Der Captain ist 'ne Lady
enttäuscht Sie von Ihrem Vater waren und wie zornig”, warf Cinco ein.
“Nein, überhaupt nicht, weil ich bereits Flugunterricht hatte und nur noch an meine eigene Laufbahn dachte.” Ihr Lächeln fiel matt und traurig aus. “Ich war meinem Vater sogar dankbar. Er hat mir vor Augen geführt, was für einen Fehler ich beinahe begangen hätte. Seit damals hatte ich jedenfalls nicht mehr die nötige Zeit oder Energie für einen neuen Versuch.”
“Was war in den letzten Jahren?”, erkundigte er sich. “Sie waren die persönliche Pilotin des Generals. Da blieb Ihnen bestimmt Zeit für Verabredungen oder Freundschaften.”
“Ach, ich wollte es schon versuchen, oft sogar”, räumte sie ein und lächelte.
Cinco sehnte sich danach, diese lächelnden Lippen zu küssen, doch er wagte nicht, Meredith zu unterbrechen.
“Vor einigen Jahren erlitt mein Vater einen Schlaganfall”, berichtete sie. “Er schied bei der Navy aus und bat mich, bei ihm zu leben. Das konnte ich nicht abschlagen. Schließlich war er mein Vater.”
“Sie haben gleichzeitig gearbeitet und sich um Ihren Vater gekümmert?”
“Ja, und er hat mich bis zu seinem Todestag kontrolliert. Ich konnte nichts dagegen machen.”
“Meredith, machen Sie sich deshalb bloß keine Vorwürfe.” Der Wunsch, sie in die Arme zu nehmen und sie zu trösten, wurde übermächtig. “Ihr Vater hat Sie misshandelt. Das hatte nichts mit Liebe zu tun, sondern war eine Besessenheit.”
Er legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Sein Vater war völlig anders gewesen. An der Liebe seiner Eltern hatte nie der geringste Zweifel bestanden. Sie hatten stets nur darauf geachtet, was für ihn das Beste war, und nicht an ihre eigenen Wünsche gedacht. Darum tat es ihm umso mehr leid, dass Meredith dermaßen unter ihrem Vater gelitten hatte.
Behutsam drückte er sein schmerzendes Kinn in ihr seidiges Haar und wünschte sich, ihr wahre Fürsorge und echte Liebe zu zeigen.
Liebe? Cinco zwang sich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken, was in ihm vorging. Dafür war dieser Moment zu spannungsgeladen. Später hatte er immer noch Zeit, um sich Rechenschaft abzulegen. Jetzt genügte der Vorsatz, Meredith von nun an vor Schaden zu bewahren.
Er drückte sie fester an sich. Meredith hatte bereits so viel Schmerz erlitten, dass er ihre Welt schöner und angenehmer gestalten wollte. Sie sollte erfahren, wie viel sie ihm bedeutete, und sie sollte sich selbst davon überzeugen, dass er sie niemals absichtlich im Stich lassen würde.
Jemand hupte, und Cinco und Meredith lösten sich voneinander und sahen sich um. Erst jetzt wurden sie sich bewusst, dass sie noch immer auf dem Parkplatz standen.
“Wie spät ist es?”, fragte Meredith.
“Was?”, erwiderte er wenig geistreich.
“Wie spät es ist. Ich habe Abby versprochen, dass alle gegen zehn Uhr zu Hause sind. Morgen ist Schule.”
Er hatte keine Uhr, aber er warf einen Blick zum Himmel. “Schätzungsweise annähernd zehn.”
“Dann hole ich meine Schützlinge, und ich kümmere mich vor allem um Bryan”, versprach sie. “Sein Stolz ist angeknackst.”
“Er ist jung und kommt bestimmt darüber hinweg. Lassen Sie ihm bloß etwas Zeit.” Cinco betastete erneut vorsichtig sein Kinn. “Ich werde mich nicht so schnell erholen wie er.”
Meredith lachte, und das klang in seinen Ohren wundervoll. Von nun an musste er sie oft zum Lachen bringen. Ihre Nähe tat ihm gut. Durch sie heilten allmählich die Wunden, die ihm das Leben zugefügt hatte, sogar Wunden, die ihm bisher noch nicht bewusst gewesen waren.
Zahlreiche Jugendliche verließen bereits das Café und gingen zu ihren Wagen. Überall parkten Pick-ups und Geländewagen, die offenbar den Eltern der jungen Leute gehörten. Offenbar näherte sich die Veranstaltung dem Ende.
“Ich helfe Ihnen”, bot Cinco an. “Ich rufe auf der Ranch an, damit jemand herkommt, und einer meiner Männer soll Ihren Wagen übernehmen. Mit drei Fahrzeugen schaffen wir alles im Handumdrehen, und Sie fahren anschließend mit mir zurück.”
“Danke”, erwiderte sie lächelnd.
Ein Mädchen, das Cinco schon in Abbys Kurs gesehen hatte, trat zu Meredith. “Ich habe Sie schon gesucht, weil wir nach Hause müssen.”
“Ja, Heather, ich weiß. Suchen wir die anderen. Dann können wir fahren.”
“Die sind alle schon hier”, erwiderte das Mädchen. “Nur Bryan haben wir nicht gefunden. Wir haben ihn überall gesucht.”
Cinco legte Meredith den Arm um die Schultern.
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