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Der Captain ist 'ne Lady

Der Captain ist 'ne Lady

Titel: Der Captain ist 'ne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Conrad
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deutlich die Stimmungen des anderen und bekommt auch jede Bewegung mit.”
    Erneut richtete er den Blick viel zu lange auf Merediths Mund.
    Hoffentlich fällt mir eine einigermaßen intelligente Antwort ein, dachte sie. “Ich könnte … also …” Leider war das schon alles.
    “Also gut”, entschied Cinco rasch, bevor der Klang ihrer Stimme zu stark auf ihn wirkte. Diese Stimme und der Anblick ihrer vollen Lippen weckten in ihm Wünsche, die für ihn absolut verboten waren. Vorhin zum Beispiel hätte er sie beinahe in die Arme genommen, um sie zu beruhigen und ihre Angst zu vertreiben. “Ich suche jetzt Jake, unseren Vorarbeiter, damit Measles für Sie gesattelt wird. Das übernimmt einer der Männer. Warten Sie hier”, bat er noch und war heilfroh, sich von ihr zurückziehen zu können, bevor er die Beherrschung verlor. “Ich bin gleich wieder da.” Sie nickte stumm und blieb stocksteif stehen. Dabei hätte er ihre Stimme gern noch einmal gehört. Er war geradezu süchtig danach.
    Trotzdem ging Cinco, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Eine knappe halbe Stunde später war Cinco Meredith schon wieder viel zu nahe. Sie hielten sich in der Koppel auf, in der die gesattelte Measles geduldig wartete.
    Gewohnheitsmäßig überprüfte Cinco die Sattelgurte, hatte jedoch die größten Schwierigkeiten, sich auf die einfache Arbeit zu konzentrieren. So erging es ihm jedes Mal, wenn Meredith in seine Nähe kam. Sie dagegen schien keine Probleme dieser Art zu haben, und das war sehr gut, sonst wäre er verloren gewesen.
    “Wieso nennen Sie dieses Pferd eigentlich Measles?”, erkundigte sie sich.
    Pferd? Welches Pferd? Erst als er sich ins Gedächtnis rief, dass die Frau an seiner Seite eine Klientin war und er sich zurückhalten musste, fiel es ihm wieder ein.
    “Ach so, Measles. Sehen Sie die Flecken auf ihrem Fell? Sie ist ein Schecke.”
    Das war eine dumme Frage gewesen. Natürlich sah sie die Flecken.
    “Als meine Schwester Abby anfing, sich für Pferde zu interessieren, schenkten ihr meine Eltern diese Stute. Measles war damals erst ein Jahr alt. Abby hatte gerade die Masern überstanden und nannte das Fohlen deshalb Measles – Masern.”
    “Und wie alt war Ihre Schwester? Wann fing sie an, sich um Pferde zu kümmern?”
    Cinco hatte nicht vergessen, wie sehr seine Schwester sich gefreut hatte. Die ganze Familie war zufrieden und glücklich gewesen, doch das war schon so lange her, als hätte es in einem früheren Leben stattgefunden.
    Allmählich begriff er, was wirklich hinter Merediths Frage steckte. Sie hatte Angst vor Pferden und fürchtete, sich bloßzustellen, wenn sie nicht so mutig war wie ein Kind.
    “Bei Measles’ Geburt war Abby sechs”, berichtete er. “Die beiden sind zusammen aufgewachsen und haben voneinander gelernt.” Um es ihr leichter zu machen, fuhr er lässig fort: “Aber viele Menschen lernen erst viel später reiten. Auf das Alter kommt es auch gar nicht an, sondern nur auf das richtige Pferd. Nicht wahr, altes Mädchen?”, fragte er und legte der Stute den Arm um den Hals.
    Measles schnaubte und schüttelte leicht den Kopf. Meredith wich vorsichtig zurück.
    Cinco kamen allmählich Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war, Reitunterricht vorzuschlagen. Sollte er für Meredith vielleicht einen anderen Zeitvertreib suchen? Er könnte auch mit ihr über ihre Probleme sprechen, hatte jedoch Hemmungen, direkt nach dem Grund ihrer Angst vor Pferden zu fragen. Schließlich war sie eine Klientin und keine Freundin – noch nicht.
    Nein, entschied er schließlich, reiten war gut für sie. Und wenn sie es absolut nicht wollte, würde sie es schon sagen. Zimperlich war sie bestimmt nicht.
    “Measles ist schon zu alt für die Arbeit auf einer Ranch, aber sie mag es, wenn sie geritten und gestreichelt wird. Und weil wir alle sie lieben, geben wir ihr, was sie braucht. Manchmal vermisst sie Abby ganz schrecklich – und ich auch”, fügte er hinzu, ohne vorher zu überlegen.
    “Also schön”, lenkte Meredith ein. “Was muss ich zuerst machen?”
    “Erstens sollten Sie nicht so dreinsehen, als wäre Ihre letzte Stunde angebrochen”, erwiderte er lachend.
    Die Frau war wirklich erstaunlich. Sie war bereit, etwas zu wagen, wovor sie Angst hatte. Und das tat sie vermutlich nur, um ihm einen Gefallen zu tun, weil er sich um sie bemühte. Vielleicht entwickelte sich zwischen ihnen ja doch noch eine Freundschaft, die ihnen die gemeinsame Zeit auf der Ranch erleichterte.
    Meredith nahm

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