Der Cartoonist
in
tiefen und diesmal traumlosen Schlaf.
Als die
Morgendämmerung ihr bleiches Licht über den Himmel ergoss, eilte Krista ins
Zimmer ihrer Tochter, um sie zu trösten. Auch Kath hatte schlimme Träume
gehabt.
Aber Scott
merkte nicht einmal, dass Krista nicht mehr bei ihm war.
8
Nachdem sie
Kath beruhigt hatte, ging Krista wieder ins Bett. Eine Stunde lang döste sie
und warf sich unruhig hin und her, dann stand sie auf. Obwohl sie so schlecht
geschlafen hatte, konnte sie es im Bett nicht länger aushalten.
Im trüben
Licht des anbrechenden Morgens blieb sie nackt im Zimmer stehen und sah lange
auf ihren Mann herunter. Er lag auf der Seite, hatte die Knie angezogen, einen
Arm locker um sein Kopfkissen geschlungen und atmete tief. Seine Mundwinkel
zuckten wie die eines scheuenden Pferdes. Krista fiel auf, dass seine Augen
unter den Lidern unruhig hin und her huschten. Sie fragte sich, was er wohl
träume.
Auf einen
Schlag wurde ihr klar, dass sie heute Morgen beim Erwachen das Bett auch hätte
leer finden können - und jeden Morgen für den Rest ihres Lebens. Noch ein, zwei
Minuten dort unten auf dem Seegrund, und sie hätten mit dem Schleppnetz nach
dem Leichnam ihres Mannes gesucht, anstatt ihn lebendig an die Oberfläche zu
zerren, wo er heftig nach Luft geschnappt und um sich geschlagen hatte.
Bei dem
Gedanken bekam Krista eine Gänsehaut, all ihre Härchen stellten sich auf. Sie
griff nach ihrem Morgenmantel und streifte ihn über.
Plötzlich
wollte sie ihn wecken, plötzlich beunruhigte es sie, dass er so still dalag.
Ihre Sorge um ihn war so stark, beängstigend und irrational, dass sie selbst
merkte, wie unsinnig sie
sich verhielt.
Dennoch konnte sie dem Drang, ihn aufzuwecken, in die Arme zu nehmen und seine
Stimme zu hören, kaum widerstehen.
Während sie
sich vorbeugte, um ihn zu wecken, warf sie einen Blick auf die Digitaluhr am
Bett, zögerte kurz und beschloss dann, ihn schlafen zu lassen. Schließlich war
es erst Viertel nach sechs.
Als spüre er Kristas
innere Unruhe in den tiefen Traumgefilden seines Schlafes, seufzte Scott und
drehte sich mitsamt dem Kopfkissen auf den Rücken. Immer noch zitterig, aber
erleichtert, überließ Krista ihn dem heilsamen Schlaf.
Sie war nicht
überrascht, als sie Kaths Daunendecke zurückgeschlagen und das Bett leer fand.
Sie trat ins Zimmer, strich über die Kuhle, die Kaths Körper im Bett
hinterlassen hatte, und stellte fest, dass sie bereits ausgekühlt war. Besorgt
hastete sie ins Erdgeschoss und suchte ein Zimmer nach dem anderen nach Kath
ab.
Aber nirgendwo
waren Spuren von ihr zu finden, sie hatte nicht einmal die übliche Schüssel mit
Schokoladenflocken gegessen. Langsam, aber sicher, bekam Krista regelrecht
Angst. Sie trat auf die Terrasse hinaus und blickte durch den feinen
Morgennebel zum See.
Einsam und
allein saß Kath draußen auf dem Landesteg; sie wirkte wie irgendeine
liebreizende Gestalt auf einem Ölgemälde.
Krista
wickelte sich fester in den Morgenmantel, ging barfuß durch den Tau auf ihre
Tochter zu, die völlig in Gedanken versunken war, und setzte sich neben sie.
Der Bowman-Harem, wie Scott seine beiden Frauen gern nannte, war
beisammen. Kaths Füße baumelten im Wasser; sie sah einem Vogeltrio,
Seetauchern, zu.
»Toll, wie die
das machen, was, Mom ?« , sagte sie, als die Vögel ohne
jeden Laut nacheinander ins Wasser eintauchten. Kaths Stimme klang apathisch
und flach.
Krista fand
den Tonfall ihrer Tochter so alarmierend, dass ihr Kopf momentan ganz leer war
und ihr keine Antwort
darauf
einfiel. »Tja«, erwiderte sie schließlich, »jedenfalls können sie ihren Atem
lange anhalten. Mal sehen, wie lange sie ...«
»Was ist
gestern mit Dad passiert, Mom ?«
Krista wandte
das Gesicht ihrem Kind zu, das im schwachen Licht der Morgendämmerung so zart
und verletzlich wirkte. »Es war genau so, wie er es gestern im Fernsehzimmer
erzählt hat, Liebes. Dein Daddy ist da unten in den Felsen stecken geblieben
und konnte sich nicht mehr befreien .«
Zwischen Kaths
müden Augen bildete sich eine steile Falte. Mit einem der sonnengebräunten Füße
schlug sie so heftig auf das Wasser, als wolle sie es bestrafen. Gleich darauf
sah sie ihre Mutter offen an und hielt deren Blick so fest, wie es nur
Kinderaugen vermögen. Bei der nächsten Frage schienen ihre Lippen zu zittern.
Es war eine Frage, die sie schon seit gestern Morgen beschäftigte. »Hätte er
ertrinken können, wirklich ertrinken ?«
Auf diese
Frage gab es nur eine
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