Der Chaos-Pakt
Mühe, hauptsächlich das Haus und die Straße in beiden Richtungen im Auge zu behalten, aber er kam nicht umhin zu bemerken, warum Tonsar die junge Frau so anziehend fand. Andererseits war er froh, dass Tonsar nicht in der Nähe war und Ayrlyn bewundern konnte.
»Passt du wohl auf die Straße auf?«, rief die Heilerin.
Er errötete und drehte sich demonstrativ um.
»Schon besser.«
Als die drei das Wasser verließen, konzentrierte er sich noch verbissener auf die Straße und den Hügel.
»Alles klar«, rief Ayrlyn, als sie sich die Stiefel angezogen hatte. »Du kannst jetzt aufhören, den verklemmten Märtyrer zu spielen. Du hast mehr als genug gesehen und sag mir nicht, es wäre nicht wahr.«
Er musste unwillkürlich grinsen, als sie sich über ihn lustig machte.
»Jetzt bist du dran.«
Er stieg ab und gab der Rothaarigen die Zügel. Dann zog er die Stiefel und Kleider aus. Das Wasser war fast nicht mehr kühl zu nennen und beinahe schon zu warm. Ihm war sehr bewusst, dass Ayrlyn und Sylenia ihn beobachteten. Es wurde nur langsam tiefer und er musste beinahe hundert Ellen weit laufen, ehe ihm das Wasser bis zu den Schenkeln reichte. Der Sand war inzwischen weichem Schlamm gewichen, der sich zwischen die Zehen presste.
Schließlich tauchte er unter und genoss die Kühle auf der Haut. Der goldene Sand half ihm schließlich, den Dreck abzuscheuern, der sich seit mehr als einer Jahreszeit auf seiner Haut gesammelt zu haben schien. Doch auch während er sich wusch, behielt er ständig das Haus auf dem Hügel im Auge.
Als er auf den Sandstrand zurückkehrte, drehte er sich noch einmal um und blickte zum Haus, aber er konnte dort keine Veränderung wahrnehmen, keine Staubwolken, die herankommende Reiter verraten hätten. Nur die Rauchfahne war zu sehen. Buk oder kochte dort jemand und war zu beschäftigt, um nach draußen zu schauen?
Er blieb einen Augenblick im Sonnenlicht stehen und versuchte, das Wasser mit bloßen Händen abzustreifen, bevor er sich mit dem kleinen Stück Tuch abtrocknete, das ihm als Handtuch diente.
Ayrlyn sah zwischen dem Haus und dem silberhaarigen Engel hin und her. »Ein hübscher Anblick.«
»Danke.« Nylan errötete unwillkürlich. Sylenia war eifrig damit beschäftigt, nicht in seine Richtung zu sehen und Weryl aus der Wasserflasche zu versorgen. »Hast du jemanden gesehen?«
»Niemanden, aber es gibt andererseits auch reichlich Deckung hier.«
Nylan war nicht sicher, ob es ihn gestört hatte, sich in aller Öffentlichkeit zu waschen, und ob das seltsame Gefühl im Bauch entstanden war, als er sich vorgestellt hatte, dass sie überrascht werden könnten. Er zog sich wieder an.
Anschließend wuschen er und Ayrlyn abwechselnd die wenige Wäsche, die sie besaßen ... und immer noch ließ sich niemand auf der Straße blicken.
»Vielleicht sollten wir gleich hier lagern?«, schlug Sylenia vor.
Nylan und Ayrlyn wechselten einen Blick.
Beide schüttelten den Kopf.
»Das Gelände ist zu offen und wir müssen rasch weiterkommen«, sagte Nylan schließlich. Er hatte kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, hier zu lagern, und er konnte spüren, dass Ayrlyn genauso empfand.
Er stieg wieder in den Sattel und vergewisserte sich, ob die vom Waschen feuchte Unterwäsche auch gut auf den Satteltaschen befestigt wäre.
Die Straße lief in einer Kurve den Hügel hinauf und an dem einsamen Gebäude vorbei, aus dessen Schornstein nach wie vor die Rauchwolke stieg. Aber die Türen waren verschlossen und die Läden des unteren Stockwerks waren verrammelt.
»Man mag hier keine Fremden«, bemerkte Nylan.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass so weit in den Süden noch Räuber kommen. Ob sie grundsätzlich gegen Fremde eingestellt sind?«
»So weit von der nächsten Stadt entfernt? Ich weiß nicht.«
Sylenia warf einen sehnsüchtigen Blick zum blauen See zurück, als sie über die nächste Hügelkuppe ritten.
CX
N esslek saß vor Zeldyans Lehnstuhl auf dem Teppich und beschäftigte sich mit einem Stapel polierter Holzklötze. Der Junge kaute auf der Ecke eines Klotzes herum und der Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel.
Seine Mutter las schweigend eine Schriftrolle, während Gethen gekühlten Grünbeerensaft aus einem Becher trank.
Schließlich schaute Zeldyan auf. »Er schreibt, dass die Engel in der Nacht Feuer auf das Bergwerk geworfen und viele Weiße Dämonen vernichtet haben. Die Überlebenden wären nach Cyador zurückgeritten und hätten nur verkohlte Ruinen zurückgelassen.«
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