Der Chaos-Pakt
den großen jungen Mann an, ein grobknochiger Bursche mit zottigem Bart. »Hast du etwas gesagt?«
»Verzeihung, Ser, aber so hart, wie Ihr tut, seid Ihr nicht, Ser.«
Ayrlyn sah Nylan an und schüttelte den Kopf. Der Ingenieur wusste, was sie dachte, und stimmte ihr innerlich zu. Er hasste, was jetzt kommen würde. Manche Leute lernten einfach nichts, solange man es ihnen nicht einprügelte.
»Fuera – dein Name ist doch Fuera? Nimm den Stock und sieh zu, wie du damit zurechtkommst.« Nylan warf dem jungen Mann einen Stock zu.
Fuera hob ihn auf und ging, wild herumfuchtelnd, auf Nylan los.
Der Schmied sprang zur Seite, wich den wildesten Hieben aus, parierte ein paar und schlug dem Mann den Stock aus der Hand.
»Heb ihn auf.«
Fuera starrte Nylan böse an, hob aber den Stock auf und begann den nächsten Angriff.
Nylan schlug ihm auf den Handrücken und der Stock fiel zum zweiten Mal zu Boden.
Fuera drehte sich um, brüllte und griff an.
Der Ingenieur, der automatisch die Reflexverstärkung aktiviert hatte, ließ seinen Stock fallen, duckte sich, wich zur Seite aus und ließ die wenigen Bewegungen, die er kannte, fast automatisch ablaufen.
Der Bursche flog beinahe in hohem Bogen über Nylan weg, schlug mit einem satten Knall auf den Boden und blieb benommen liegen.
Nylan bückte sich, hob seinen Stock wieder auf und tippte Fuera damit auf die Schulter, fest genug, dass es wehtat. »Steh auf und hol dir deinen Stock. Ich werde dich nicht entlassen, nur weil dein Stolz verletzt ist. Wenn ich einen der Prügel benutzt hätte, wie sie bei den Kämpfern in Lornth sonst üblich sind, wärst du jetzt tot oder verstümmelt.«
Der Bursche starrte Nylan böse an, rappelte sich auf und sammelte die Kräfte für den nächsten Angriff.
Nylan lächelte gelassen, er war bereit.
Mit einem Schrei griff Fuera noch einmal an.
Die zwanzig Rekruten sahen schweigend zu.
Nylan wich blitzschnell aus und stieß den jungen Mann mit dem Ellenbogen nieder. Dann blieb er ruhig stehen und wartete, während der angehende Bewaffnete torkelnd wie ein Betrunkener wieder auf die Beine kam.
»Heb den Stock auf oder lass es, wie du willst«, sagte Nylan. »Ich versuche, dir genug beizubringen, damit du überlebst. Du willst aber anscheinend lieber jung sterben.«
Die Zuschauer begannen zu kichern.
Fuera griff noch einmal an. Dieses Mal trat der Schmied dem Mann direkt in den Weg und streckte ihn mit zwei raschen Schlägen mit der flachen Hand zu Boden.
Fuera stand nicht wieder auf.
»... noch nie gesehen ... so schnell ...«
»... hätte ihn ohne weiteres töten können ...«
»... verdammt scharfer Hund ...«
Als das Gemurmel verstummt war, wandte Nylan sich an die anderen. »Ich würde diese Lektion nur ungern noch öfter wiederholen. In einem echten Kampf hätte ich keine Rücksicht genommen. Fuera wäre schon beim ersten Schlag tot gewesen.« Er sah den Bewusstlosen kurz an und wandte sich wieder an die anderen. »Ein Grund dafür, dass er noch lebt, ist der, dass wir zu wenig Kämpfer haben. So ... ist sonst noch jemand hier, der beweisen möchte, dass er der härteste, brutalste und gemeinste Trottel in ganz Lornth ist?« Nylans grüne Augen überblickten die neunzehn Mann, die im Halbkreis um ihn herum standen.
Jeder Einzelne schlug die Augen nieder, als Nylans Blick auf ihn fiel.
LXII
L ephi beugte sich vor. Die braunen Augen zeigten keine Regung, als der schlanke Magier mit dem schütteren weißen Haar über die polierten Fliesen zu dem mit Silber und Malachit geschmückten Thron kam und sich verneigte.
»Ihr habt mich gerufen, Hoheit?«
»In der Tat. Habt Ihr nun eine Lösung für die Schwierigkeiten mit dem Verwunschenen Wald gefunden, Triendar? Eine Lösung, die mich nicht sämtliche Weißen Magier kostet, die ich noch habe? Oder weitere Truppen, die ich nicht mehr habe?«
»Haben Euer Hoheit die Geheimnisse der Eisenvögel wiederentdeckt oder wie man Eisenfedern macht, welche die Sonne reflektieren? Oder habt Ihr vielleicht einen Weg gefunden, die Eislanzen der alten Engel neu zu erschaffen und auf Euer Feuerschiff zu bringen?« Triendars Stimme war ruhig, freundlich.
Lephi hob die Hand. »Spottet nicht über mich, Triendar, denn sonst ...«
Der weißhaarige Magier verneigte sich wieder. »Ich verspotte Euer Hoheit nicht. Aber was Ihr von mir verlangt, ist für mich ebenso leicht wie das, wonach ich Euch gefragt habe.«
»Ihr seid der Magier, nicht ich.«
»Kann ich in den Himmel fliegen, Hoheit?
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