Der Chaos-Pakt
aufpassen. Tonsar, Ihr haltet Euch dann mit den übrigen Leuten bereit, um jederzeit aufbrechen zu können.«
»Vielleicht haben sie nicht einmal Lust, uns zu jagen, aber darauf verlassen würde ich mich nicht«, sagte Nylan. Nachdem du sie mit Brandgranaten eingedeckt hast? Was willst du dir da vormachen? Sogar Fornal wird wütend sein ... aber es gibt keine andere Möglichkeit.
Ayrlyn hob nur die Augenbrauen, Tonsar nickte.
Sie schlichen durchs glatte, braune Gras zu den wartenden Rekruten zurück.
»Die Weißen haben kehrt gemacht und reiten zum Bergwerk zurück. Es war nur eine Patrouille«, erklärte Nylan.
»Wir reiten jetzt noch ein Stück weiter, dann werden die meisten Bewaffneten zurückbleiben«, fügte Ayrlyn hinzu, als sie aufgesessen waren. »Es sind höchstens noch vier Meilen.«
Ein leises, fast unhörbares Stöhnen war die Antwort auf ihre Ankündigung, aber die beiden Engel ignorierten das Murren und warteten, bis die Rekruten, die allmählich echte Bewaffnete wurden, auf die Pferde gestiegen waren.
Noch bevor sie den Fuß der Hügelkette direkt vor dem Bergwerk erreichten, berührte die Sonne den Horizont. Als sie im Westen hinter den Hügeln versunken war, legte sich ein orangeroter Schein über das braune Hügelland und ließ die Höhenzüge wie ein abgedecktes, noch glühendes Feuer in einem Schmiedeofen aussehen.
»Eines Tages wird es hier tatsächlich mal so heiß werden wie in einem Schmiedeofen oder Schmelzofen«, prophezeite Ayrlyn.
»Das ist es doch jetzt schon«, erwiderte Nylan. Er stellte sich in den Steigbügeln auf und streckte die Beine. Die Knie krachten oder wenigstens fühlte es sich für ihn so an.
»Die Ökologie hat gelitten und es wird noch schlimmer kommen.«
Hatte sie Visionen wie Ryba? Nylan leckte sich die Lippen.
»Keine Visionen, nur Vernunft.«
»Entschuldige.«
»Es ist heiß«, sagte Ayrlyn. »Das zerrt an den Nerven.«
An einer niedrig gelegenen Stelle, wo sie vor Blicken vom Bergwerk und von der Straße geschützt waren, zügelte Ayrlyn ihr Pferd. »Das hier scheint ein guter Platz zu sein«, meinte sie leise.
»Also haltet euch bedeckt«, befahl Tonsar, ebenfalls mit leiser, aber fester Stimme. »Und seid still. Hier ist jedes Geräusch weit zu hören.«
Die Zügel in einer Hand haltend, weil es nichts gab, woran er das Pferd festbinden konnte, streckte Nylan sich auf dem harten, staubigen Boden aus, den das trockene Gras kaum weicher machen konnte.
Ayrlyn setzte sich neben ihn. »Du bist beunruhigt.«
»Wärst du es nicht? Wir können die meisten Weißen nicht erreichen, wenn sie hinter Erdwällen sitzen. Was ich vorhabe, wird mich bei allen unbeliebt machen.« Er richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Aber wenn wir nichts tun, werden wir über kurz oder lang verlieren. Diese verdammte Ehre.«
»Glaubst du, wir kommen hier heil heraus?«, fragte sie.
»Das hoffe ich, aber ich habe meine Zweifel. Ich habe nachgedacht. Man braucht Kraft und Macht, wenn man bequem leben will, ohne auf gesellschaftliche Zwänge Rücksicht nehmen zu müssen.«
»Nur die Leute machen es einem schwer«, erwiderte sie.
»Wirklich nur die Leute? Das setzt voraus, dass die Leute sich in grundlegender Weise von der Natur unterscheiden, aber da bin ich mir gar nicht so sicher. Die Bäume ...«
»Schon wieder die Bäume?«
»Die Bäume wollen wachsen und leben oder jedenfalls verhalten sie sich so, als wäre das ihre Absicht«, fuhr der Schmied fort. »Das gilt auch für Tiere. Wenn die Ressourcen knapp werden, und sie sind fast immer knapp, dann werden diejenigen überleben, die die größte Kontrolle über ihre Umwelt haben. Das ist gewöhnlich mit irgendeiner Art von Macht verbunden. Ich weiß nicht, ob man sich diesen Mechanismen entziehen kann.«
»Dann willst du dich also zum Herrscher der Welt aufschwingen?«, fragte sie trocken.
»Schwerlich. Die Zivilisation hilft uns, damit die Dinge etwas glatter verlaufen, sodass die Schwachen nicht zu sehr unter der Macht der Stärkeren leiden, aber manchmal ist sie für den Rest des ökologischen Systems sogar noch schädlicher. Ich frage mich, ob es nicht einen Weg gibt, diesen glatteren Verlauf und dieses Gleichgewicht auf die Ökologie zu übertragen, ohne dabei die Menschen wieder zu Tieren zu machen ...«
»Das ist ein interessanter Gedanke«, sagte Ayrlyn.
»Ich weiß. Aber im Augenblick müssen wir die Macht einer selbstbezogenen, fremdenfeindlichen Kultur eindämmen. Diese Leute halten alle anderen für
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