Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
zurückzuziehen, doch sie setzte ihren Fuß fest auf den seinen, hielt ihn so und schlug ihm die Faust ins Gesicht.
Der Treffer zeigte keine große Wirkung. Cyhan hielt inne und betrachtete sie gelassen. »Ausgezeichnet, du hast schon etwas gelernt.«
Darauf stieß Penny ein wildes Heulen aus. Eins musste ich ihr lassen, dieses Mädchen war zu einem vorzüglichen Kampfschrei in der Lage. Ohne die Position zu wechseln, schlug sie noch einmal zu, doch er zog nur den Fuß hoch und hebelte damit ihr Bein aus. Ein kleiner Stoß, und sie fiel rückwärts um und landete auf dem Hinterteil. »Die Lektion ist vorbei, Mädchen. Wir fahren heute Abend fort, wenn du dich etwas beruhigt hast.« Damit drehte sich Cyhan um und sah nach Wallace, der gerade wieder aufstand. »Tut mir leid. Alles in Ordnung?« Er bot dem älteren Mann die Hand.
Ehe Wallace antworten konnte, ließ sich eine neue Stimme am Tor vernehmen. »O du meine Güte! Störe ich euch schon wieder bei irgendetwas?« Rose Hightower stand im offenen Eingang. Ich versuchte, es ihr zu erklären, da ich ihr am nächsten war. »Keine Sorge, Rose, wir werden nur gerade schrecklich verprügelt.« Leider gehorchte mir der Mund noch nicht richtig. Ich bekam bloß ein paar unverständliche Laute heraus.
Nun schaltete sich Penny ein, die offenbar peinlich berührt war. »Äh, Rose … wir … äh.« Auch ihr fehlten die Worte.
»Es hat gerade eine Lektion im Nahkampf gegeben, und bei der Gelegenheit haben wir auch einige persönliche Differenzen beigelegt«, antwortete Cyhan. Unterdessen versuchte er, Marc aufzuwecken. »Vielleicht habe ich bei ihm etwas zu fest zugelangt. Hat jemand Wasser?«
Zu fest zugelangt? Er hatte ihn bewusstlos geschlagen und anschließend mich als Rammbock eingesetzt. Der Krieger neigte wirklich zu Untertreibungen. »Mgnach gnass gna gnich gnochmal«, sagte ich. Die Übersetzung schenke ich mir hier. Jedenfalls war es eine ernste Warnung, die sich an ihn richtete.
»Das solltest du dir noch mal in Ruhe überlegen, wenn du wieder bei Sinnen bist.« Cyhan sah mich an. Anscheinend beherrschte er die Sprache der vor Wut Tobenden recht gut. Entweder das, oder er hatte erkannt, dass meine Worte nur eine Drohung bedeuten konnten.
»Was ist hier los?« James Lancaster war auf den Hof getreten. Ich hatte ihn noch nicht bemerkt, aber meine Wahrnehmung war in diesem Moment auch nicht die schärfste. Mehrere Minuten voller Erklärungen waren erforderlich, bis er sich zufriedengab. Ein Eimer Wasser half Marc auf die Beine, und anschließend war er ebenfalls dazu in der Lage, ein paar Fragen zu beantworten. Schließlich hatte der Herzog genug erfahren und konnte sich ein Bild machen. »Demnach habt Ihr meinen Sohn bewusstlos geschlagen …« Er sah Cyhan scharf an.
Der erfahrene Ausbilder war keineswegs verlegen. »Ja, Durchlaucht.«
»Vor einer Woche noch hätte ich Euch für eine solche Vermessenheit auspeitschen lassen.« James trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. Cyhan schlug ein, und die Männer fassten sich an den Armen. »Danke«, sagte James. Ich hätte ihm beinahe zugestimmt, wäre ich nicht immer noch benommen gewesen.
Eine halbe Stunde später saßen wir alle wohlbehalten im Haus des Herzogs, tranken Tee und leckten unsere Wunden. Ich hatte am meisten abbekommen, mir war immer noch schwindlig. Auch Marc stand noch nicht ganz sicher auf den Beinen. Penny hatte die stärksten äußeren Blessuren davongetragen. Nach den wiederholten Schlägen waren ihre Wangen stark gerötet, die Unterlippe war sogar angeschwollen. Die Blicke, die sie Cyhan über den Tisch hinweg zuwarf, hätten ein Loch in die Wand brennen können. Ich werde nie begreifen, wie Frauen dies fertigbringen, aber nachdem ich in der Vergangenheit bereits das Ziel ähnlicher Blicke geworden war, fand ich es beunruhigend.
»Ich entschuldige mich, wenn ich dich beleidigt habe, Mordecai«, begann Cyhan völlig unerwartet. »Ich habe zwar die Wahrheit gesagt, aber meine wirkliche Absicht war es, dich auf die Probe zu stellen.«
»Ich lasse mich nicht gern auf diese Weise prüfen«, gab ich zurück. »Hoffentlich hast du erfahren, was du wissen wolltest. Beim nächsten Mal wirst du mir nicht mehr so leicht davonkommen.« Was bedeutete, dass ich keine Hemmungen mehr haben würde, die Magie gegen ihn einzusetzen. Mir war ja klar, dass der Mann in einer rein körperlichen Auseinandersetzung so gut wie unbesiegbar war.
Er lachte. »Wenn du dich recht erinnerst, habe ich
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