Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
bist tot.«
Ich starrte ihn an und war noch nicht sicher, ob ich es wirklich begriffen hatte. Der Angriff auf mich war ein Ablenkungsmanöver gewesen, um sich ihr zu nähern. Endlich nahm er das Messer weg und zog sich zurück. »Verstehst du es jetzt? Es geht nicht um dich. Deine Anath’Meridum wird ausgebildet, um sich selbst zu schützen. Sobald die Bindung entstanden ist, stellt sie den einfachsten Weg dar, dich zu töten, und es gibt tausend Arten, dies zu tun.«
»Warum sollte sich ein Magier auf eine solche Bindung einlassen, wenn es ihn doch nur behindert?«, platzte ich heraus.
»Weil alle Magier sonst verrückt werden … sie ist deine einzige Hoffnung, geistig gesund zu bleiben. Die Bindung schließt eure Geister zusammen. Der Wahnsinn trieb Jerod Mordan dazu, einen Pakt mit Balinthor einzugehen, was unsere Welt beinahe vernichtet hätte. So unterwarfen sie sich der Bindung, um zu verhindern, dass so etwas jemals wieder geschieht. Die Bindung sorgt nicht nur dafür, dass du geistig gesund bleibst, sondern hindert auch jedes andere Wesen daran, jemals in euer Bewusstsein einzudringen. Sag mir die Wahrheit, Mordecai … du hörst bereits Stimmen, oder?«
Verblüfft starrte ich ihn an. Wie ich genau wusste, sagte er die Wahrheit, aber mir war nicht klar, dass er auch von den Stimmen wusste. »Nein … eigentlich nicht.«
»Die Bank hat gebebt, als wir dort waren. Ich weiß nicht, was du dem dicken Bankier erzählt hast, aber wahrscheinlich hast du ihm gedroht, das ganze Gebäude zu zerstören. Das ist nicht gerade das, was ein vernünftiger Mann sagen würde. Vor gerade mal einer Stunde, als wir hergekommen sind, hast du mit dir selbst gemurmelt … du hast mit Wesen geredet, die nur du wahrnehmen kannst. Lüg mich nicht an, du bist schon fast dem Wahnsinn verfallen. Was passiert, wenn das zu weit geht? Wen wirst du töten? Du könntest sogar deine Freunde verletzen. Aus diesem Grund haben deine Vorfahren in die Bindung eingewilligt.«
Ich hörte zu, und noch während ich sprach, nahm ich unter mir ein mächtiges Trommeln wahr. Die Erde lebte, auch wenn ich der Einzige war, der es spüren konnte. Lügen. Hör nicht zu, sie wollen dich nur kastrieren. Du darfst ihnen nicht trauen. Ich schloss die Augen und wünschte, ich könnte die Stimme ausblenden. Aber dann flüsterte wieder der Wind mit mir. Im Geiste sah ich den Wald jenseits der Stadt, wo der Wind zwischen den Bäumen spielte, während die Vögel unablässig zwitscherten. Vielleicht verlor ich tatsächlich den Verstand.
Die Nacht verbrachten wir im Haus der Lancasters. Cyhan begann ernsthaft mit Pennys Ausbildung, während ich meist in dem Zimmer blieb, das sie mir gegeben hatten. Ich meditierte und hoffte, meinen Geist zu beruhigen und die Stimmen auszublenden, die mich fast ständig heimsuchten. Die meisten waren sanft und so wenig fassbar wie der Wind. Eine aber war stärker und warnte mich davor, mich zu binden. Diese Stimme sprach klar und deutlich, als stünde jemand neben mir und flüsterte mir ins Ohr. Die anderen, erheblich weniger klaren Stimmen benannte ich nach ihrer vermeintlichen Herkunft: Wind, Bäume, das riesige schlagende Herz der Erde. Sie waren nicht menschlich und benutzten eine Sprache, die keine Worte brauchte. Es war etwas sehr Urtümliches.
Die wortlosen Stimmen beruhigten mich, denn sie schienen natürlich zu sein und keinerlei Ziele zu verfolgen. Diese eine Stimme aber ängstigte mich. Sie klang recht menschlich und vertrat ohne Zweifel eine Meinung. Ich fürchtete, sie sei ein Zeichen dafür, dass mir allmählich die Realität entglitt.
Nach dem Abendessen planten wir unsere nächsten Schritte. Marc wollte uns begleiten, und ich vertraute ihm, obwohl ich seine Göttin fürchtete. Allem Anschein nach wollte er uns wirklich helfen, und seine Göttin bestärkte ihn darin. Rose wollte nach wie vor bleiben. Ich hatte ihr den Kreditbrief übergeben und erklärt, was ich über die Bankiers und ihre Motive dachte. Wahrscheinlich erfasste sie es sogar viel besser als ich. Jedenfalls war sie überrascht, als sie sah, wie viel Geld ihr zur Verfügung stand.
»Wer hätte gedacht, dass Tyndal Illeniel so reich gewesen ist?«, erklärte sie. »Er hat nie damit angegeben und ließ sich nichts anmerken, als er noch lebte. Nicht, dass ich ihn persönlich kannte, aber wenn jemand gewusst hätte, dass er ein so großes Vermögen besaß, hätte ich sicherlich viel früher davon gehört.«
»Die wirkliche Frage ist aber doch
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