»Welcher Teil meiner Anweisungen war unklar?«
»Welche Summe soll der Dame bitte zur Verfügung stehen?«, erkundigte er sich vorsichtig. Er machte ein Gesicht, als hätte er einen Knochen verschluckt.
»Der ›Rest‹ beinhaltet natürlich alles außer den Beteiligungen«, erwiderte ich
Weitere Kostenlose Bücher