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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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möglichst großen Steinen finden.«
    »Sonst brauchst du nichts?«
    Nylan zuckte mit den Achseln. »Wenn wir nicht alles finden, was wir brauchen, müssen wir uns eben etwas einfallen lassen.« In gewisser Weise war dies genau das, was er am meisten fürchtete.

 
LXXX
     
    D er cyadorische Magier ging langsam zu der mit Asche bedeckten Mauer. Seine ehemals weißen Stiefel waren grau, die passenden Hosen so sehr mit Asche verschmiert, dass sie nie wieder weiß werden würden.
    Hinter ihm ging Fissar, der mit seinen langen Beinen Mühe hatte, den Magier nicht zu überholen.
    Themphi blieb gut hundert Ellen vor der Grenzlinie aus weißem Stein stehen und wandte sich an den schlaksigen Gehilfen. »Hast du die Kiste?«
    »Ja, Magier Themphi.« Fissar hielt ihm den Behälter aus weißem Leder hin. Unsicher schaute er zwischen dem hageren Gesicht des Magiers und den kniehohen grünen Schösslingen hin und her, die aus der Asche gewachsen waren. Die Asche erstreckte sich vor der weißen Steinmauer, die einst unwiderruflich die Südgrenze des Verwunschenen Waldes gebildet hatte, fast eine halbe Meile weit. Die neuesten Schösslinge blieben auf einen Saum vor der Mauer beschränkt, der höchstens hundert Ellen breit war.
    Themphi nahm das Glas vom weichen Lederpolster und achtete peinlich darauf, es nur an den Kanten zu berühren, als er es hob und herumdrehte, um das Sonnenlicht einzufangen. Seine mit Ruß bedeckten Hände zitterten. Er runzelte die Stirn, aber seine Augen blitzten.
    Die Luft rings um den Weißen Magier schien sich zu verzerren, Schatten schienen auf einmal über den wolkenlosen Himmel zu ziehen.
    Aus dem Glas schoss eine feurige Linie und schlug ins Grün. Asche stob hoch, als wäre Wasser auf ein rot glühendes Stück Eisen im Schmiedeofen gefallen, spritzte unter der Wucht der Sonnenflamme in alle Richtungen hoch, als Themphi den Strahl über den Boden wandern ließ.
    Nach einer Weile ließ er das Glas wieder sinken.
    Fissar nahm es ihm aus den zitternden Händen und bot ihm ein silbernes Fläschchen an.
    Der Magier trank einen großen Schluck und gab seinem Schüler die Flasche zurück.
    Hinter Dunstschleiern konnte Themphi die Linie aus weißem Stein sehen, stellenweise gebrochen und rissig. Er konnte junge grüne Schösslinge spüren, die schon darauf lauerten, durch die Asche nach oben zu drängen, wie sie es überall an der Südmauer taten, wenn die Magier nicht anwesend waren. Er dachte lieber nicht an das mehr als hüfthohe und manchmal sogar mannshohe Unterholz, das bald eine ganze Meile weit über die Nordmauer hinweg ins Land gewachsen war. All dies, obwohl inzwischen zwei erfahrene und zwei junge Magier daran arbeiteten und drei weitere Kompanien Spiegelinfanteristen abkommandiert worden waren. Trotz ihrer vereinten Bemühungen stellte der Verwunschene Wald nach wie vor eine Bedrohung dar. Würde der Wald den ganzen Osten Cyadors einnehmen, wenn man ihm nicht Einhalt gebot?
    »Nicht solange ich hier bin«, murmelte er. »Ganz sicher nicht.«
    Fissar öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch dann zog er es vor zu schweigen.
    Der Weiße Magier seufzte und schloss die Augen, blieb eine Weile stumm in der Sonne stehen, ehe er die müden Augen wieder öffnete und nach Westen zum nächsten Abschnitt des von frischem Grün durchsetzten Aschefeldes ging.

 
LXXXI
     
    D ie Sonne stand im Westen nur noch knapp über dem Horizont, brannte aber noch mit der ganzen Kraft eines windstillen Spätnachmittags oder frühen Abends auf Nylans rechter Wange. Nicht, dass zwischen den beiden Tageszeiten im Süden von Lornth ein großer Unterschied in der Temperatur bestanden hätte. Beide waren gleich heiß.
    Unter ihm schnaufte das Pferd und schnaubte leise.
    Der Ingenieur rieb sich vorsichtig die Nase, die vom körnigen gelben Staub juckte. Er musste aufpassen, um sich die Haut nicht wund und blutig zu scheuern. Schließlich zwang er sich, die Hand wieder wegzunehmen, obwohl seine Nase noch juckte. Er blickte nach Osten. Nicht, um irgendetwas zu betrachten, sondern nur, um den Kopf von der erbarmungslosen Sonne wegzudrehen.
    »Gras, immer nur Gras.«
    »Richtiges Gras ist grün und nicht vertrocknet und braun«, erwiderte Ayrlyn, die rechts neben ihm ritt.
    Links neben ihm brummelte und murmelte Tonsar vor sich hin, aber der Ingenieur machte sich nicht die Mühe, die Geräusche zu entschlüsseln.
    Ein Dutzend der stärkeren Rekruten ritten hinter den drei Anführern, die letzten beiden Bewaffneten

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