Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.

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über die weißen Steinmauern hinweg zum braunen Grasland. »Feuerkugeln, kein Proviant bekommen und eine Kupferlieferung, die nicht durchgekommen ist – was haltet Ihr davon?« Er drehte sich nicht zum Magier um, sondern starrte unverwandt zu den Grashügeln hinaus.
    »Er sagt die Wahrheit ...«
    »Das weiß ich!« Lephi drehte sich um, blieb jedoch am Fenster stehen. »Der Mann ist ehrlich und hat Soldaten gerettet, sie sonst niedergemacht worden wären. Aber es hätte nicht so kommen dürfen. Die Barbaren sollten tapfer angreifen und von den Lanzenreitern getötet werden, wie es immer geschehen ist. Kämpfer aus Lornth sollten keine Feuerkugeln schleudern. Ihr habt mir gesagt, die drei Weißen Magier der Barbaren wären getötet worden.«
    »Vergesst nicht die Engel.«
    »Wissen wir sicher, dass Engel in Lornth sind?«
    »Dort ist ... etwas ...«, räumte Triendar ein. »Ich habe einen Mann und eine Frau und ein Kind gesehen, aber eben nur diese drei.«
    »Nur drei?«
    »Nur drei. Dann ist da noch der Verwunschene Wald ...«
    »Immer der Wald ... er wird Cyad noch ...« Lephi unterbrach sich und biss sich auf die Lippen. »Findet mehr über diese drei heraus. Und bereitet Euch darauf vor, die Barbaren mit Eurer ganzen Feuerkraft einzudecken, wenn wir ihnen auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen.«
    »Ja, Herr.« Triendar verneigte sich gerade tief genug, dass die Geste nicht als spöttisch empfunden werden konnte.

CIX

    » D a ist endlich ein richtiger See.« Nylan deutete auf die silbrig schimmernde, ovale Fläche im Tal unter ihnen, die er sehen konnte, nachdem die Stute ihn auf der staubigen Straße, hier kaum mehr als ein Weg, über eine niedrige Hügelkuppe getragen hatte. Die stille Luft erweckte den Eindruck, es sei nicht erst früher Morgen, sondern schon erheblich später.
    »Ich sagte doch, dass es einen See gibt.« Ayrlyn überblickte das Tal. »Aber sonst gibt es hier nicht viel.«
    Nylan nickte. Links vor ihnen stand eine Art Bauernhof. In der Nähe des Sees, noch einige Meilen vor ihnen, stieg eine dünne Rauchsäule in den blaugrünen Himmel.
    »Da das Wasser so knapp ist, sollte man eigentlich meinen, dass sich an einem See viel mehr Leute niederlassen würden«, fügte Ayrlyn hinzu.
    »Vielleicht ist er auch salzig.« Nylan blickte nach vorn zum Bauernhof, während sie weiterritten.
    »So hat er sich nicht angefühlt.«
    Der Schmied zügelte sein Pferd und rieb sich die Stirn trocken. Wie überall in Candar außerhalb der Westhörner war es heiß. Und wie im ganzen Süden von Lornth oder im Norden von Cyador wehte anscheinend kaum eine nennenswerte Brise.
    Sylenia bremste ihr Pferd nur langsam ab. Mit leichtem Stirnrunzeln bemühte sie sich, den schlafenden Weryl nicht durch einen Ruck zu wecken.
    Der Weg auf der linken Straßenseite führte schnurgerade zu drei Gebäuden, die etwa hundert Ellen weiter im Westen standen – ein quadratisches Haus, eine Art Scheune und ein großer Schuppen. Ein dunkles, rechteckiges Loch klaffte dort, wo die Tür der Scheune gewesen war. Das Dach des Schuppens war teilweise eingefallen und verstärkte den Eindruck, dass das Gebäude mehr als baufällig war. Spuren gab es auf dem Weg nicht, aber an den Stellen, wo die Wagenräder sich tief eingegraben hatten, wuchs kein Unkraut.
    »Kein Zeichen eines Brandes«, überlegte Nylan. »Einfach nur alt und heruntergekommen.« Er ruckte an den Zügeln und ließ die Stute weiterlaufen.
    »Sind wir das nicht alle?«
    »Ich hoffe nicht.« Nylan musste grinsen.
    »Du bist schwierig und wenn du nicht schwierig bist, dann bist du unmöglich.« Ayrlyn lächelte ihn an.
    »Das ist gut so.«
    Eine halbe Meile hinter dem verlassenen Hof bog die Straße wieder nach Süden ab und lief ins östliche Ende des Tals hinunter. Der See befand sich am westlichen Ende.
    »Man kann erkennen, dass der See früher größer war.« Ayrlyn deutete zu einer Wiese. »Siehst du die ebene Wiese dort? Das war früher Seegrund. Am Ostufer gibt es Sandbänke und sumpfige Stellen.«
    Eine dünne Rauchwolke stieg aus dem Haus, das südwestlich des Sees auf einem kleinen Hügel stand.
    »Wer baut sein Haus so weit vom Wasser entfernt?«, überlegte Nylan.
    »Wassah?«, fragte Weryl.
    »Gleich, mein Kind«, sagte Sylenia leise.
    Nylan lächelte.
    »Ich möchte wetten, dass der Wasserspiegel mit den Jahreszeiten schwankt«, erklärte Ayrlyn. »Früher hat der See vielleicht das ganze Tal ausgefüllt. Auch das verlassene Haus stand auf einem Höhenzug.