Der Chaos-Pakt
sie ihn besser im Auge behalten, wenn er ein Mitregent ist ...«
»Und an dieser Stelle kommen wir ins Spiel?«, fragte Nylan. »Wir sollen dafür sorgen, dass er nicht in Schwierigkeiten gerät?«
»So stelle ich es mir vor.«
»Warum muss es eigentlich immer so kompliziert sein?«
»Das einzig Einfache ist der Tod, aber der ist für die Lebenden normalerweise kein gesunder Zustand.«
Nylan lächelte müde. »Du machst mir richtig Mut. Es freut mich, wenn wir zusammen so viel Spaß haben.«
»Amüsierst du dich nicht?«, grinste sie ihn an.
»Daaa!«, sagte Weryl. In diesem Augenblick sah er Istril sehr ähnlich. Nylan schluckte. War das die richtige Art, ihren Sohn zu beschützen? Indem er ihn mitten in die Gefahr führte? Aber wer sonst sollte auf ihn Acht geben?
Ayrlyn nickte, Nylan zuckte mit den Achseln.
LIV
G ethen stand auf, als Nylan und Ayrlyn sich dem Tisch im kleinen Speisesaal näherten. Zeldyan, die auch bei dieser Gelegenheit ein geschmackvolles grünes und graues Kleid trug, begrüßte sie lächelnd.
Auf Gethens Geste hin nahm Ayrlyn gegenüber von Zeldyan am runden, mit hellgrünem Leinentuch gedeckten Tisch ihren Platz ein, dann setzte Nylan sich Gethen gegenüber und links neben Ayrlyn.
Zwei Kerzenleuchter mit je zwei Armen spendeten das Licht und zum Glück war der kleine Kamin kalt. Die hohen Fenster waren geöffnet, ein leichter Wind wehte herein.
Nylan hoffte, Weryl und Sylenia würden gut miteinander auskommen. Er war dankbar für eine der wenigen Gelegenheiten, da weder er noch Ayrlyn sich um seinen Sohn kümmern mussten. Er atmete langsam durch, als er sich auf den Stuhl mit hoher, gerader Lehne sinken ließ.
»Der Wein gehört zu den besten meines Vaters«, erklärte Zeldyan munter. »Dort im braunen Krug.«
Nylan nahm die Einladung an und schenkte sich und Ayrlyn Wein ein. Er musste sich ein wenig vorbeugen, um Ayrlyns Kelch zu erreichen.
»Er ist wirklich sehr gut«, sagte die rothaarige Heilerin nach dem ersten Schluck.
»Vielen Dank«, antwortete der ältere Regent.
»Ausgezeichnet«, stimmte Nylan zu.
Zwei Dienstmädchen kamen mit großzügig gefüllten Schüsseln. Nylan konnte die Gewürze schon riechen, bevor die Speisen auf dem Tisch standen.
»Curry in Winterminze«, erklärte Zeldyan lächelnd. »Heute Abend gibt es aber keine Quilla.« Sie warf einen Blick zu ihrem Vater. »Beim nächsten Mal wieder.«
Der grauhaarige Gethen erwiderte das Lächeln.
Ein Dienstmädchen kehrte mit einem Korb warmer Brotlaibe zurück, was Nylans Verdacht bestärkte, dass das Essen ausgesprochen scharf geraten war.
»Ihr wollt also morgen aufbrechen«, sagte Gethen gesprächshalber. »Ein langer Ritt wird es, fast so weit wie bis Rulyarth.«
»Die Hafenstadt?«
»So könnte man es nennen«, erwiderte Gethen lachend.
»Vater, du bist viel zu bescheiden.« Zeldyan wandte sich an Nylan. »Mein Vater hat praktisch den ganzen Hafen neu aufgebaut und die Stadt dazu. Ohne die Steuern der Händler dort könnten wir nicht überleben. Die Suthyaner sind neidisch.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber sie haben den Hafen vernachlässigt, als er noch in ihrem Besitz war, und Armat den Vorzug gegeben. Jetzt wünschen sie, sie hätten es nicht getan.«
»Fürst Sillek ... hat er den Hafen erobert?«, fragte Ayrlyn.
»Ihm blieb kaum etwas anderes übrig. Lornth wurde von allen Seiten bedrängt. Ildyrom – der Herrscher von Jerans und dem Weideland im Westen – hatte direkt jenseits des Flusses in der Nähe von Clynya eine Festung errichtet. Die Händler haben uns ausgepresst, weil sie die Häfen kontrollierten und ...« Zeldyan lächelte verlegen. »Aber das ist Geschichte.«
»Zeldyan spricht die Wahrheit«, bestätigte Gethen. »Fürst Sillek brauchte Sicherheit und Geld. Er vertrieb die Jeraner aus dem Weideland westlich von Clynya und konnte Rulyarth einnehmen. Er hatte gehofft, die Steuern aus Rulyarth und die Ausweitung des Handels würden Lornth stärken.« Gethen hielt inne und trank einen Schluck Wein. »So kam es auch, nur dass die älteren Grundbesitzerfamilien darauf bestanden, dass er Westwind angreifen müsse, noch bevor Lornth stark genug dafür war. Karthanos aus Gallos und Ildyrom haben Tausende Goldstücke geschickt, um den Feldzug gegen Westwind zu unterstützen, und dafür gesorgt, dass die Grundbesitzer es erfuhren.«
»Das klingt, als hätten sie Fürst Sillek gezwungen, sich zu übernehmen«, sagte Nylan.
»Alle wollten doch nur, dass er sich ehrenhaft
Weitere Kostenlose Bücher